"Längere Pause" für Boateng Bayern bezahlt Sieg in Hamburg teuer

Hamburg · Pep Guardiola legte die Stirn in Falten, holte kurz Luft und beendete dann das leidige Thema mit einem entschlossenen "nein, nein". Von einer auffälligen Häufigkeit an Muskelverletzungen in seinem Team wollte der scheidende Cheftrainer von Bayern München nach dem teuer erkauften 2:1 (1:1)-Pflichtsieg beim Hamburger SV nichts wissen.

"Wenn wir Jerome Boateng für längere Zeit verlieren, werden wir trotzdem mit elf Mann spielen", fügte der Spanier trotzig an. Sein Innenverteidiger ist knapp einen Monat vor dem alles beherrschenden Champions-League-Duell mit Juventus Turin der nächste Star, der länger auszufallen droht. Die Stimmung beim Rekordmeister war trotz des Sieges zum Rückrundenstart und der deutlichen Tabellenführung in der Bundesliga eher gedämpft.

Am Nachmittag erhielt der FC Bayern das Ergebnis der Kernspintomografie. Wie der Rekordmeister mitteilte, zog sich Boateng eine Muskelverletzung im linken Adduktoirenbereich zu und wird damit längere Zeit ausfallen. Genauer äußerte sich der Klub nicht zu der Ausfalldauer des Abwehrchefs. Boatengs Einsatz in der "Königsklasse" steht damit in den Sternen.

Zwar richtete Guardiola ein "großes Kompliment" an sein Team, das erste Spiel nach längerer Pause sei nie einfach. Doch bei seinen Profis machte sich keine große Zufriedenheit breit. Von ihrer eigenen Leistung schienen Kapitän Philipp Lahm und Co. wenig berauscht, die Sorgen um Leistungsträger Boateng taten ein Übriges.

Der Weltmeister war in der 56. Minute nach einem Zweikampf vom Platz gehumpelt. Er hatte sich ohne Gegnereinwirkung eine Muskelverletzung im Adduktorenbereich zugezogen. Auch Franck Ribery, Mario Götze, Juan Bernat und Medhi Benatia hatten zuletzt Muskelblessuren erlitten.

"Ohne Benatia, Boateng und mit einem noch nicht ganz fitten Javi Martinez haben wir ein Problem", räumte Guardiola ein. "Irgendwie haben wir da schon die Seuche am Fuß", sagte Stürmer Thomas Müller. "Ich hoffe, er kommt schnell wieder zurück", meinte Robert Lewandowski, der beim hart erkämpften Sieg in der Hansestadt mit einem Doppelpack für die entscheidenden Treffer gesorgt hatte (37., Foulelfmeter und 61.).

Bayern noch nicht in Topform

Die beiden Tore des Polen konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Münchner vor wichtigen Wochen in Bundesliga, DFB-Pokal und Königsklasse noch lange nicht in Topform sind. Der zwischenzeitliche Ausgleich der Hanseaten — Xabi Alonso verlängerte wohl den Freistoß von Aaron Hunt ins eigene Netz (53.) — war nicht unverdient; den Bayern fehlte noch die gewohnte Dominanz im ersten Pflichtspiel des Jahres 2016.

Grund genug für Arjen Robben, Konzentration anzumahnen. "Wenn man meint, man arbeitet langsam auf das Spiel gegen Juventus zu, dann bist du zu spät dran", sagte der Niederländer: "Wir müssen in jedem Spiel Vollgas geben." Auch Nationaltorhüter Manuel Neuer betonte, dass vor dem Achtelfinal-Hinspiel in Turin Ende Februar noch einige wichtige Aufgaben anstünden. Und Lahm forderte: "Wir müssen so schnell wie möglich wieder in die Spur kommen."

Guardiola gab sich dagegen recht entspannt. Sein Team werde hart arbeiten, um über Training und Spiele in die "perfekte Kondition" zu kommen und um "alle Wettbewerbe kämpfen" zu können, sagte der 45-Jährige. Bevor er im Sommer an Carlo Ancelotti übergibt, will er endlich richtig abräumen. Doch bis zum erhofften Triple ist es noch ein sehr weiter Weg.

(seeg/sid)
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