FC Bayern München Neuer-Ersatz Ulreich — Raus aus dem Schatten

München · Im Frühjahr wollte er noch weg, jetzt darf sich Sven Ulreich im Tor des FC Bayern beweisen – und muss sogar schon Fragen nach höheren Ambitionen abwiegeln.

 Sven Ulreich beim 3:0-sieg der Bayern auf Schalke.

Sven Ulreich beim 3:0-sieg der Bayern auf Schalke.

Foto: afp

Im Frühjahr wollte er noch weg, jetzt darf sich Sven Ulreich im Tor des FC Bayern beweisen — und muss sogar schon Fragen nach höheren Ambitionen abwiegeln.

Am vergangenen Dienstag erlebte Sven Ulreich mal wieder, wie schnelllebig das Fußball-Geschäft ist. Ob er jetzt, da er die Nummer eins im Tor des Fußball-Rekordmeister Bayern München sei, Ambitionen Richtung Nationalmannschaft hege, wurde Ulreich da gefragt. Seine trockene Reaktion: "Nee, hab' ich nicht."

In seiner Zeit als junger Stammtorwart beim VfB Stuttgart war Ulreich, immerhin dreimaliger U21-Nationalspieler, auch immer mal mit der DFB-Elf in Verbindung gebracht worden. Inzwischen aber hat er diesen Traum aufgegeben - nicht erst, seit er weiß, dass Bayern- und DFB-Kapitän Manuel Neuer, den er derzeit in München vertritt, nach seiner Fuß-OP im Januar wieder fit sein soll.

Starke Reflexe, gutes Auge - Ulreich durfte als junger Mann tatsächlich von einer großen Karriere träumen. Doch schon in Stuttgart verlor er seinen Platz im Tor nach einigen Fehlern zwischenzeitlich. Als er 2015, inzwischen wieder die Nummer eins beim VfB, auf die Bayern-Bank wechselte, schien seine Karriere in einer Sackgasse zu enden.

Im ersten Jahr bestritt er drei, im zweiten sieben Pflichtspiele als Neuer-Ersatz. Ende März machte er seiner Sehnsucht nach Veränderung im kicker Luft. Es sei ihm zwar bewusst gewesen, unter welchen Voraussetzungen er an die Isar gekommen sei, aber wenn es die Chance gebe, im Sommer "regelmäßig bei einem Verein zu spielen, dann mache ich mir Gedanken", sagte er. "Irgendwann", fügte Ulreich an, "möchte man wieder zeigen, was man draufhat."

Als er dies in der vergangenen Saison nach Neuers Mittelfußbruch kurzzeitig durfte, bremste ihn eine Bänderverletzung im rechten Ellbogen wieder aus. Seine Wechselgedanken zerstreuten sich dennoch, im Mai stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge klar, dass Ulreich dem Verein erhalten bleibe.

Auf der Linie gehört Ulreich zu den Besten seines Fachs

Jetzt ist für ihn erneut der Zeitpunkt gekommen, aus Neuers Schatten zu treten: Wenn der Kapitän wie geplant zu Rückrundenbeginn im Januar wieder auf dem Platz steht, wird Ulreich mindestens 22 weitere Pflichtspiele als dessen Ersatz bestritten haben. "Es ist immer schwierig, Manu zu vertreten", sagt er, "er ist der weltbeste Torwart — da gibt es wenig, das ich besser machen kann."

Aber manches vielleicht ähnlich gut. Spielerische Schwächen, die man ihm in Stuttgart stets vorgehalten hatte, hat Ulreich behoben. "Ich komme ja aus einer Mannschaft, in der hinten raus eher lange Bälle gespielt wurden", sagt er, "aber da wächst man dann auch rein."

Auf der Linie gehört Ulreich schon immer zu den Besten seines Fachs. Das mussten auch die Spieler von Borussia Dortmund zuletzt erfahren, als er mit zwei gehaltenen Elfmetern im Supercup-Duell im August zum Helden wurde. "Ich freue mich, wenn ich der Mannschaft helfen kann", sagte er damals bescheiden.

Ulreichs Vertrag in München läuft noch bis 2018. Und dann? "Ich weiß, was ich kann. Ich weiß auch, dass ich Manu gut vertreten kann. Und das will ich zeigen", sagt Ulreich.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort