Präsident vor Wiederwahl Uli Hoeneß — die Seele des FC Bayern kehrt zurück

München · Uli Hoeneß kehrt nach 987 Tagen wieder als Präsident zu Bayern München zurück. Die Machtverhältnisse werden sich verschieben, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wird sich einordnen und neu orientieren müssen.

Uli Hoeneß kehrt zurück: Reaktionen
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Foto: dpa

"Das war's noch nicht", rief Uli Hoeneß den Mitgliedern von Bayern München am 2. Mai 2014 bei einer außerordentlichen Sitzung im Audi Dome trotzig und bestimmt zu. 987 Tage später wird seine Ankündigung wahr: Der 64-Jährige kehrt als Präsident zu "seinem" FC Bayern zurück, es ist das meist beachtete Comeback im deutschen Fußball. Hoeneß will sein Lebenswerk beim deutschen Rekordmeister vollenden.

Dass Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung der Münchner am Freitagabend (ab 19 Uhr) gewählt wird, gilt als sicher. Trotzdem sagte er unlängst, "angespannt" zu sein. Auf seine Antritts-Rede bereitet er sich deshalb schon seit Wochen vor.

Es dürften emotionale und klare Botschaften sein, die Hoeneß nach verbüßter Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung im Audi Dome verkünden wird. "Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, ich werde sicher nicht herumeiern", sagte Hoeneß erst am Montag dem "kicker". Die "Abteilung Attacke" ist beim FC Bayern zurück.

Es ist eine Rückkehr, die von allen Seiten begrüßt wird. "Ich freue mich riesig, dass Uli Hoeneß wieder auf die Bundesliga-Bühne zurückkommt. Er wird der Bundesliga gut tun - nicht nur Bayern München", sagte etwa Sky-Experte Ottmar Hitzfeld. "Da kracht es auch mal wieder", meinte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Liga erhalte "ein Gesicht zurück, das ihr gefehlt hat", unterstrich Leverkusens Sportchef Rudi Völler. Und auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte, "dass er herzlich willkommen sein wird".

Dabei wird es gerade für Rummenigge ein Einschnitt werden. Er wird sich an der Seite von Alphatier Hoeneß, der bei Meinungsverschiedenheiten schon mal die Türen knallen lässt, neu orientieren und die Macht im Klub wieder teilen müssen. "Ich denke, dass Karl-Heinz Rummenigge und ich Bayern noch stärker machen. Ich könnte mir vorstellen, dass Karl-Heinz mehr fürs Geld verantwortlich ist und ich fürs Herz", hatte Hoeneß im September mit einem Schmunzeln erklärt.

Probleme erwartet Rummenigge nicht mit seinem langjährigen Wegbegleiter, der mit großer Wahrscheinlichkeit auch wieder Chef des mächtigen Aufsichtsrates werden wird. "Ich kenne ihn jetzt seit 42 Jahren und habe zu Spieler-Zeiten mit ihm zusammen im Doppelbett geschlafen. Wir haben ein total intaktes, freundschaftliches, sauberes Verhältnis", sagte Rummenigge der Sport Bild. Es sei "fruchtbar für den Klub", fügte er im Handelsblatt an, "dass wir beide eine eigene Meinung haben".

Wirtschaftliche Zahlen sind wieder beeindruckend

Wirtschaftlich wird der FC Bayern auch am Freitag wieder beeindruckende Zahlen vorlegen. "Die Mitglieder können sich darauf freuen", sagte Rummenigge bereits. Sportlich bot der FC Bayern in den letzten Wochen unter Trainer Carlo Ancelotti allerdings ungewohnte Angriffsflächen. Hoeneß hat sich dazu (noch) nicht geäußert. Vielleicht schon am Freitag? Rummenigge erwartet eine "spektakuläre" und "stimmungsvolle" Versammlung. Es wird auf jeden Fall wieder ein anderer Wind beim FC Bayern wehen.

Der streitbare Hoeneß, der rund 50 Millionen Euro Steuern zurückgezahlt hat, ist nach seiner Haft zwar demütiger geworden. Er lebt bewusster und verbrachte zuletzt möglichst viel Zeit mit der Familie. Doch von seinem Ehrgeiz und seinem Tatendrang hat er nichts eingebüßt. Er fühle sich trotz der für ihn schwierigen letzten Jahre noch zu jung fürs Altenteil, sagte er bestimmt.

Hoeneß kündigte bereits an, die Jugendarbeit beim FC Bayern forcieren zu wollen. Auch mit den Basketballern hat er Großes vor. Zugleich will Hoeneß beim oft kühl agierenden FC Bayern "das Familiäre leben". Aber das, im Gegensatz zu früher, nicht mehr "sieben Tage die Woche 24 Stunden lang".

Trotzdem: Die Rückkehr von Hoeneß wird auch bei den Stars sehnsüchtig erwartet, wie Franck Ribéry unlängst verdeutlichte: "Uli ist so wichtig für den Verein. Bayern hat so viel Power, aber Uli kann dem Verein trotzdem noch einmal mehr geben. Er hat so viel Kraft, so viel Euphorie. Uli ist das Herz des Vereins."

(sid)
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