Bayern und BVB suchen Personal Fachkräftemangel

Dortmund/München · Der FC Bayern präsentiert zur neuen Saison bestenfalls eine 1c-Lösung als Trainer, und in Dortmund experimentieren sie in der sportlichen Krise mit neu geschaffenen Posten. Beiden ist also eines gemein: Sie müssen mangels Wunschlösungen improvisieren.

 Uli Hoeneß und sein Wunschtrainer, der aber in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung steht.

Uli Hoeneß und sein Wunschtrainer, der aber in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung steht.

Foto: dpa, mb_hak nic ase nic

Einen Karsamstagabend wirkte die Welt des FC Bayern vollkommen. Schließlich hatten die Münchner im BVB den nominell großen Rivalen der jüngeren Vergangenheit mit 6:0 gedemütigt. Eine plastischere Machtdemonstration auf nationaler Ebene scheint auch im Selbstverständnis von Präsident Uli Hoeneß kaum denkbar. Doch das 6:0 musste noch einen zweiten Zweck erfüllen: Es musste von einer höchst unbefriedigenden Personalsituation beim Rekordmeister ablenken.

Und das, wo der Rekordmeister in der Regel bei der Konkurrenz für unbefriedigende Personalsituationen sorgt, weil er dort die besten Leute wegholt. Doch seit einiger Zeit tut sich der FC Bayern schwer, die besten Leute zu bekommen. Nicht die besten Spieler, die besten Kandidaten für den Job des Trainers oder des Sportdirektors. Es herrscht Fachkräftemangel an der Säbener Straße. Und wer nach Gründen dafür sucht, landet oft bei einem Namen: dem von Uli Hoeneß.

Neuer Trainer nur dritte Wahl

Wen immer er auf einer eigens dafür einberufenen Pressekonferenz demnächst als künftigen Trainer vorstellen wird, der wird nur dritte Wahl sein. Denn alle Welt weiß, dass Hoeneß' Plan A vorsah, Jupp Heynckes zu überreden, im zarten Alter von dann 73 den Freundschaftsdienst um noch ein weiteres Jahr zu verlängern. Als das aussichtslos wurde, stimmte Hoeneß Plan B zu: Verhandlungen mit Thomas Tuchel.

Der frühere Dortmund-Coach soll dem Vernehmen nach aber freundlich abgesagt haben - mit zwei Hinweisen: erstens dem, schon lange auf ein Angebot aus München gewartet zu haben, aber zweitens dem, inzwischen bei einem ausländischen Top-Verein im Wort zu stehen für die kommenden Spielzeit. Bis "spätestens Ende April", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei Sky, solle der neue, "deutschsprachige" Coach feststehen. Der mit der imaginären Rückennummer 1c - auch wenn die Münchner natürlich dem Eindruck entgegentreten, sie seien von der Absage Tuchels düpiert worden.

Der neue Trainer wird dann mit Hasan Salihamidzic zusammenarbeiten. Dem Sportdirektor der Bayern. Nach allgemeiner Lesart ebenfalls keine Wunschlösung. Die hätte im Optimalfall Philipp Lahm geheißen. Aber der Mann, der Vereinslegende, Weltmeister und Ehrenspielführer der Nationalelf in einer Person ist, winkte im vergangenen Sommer ab. Diplomatisch, wie es seine Art nach außen hin ist. Aber es sickerte dann eben doch durch, dass er sich mehr Kompetenzen gewünscht hatte, als Hoeneß ihm letztlich zugestehen wollte. "Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht zum FC Bayern zurückkehren werde. Es kommt immer darauf an, zu welchem Zeitpunkt und: Um was geht's? Man soll nie nie sagen", sagte Lahm neulich im Interview mit unserer Redaktion.

Ist es also Hoeneß, der mit seiner Omnipräsenz verhindert, dass manche Wunschlösung Realität wird bei seinem FC Bayern? Und das, wo er doch angekündigt hatte bei seiner Wiederwahl zum Präsidenten am 25. November 2016, er müsse sich nicht mehr in alles einmischen. Das Tandem Rummenigge und Hoeneß werde nicht mehr so viel streiten, hatte Hoeneß irgendwann auch mal versprochen, aber dafür kommen sich dann doch Rummenigges rationale Entscheidungsfindung und Hoeneß' Verlassen auf seinen Instinkt zu oft in die Quere.

Viel Gesprächsbedarf in Dortmund

In Matthias Sammer berät derweil ein früherer Münchner Sportdirektor, der sich ebenfalls mehr Kompetenzen gewünscht hätte, künftig Borussia Dortmund. Erst einmal alle zwei Wochen, per Telefonschalte, heißt es. Aber wer Sammer kennt, kann sich kaum vorstellen, dass er derart passiv agieren wird. Gerade, wo es beim BVB ja genug Gesprächsbedarf gibt.

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Nicht nur wegen des 0:6 vom Samstag. Vor allem wegen der Frage, wer mal wieder eine langfristige Lösung auf der Trainerbank sein kann. Peter Stöger ist es kaum. Peter Bosz war es vorher auch nicht. Tuchel hätte es aus sportlicher Sicht sein müssen, aber ihn entließen die Bosse wegen zwischenmenschlicher Differenzen. Ein Vorgang, den viele Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke heute mehr denn je verübeln. Nun soll also Sammer helfen und Ex-Kapitän Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzmannschaft. "Vielleicht ist es mal eine ganz gute Situation, damit man im Verein alle Steine umdreht. Man muss nicht nur ein Rädchen, sondern ein paar Räder drehen", sagte Stöger selbstkritisch.

Selbstkritik könnte beim Kampf gegen den Fachkräftemangel am Ende das entscheidende Rad sein. In Dortmund wie in München.

(klü)
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