Konkurrenzkampf beim Meister FC Bayern versucht's mit James und Müller

Shanghai/Düsseldorf · Thomas Müller oder James Rodriguez? Diese Frage treibt die Bayern um. In China gab Trainer Carlo Ancelotti eine erste Antwort.

Carlo Ancelottis ständige Wegbegleiter haben zwei neue Lieblingsfragen. Die eine lautet: "Warum sehen Sie so schlank aus?" Die andere: "Wer von den beiden neuen Konkurrenten Thomas Müller und James Rodriguez wird in der ersten Elf spielen?" Die Antwort auf die erste Frage hat Bayern Münchens Fußball-Trainer der "Bild" gegeben: "Ich habe abgenommen." Wer hätte das gedacht. Vier Kilo sollen im Urlaub gepurzelt sein. Das ist allerhand bei einem, der in seiner Biografie glaubwürdig versichert: "Ich kann fressen wie ein Pferd."

Die Antwort auf die zweite Frage gab er gestern mit seiner Aufstellung im Testspiel gegen den FC Arsenal im chinesischen Shanghai. Müller und James standen gemeinsam in der Startelf - wie schon beim zweiten 45-Minutenspiel im Rahmen des sogenannten Telekom-Cups am vergangenen Wochenende in Mönchengladbach gegen Werder Bremen. Und das Zusammenspiel sah sehr harmonisch aus. Ihre Mannschaft verlor in Fernost das Vorbereitungsspiel auf die Bundesliga-Meisterschaft im Elfmeterschießen, weil die Veranstalter das Freundschaftsspiel in eine kleine Pokalserie eingebunden haben und ein Sieger hermusste.

Thomas Müller bei der EM 2021: Bayer, WM-Torjäger, Weltmeister - Portrait
28 Bilder

Das ist Thomas Müller

28 Bilder
Foto: afp, desk

Erst in der Nachspielzeit fing sich der deutsche Meister den 1:1-Ausgleich ein. Zuvor hatte er die Begegnung zum Teil deutlich dominiert und war mit den Torchancen ziemlich verschwenderisch umgegangen. Daran beteiligten sich Müller und James. Den einzigen Treffer der Bayern erzielte Robert Lewandowski mit einem Foulelfmeter. Der Strafstoß wäre nicht in jeder Begegnung und von jedem Schiedsrichter verhängt worden.

Ancelotti wird trotzdem mit einiger Genugtuung festgestellt haben, dass seine Mannschaft schon einen ordentlichen Rhythmus auf den Platz bringt. Das liegt zum einen an der Schonzeit, die Bundestrainer Joachim Löw seinen arrivierten Nationalspielern während des Confed-Cups gewährte. Zum anderen liegt es daran, dass selbst große Stars wie Thomas Müller verstanden haben, wie sie sich im Kampf um die wenigen Startplätze in der Offensive zeigen müssen. Müller gelingt es mit erkennbarer Frische und der Müller-Lockerheit. Er antwortet auf die Frage nach dem neuen Mitbewerber James: "Hochinteressante Frage, die für Schlagzeilen gemacht ist." Kampfansagen an James erspart er sich und seinem Trainer.

Ancelotti weiß natürlich, dass Müller als richtiger Bayer ein ganz wichtiger Mann für die Fans ist. Er steht für die bayerische Identität des Klubs, die Münchens Firmenleitung bei aller Orientierung an den internationalen Maßstäben nicht aufgeben will. Dennoch hat der Trainer aus Italien Müller in den wichtigen Spielen der vergangenen Saison nicht für die Startformation aufgestellt. Der Nationalspieler hat ihm diese Entscheidung aber auch nicht schwergemacht, denn er war nicht in Form. Das sieht jetzt schon anders aus.

FC Bayern München - FC Arsenal: die Bilder des Spiels
17 Bilder

Bayern - Arsenal: die Bilder des Spiels

17 Bilder

Deshalb bemüht sich Ancelotti, den Konkurrenzkampf zwischen James und Müller zum Alltag in einem ambitionierten Klub zu rechnen. "Wir haben James nicht gekauft, um Müller zu ersetzen", versichert der Coach. Und Müller geht ebenso bereitwillig zur Tagesordnung über. "Wir haben im Zentrum viele Spieler, da kann der Trainer sich glücklich schätzen", urteilt der Weltmeister von 2014, "James ist ein Spieler, der uns besser macht und weiterbringt."

Dass Müller im Wettbewerb um die Startplätze herausfallen könnte, hat die bayerischen Mitbewerber in Europa bereits auf den Plan gerufen. Juventus Turin, der FC Chelsea, Arsenal und Liverpool sollen sich vorsichtig nach einem Transfer erkundigt haben. Der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erteilt der Einfachheit halber öffentlich eine Absage. "Müller ist unverkäuflich, weil er perfekt zum FC Bayern passt", erklärt Rummenigge in der "Sport-Bild". Vielleicht hat er seinen Sinn für Traditionspflege entdeckt. Zumindest dann, wenn es dem Geschäft nützt.

(pet)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort