Bayern zu Gast bei Arsenal Wachsam, wachsamer, Neuer

Köln · Bayern-Torhüter Manuel Neuer beweist aufs Neue seine Weltklasse. Beim FC Arsenal steht der angeschlagene Weltmeister am Dienstag im Tor.

FC Bayern München: Manuel Neuer rettet weltklasse gegen Yuya Osako
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Neuer bewaht Bayern in Köln vor Rückstand

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Der Kopfball war nahezu perfekt angesetzt: Mit möglichst viel Druck im Rückwärtslaufen, gegen die Laufrichtung des Torhüters. Yuya Osako hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um Köln in Führung zu bringen. Gegen die meisten Torhüter hätte das auch gereicht. Nicht aber gegen Manuel Neuer. Der Bayern-Torwart lenkte den Ball in unnachahmlicher Art mit seinen Fingerspitzen der linken Hand doch noch über die Latte. Die Parade war eine abermalige Bestätigung dafür, dass der 30-Jährige im vergangenen Jahr völlig zu Recht zum vierten Mal in Folge als Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet wurde. Am Dienstag, im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Arsenal in London (Hinspiel 5:1), steht der Keeper trotz seiner Rückenprobleme im Tor.

Die Szene in Köln unterstrich nicht nur Neuers außerordentliche athletische Fähigkeiten, sondern vielmehr noch seine mentale Stärke. Als Torhüter der Übermacht im deutschen Fußball wird er in der Regel nicht vom Gegner warmgeschossen. Nein, als Schlussmann dieser Bayern-Mannschaft wird er meist nur ein, zwei, vielleicht drei Mal geprüft. In diesen Szenen gilt es, zur Stelle zu sein. Neuer ist auf dem Gebiet der andauernden Wachsamkeit unantastbar. Unvergessen ist sein Reflex gegen Karim Benzema kurz vor Ende des WM-Viertelfinals 2014 gegen Frankreich (1:0).

Im Spiel zuvor gegen Algerien (2:1 nach Verlängerung) hatte Neuer bereits eine seine weiteren herausragenden Qualitäten präsentiert: das Mitspielen als quasi gleichwertiger Feldspieler, als Ausputzer und spielstarker Libero. Der "Kicker" taufte ihn daraufhin "falsche 5". Diese Fähigkeiten pflegt Neuer nicht nur, sie sind für ihn verpflichtendes Stilmittel bei der Vereinswahl. Als Neuer im vergangenen Jahr seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2021 verlängert hatte, sagte er kurz darauf: "Ich würde zu keinem Verein wechseln, bei dem ich jeden Ball lang schlagen muss."

Mitverantwortlich für die Entwicklung des Weltmeisters ist vor allem ein Mann, dessen Namen nur wenige auf dem Schirm haben: Toni Tapalovic, ehemaliger Bundesliga-Keeper bei Schalke und Bochum, jetzt Torwarttrainer beim FC Bayern. "Er ist für mich im Profifußball die wichtigste Figur", sagt Neuer.

Längst ist die Abscheu vergessen, die Neuer entgegenschlug, als der damals 25-Jährige im Jahr 2011 vom FC Schalke 04 nach München wechselte. "Koan Neuer"-Plakate wurden in der Arena in Fröttmaning jedenfalls lange nicht mehr gesichtet. Auch die Bayern-Ultras, die Neuer damals seine Zugehörigkeit zur Gelsenkirchener Ultraszene übelnahmen, stellten mit den Jahren ihren vermeintlich verletzten Stolz hinten an. Sie haben erkannt, dass es weit wertvoller ist, den besten Torhüter der Welt im Kasten zu wissen.

(erer)
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