Spanier patzt gegen Porto Alonsos tiefer Fall: Vom Anführer zum Risikofaktor

Porto · Xabi Alonso posierte im Bankettsaal noch professionell mit einigen Bayern-Fans für ein Handyfoto, ein Lächeln konnte er sich dabei aber beim besten Willen nicht abringen. Für den 33 Jahre alten Spanier markierte die bittere 1:3-Niederlage des FC Bayern beim FC Porto im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League den nächsten Tiefpunkt bei seinem dramatischen Leistungsabfall in München.

FC Bayern München: Xabi Alonso verliert den Ball vor dem 0:1
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Xabi Alonso verliert den Ball vor dem 0:1

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Der fatale Ballverlust des letztjährigen Champions-League-Siegers mit Real Madrid gegen Jackson Martinez kurz nach dem Anpfiff leitete den fatalen Münchner Fußball-Abend in Portugal ein. "Wir haben alle gesehen, dass wir nicht unbedingt grandios begonnen haben", bemerkte Nationalspieler Thomas Müller. Ricardo Quaresma verwandelte den Elfmeter nach Foul von Manuel Neuer an Martinez, der frei auf ihn zugelaufen war, nachdem er Alonso den Ball abgenommen hatte.

Neuer konnte den Fehler seines Teamkollegen nicht mehr ausbügeln, sondern hätte sein Foul fast noch mit einer Roten Karte teuer bezahlt. "Nach so einer Aktion weiß man nicht, was passiert", gestand Neuer erleichtert, nachdem er mit Gelb davonkam.

Stars des FC Bayern München reisen mit gesenktem Haupt aus Porto ab
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Bayern-Stars reisen mit gesenktem Haupt aus Porto ab

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Offenbar angesteckt von Alonso verschuldete Dante nur kurz darauf das zweite Gegentor von Quaresma, und nach der Pause ermöglichte Jerome Boateng mit Patzer Nummer drei das dritte Gegentor zum 1:3 durch Martinez. "Ich habe keine Erklärung dafür, bin aber auch nicht bereit, irgendwo den Stab darüber zu brechen", sagte Sportvorstand Matthias Sammer zum Versagen der drei erfahrenen Bayern-Profis.

Solche krassen Fehler habe man in der laufenden Saison kaum gesehen, meinte Weltmeister Neuer und nahm die Schuldigen in Schutz: "Da wird den Spielern kein Vorwurf gemacht. Wir verlieren auch zusammen."

Alonso hat sich jedoch vom bestaunten Anführer, der das Spiel des FC Bayern nach seiner spektakulären Verpflichtung kurz nach Saisonbeginn auf Anhieb mit seiner Übersicht und Passgenauigkeit aus dem defensiven Mittelfeld heraus steuerte, zu einem Risikofaktor entwickelt. Sein Negativlauf ist alarmierend, bei seinen letzten drei Einsätzen in der Königsklasse ging immer etwas schief: Beim 2:3 gegen Manchester City Ende November unterlief ihm an seinem Geburtstag ein Fehlpass, der kurz vor Schluss zum 2:2-Ausgleich führte. In seiner 100. Champions-League-Partie im Achtelfinal-Hinspiel gegen Schachtjor Donezk in Lwiw (0:0) flog er nach wiederholtem Foulspiel vom Platz.

Alonso wirkt überspielt. Ihm fehlt die geistige Frische, seine Souveränität hat er eingebüßt. Wenn er aggressiv unter Druck gesetzt wird, steigt die Fehlerquote. Ihm fehlt Tempo, immer häufiger sieht er unter Druck und in Zweikämpfen alt aus. Nach der Pause wäre ihm fast noch ein weiterer folgenschwerer Ballverlust unterlaufen. Wütend auf sich selbst, trommelte er mit der Faust auf den Rasen.

FC Bayern München: Jerome Boateng verschätzt sich vor dem 1:3
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Boateng verschätzt sich vor dem 1:3

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In der 74. Minute erlöste ihn Trainer Pep Guardiola mit der Auswechslung. Kollege Dante durfte durchspielen. Den Brasilianer hatten die Bayern-Verantwortlichen vorher noch extra starkgeredet. Dann irrlichterte der Innenverteidiger teilweise auf dem Platz wie beim 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale. Aufbauende Worte kamen ausgerechnet vom Youngster Sebastian Rode: "Die Jungs sind erfahren genug, dass sie die Fehler wegstecken."

(dpa)
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