Nach Pleite des FC Bayern in Hamburg Jetzt will Uli Hoeneß die Torkamera
München (RPO). Erst schwoll Uli Hoeneß mal wieder der Kopf rot an, dann forderte der Manager des FC Bayern München strikte Reformen, die den Fußball verändern würden. Nachdem die Bayern zum Rückrunden-Auftakt beim Hamburger SV unter anderem wegen eines regulären, aber aberkannten eigenen Treffers mit 0:1 verloren hatten, forderte Hoeneß mit Nachdruck die Einführung der Torkamera.
Bundesliga 08/09, 18. Spieltag: Reaktionen
"Das ist eine Szene, wo ich unbedingt dafür bin, dass es die Torkamera gibt", meinte Hoeneß. In Hamburg hatten die Bayern durch Mladen Petric vor der Pause das 0:1 kassiert. Im zweiten Durchgang markierte Miroslav Klose zwar den vermeintlichen Ausgleich, doch Referee Knut Kircher verweigerte dem Treffer die Anerkennung.
HSV-Torwart Frank Rost hatte den Ball aus dem Tor geschlagen, das Schiedsrichtergespann konnte die Szene aber nicht richtig erkennen. Erst eine Computer-Animation bestätigte, dass der Ball tatsächlich in vollem Umfang hinter der Linie war und die Bayern benachteiligt wurden.
"In so einer Situation hätte ich gerne die Technik", meinte Hoeneß, dessen Team in der Tabelle auf den vierten Platz zurückfiel und einen Rückschlag im Titelrennen kassierte.
Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann brauchte trotz der Erkenntnis, sein Team habe "die erste halbe Stunde komplett verpennt", hingegen nur wenige Minuten, um zum gewohnten Selbstverständnis der "Mir san mir"-Bayern zurückzufinden. "Natürlich ist man im ersten Moment enttäuscht und sauer, aber wir haben noch 16 Spiele vor uns, in denen wir dieses Ergebnis korrigieren können. Wir haben weiter alle Möglichkeiten, aus eigener Kraft deutscher Meister zu werden", sagte der Coach und blies sofort wieder zum Angriff: "Wir müssen uns die Punkte gleich nächste Woche gegen Dortmund zurückholen."
Nachwuchs-Star Toni Kroos wird dann aber nicht mehr dabei sein. Am Samstag liehen die Münchner den Mittelfeldmann mit sofortiger Wirkung bis Juni 2010 an den Liga-Konkurrenten Bayer Leverkusen aus.
Nationalspieler Philipp Lahm meinte: "Wenn wir gleich unsere erste Chance genutzt hätten, wäre es vielleicht wie gegen den VfB gelaufen." So war der HSV von Beginn an Herr im eigenen Haus, erspielte sich eine Torchance nach der anderen und wurde kurz vor der Pause durch das neunte Saisontor seines kroatischen Stürmerstars Mladen Petric (44. Minute) belohnt.
Zuvor waren die Hanseaten bei einem Schuss von Piotr Trochowski (6.) am Pfosten gescheitert, hatten andererseits aber auch Glück, dass ein vermeintlicher Treffer von Luca Toni wegen angeblichen Foulspiels zurückgepfiffen wurde (28.).
Nach einem weiteren Pfostentreffer durch Petric Sekunden nach dem Wiederanpfiff wurden die Bayern dann immer stärker, vergaben ihre guten Chancen aber gleich reihenweise. So konnte HSV-Coach Martin Jol mit dem knappen Erfolg letztlich sehr zufrieden sein. "Wenn man 1:0 gegen Bayern gewinnt, die fünf Tore gegen Stuttgart gemacht haben, dann ist das hervorragend. Natürlich hätten wir ein paar Tore mehr machen können, aber auch der Gegner hatte seine Möglichkeiten."
An eine Chance seiner Mannschaft auf den Meistertitel wollte der Niederländer derweil noch nicht glauben. "Wir bleiben auf dem Teppich, denn wir haben ein junges Team, das sich erst noch weiter entwickeln muss." Ähnlich sah es der Schütze des goldenen Tores: "Wir haben jetzt das erste Spiel in der Rückrunde gewonnen. Es ist zu früh, schon wieder vom Titel zu sprechen", meinte Petric.
Torwart Frank Rost, der zum 100. Mal in einem Bundesligaspiel ohne Gegentreffer blieb, war da schon etwas mutiger: "Es wird sich nächste Woche bewahrheiten, was dieser Sieg wert ist. Dann müssen wir beim Karlsruher SC nachlegen. Wenn wir das schaffen, können wir bis zum Saisonende oben mitspielen."
Allerdings mussten die Hamburger den Sieg teuer bezahlen. Innenverteidiger Bastian Reinhardt erlitt einen Mittelfußbruch und wird den Norddeutschen etwa drei Monate fehlen. Ob Reinhardt operiert werden muss, wird am Montag entschieden.
