Zur Erinnerung (derartige Hypes leiden ja bisweilen unter einer geringen Halbwertzeit): Das Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen hatte Pep Guardiola auf einem Holz-Klappstuhl verfolgt. Den gab es anschließend zwar nicht im Bayern-Fanshop zu kaufen, aber die Vorstellung, er könnte im Sortiment auftauchen, war amüsant genug.

So ein Klappstuhl mag ein Allerwelts-Möbelstück sein, trotzdem findet sich beileibe nicht in jedem Haushalt einer. Diesmal ist der Nachahm-Faktor weitaus größer. Denn — und jetzt lehnen wir uns weit aus dem Fenster — eine Hose hat fast jeder. Der Kniebeugen-Torjubel vor dem Kleiderschrank sollte ebenfalls kein Problem sein. Auch ein besonders enges Exemplar findet sich gewiss, selbst wenn die Enge nicht aus den Modemetropolen Paris oder Mailand kommt, sondern aus der Pommesbude um die Ecke.

Für einige Beobachter war es beruhigend, dass Guardiola modisch menschelt. Andere Stimmen stellen den seitlichen Nahtriss jedoch in eine Reihe mit Arjen Robbens Bauchmuskelriss, David Alabas Innenbandriss, Medhi Benatias Muskelfaserriss, Tom Starkes Außenbandriss und Javi Martinez' Kreuzbandriss.

Wenn es in diesen Tagen ums Thema "Risse" beim FC Bayern geht, ist der Weg zu Doktor Müller-Wohlfahrt nicht weit (deutlich kürzer als die Strecke von der Säbener Straße zu seiner Innenstadt-Praxis). "Mull" war nach seinem Rücktritt weder zur Stelle um medizinisch-modische Erste Hilfe zu leisten. Noch steht er als Sündenbock zur Verfügung. Ein Vereinsschneider wurde auf der Payroll des FC Bayern bislang nicht gesichtet. So schnell kann in München die heile Welt zurückkehren — selbst wenn etwas kaputt gegangen ist.