Bayern München Mario Götze: Treueschwur oder Lippenbekenntnis?

Mario Götze besitzt beim FC Bayern einen Vertrag bis zum Sommer 2017 und dennoch ranken sich seit Wochen zahlreiche Wechselgerüchte um den 23-Jährigen, der allzu oft in München nur zweite Wahl war. Nun hat der WM-Held von 2014 verkündet, dass er sich auf die neue Saison in München freue und gleichzeitig den Berater gewechselt. Was bedeutet das alles für Götzes Zukunft?

FC Bayern München: Mario Götze sieht das Finale auf der Bank
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Verletzter Götze verfolgt das Finale auf der Bank

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"Ich freue mich auf die neue Saison in München und werde alles daran setzen, bei meinem ersten Training unter Carlo Ancelotti topfit anzutreten", sagte er der "Bild". "Ich will richtig angreifen. Bei Bayern und zuvor bei der EM", schrieb Götze bei Facebook und stellte das Hashtag ‪#‎partofbayern dazu. Wer will, darf da gerne eine kämpferische Aussage Götzes verstehen, doch was soll Götze auch sagen? Soll er sagen, dass er den Klub unbedingt sofort verlassen will? Und seinen Arbeitgeber damit sowohl verärgern, als auch gleichzeitig den eigenen Marktwert zu senken? Götze verhält sich professionell, nicht mehr und nicht weniger.

Nicht viel, denn Götze will spielen. Bei den Bayern durfte er das in den vergangenen drei Spielzeiten zwar recht regelmäßig, in den wichtigen Spielen blieb ihm aber oft unter Trainer Pep Guardiola aufgrund der übermächtigen Konkurrenz nur die Zuschauerrolle. Der Katalane wechselt zu Manchester City, der Italiener Carlo Ancelotti übernimmt ab Juli das Traineramt. Ein neuer Coach kommt, die Konkurrenten bleiben. In Renato Sanches wurde unlängst für 35 Millionen Euro ein zusätzlicher Mittelfeldspieler verpflichtet. Ancelotti soll Götze zudem in einem Telefonat bereits zum Wechsel geraten haben. Götze dazu in der "Bild": "Mit Ancelotti hatte ich — entgegen anderslautender Meldungen — ein gutes Gespräch."

Nicht unbedingt, allerdings gibt es einige Indizien, die dafür sprechen. Auch Götze hat registriert, dass der Klub alle anderen Leistungsträger früh langfristig gebunden hat. Mit Götze sollen bislang keine Gespräche stattgefunden haben, was nicht auf höchste Wertschätzung beim aktuellen Arbeitgeber schließen lässt. Fakt ist: Götzes Vertrag endet nach der kommenden Spielzeit. Wollen die Bayern noch eine Ablöse für den einstigen 37-Millionen-Euro-Transfer und Großverdiener (geschätztes Jahresgehalt zwölf Millionen Euro) kassieren, bietet sich in diesem Sommer die letzte Gelegenheit. 2017 könnte er den Klub ablösefrei verlassen, aktuell könnten die Bayern ca. 20 Millionen Euro kassieren.

Immer wieder wird über eine Rückkehr Götzes zu Borussia Dortmund spekuliert. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gab sich zuletzt schmallippig, doch der "kicker" berichtet aktuell, dass beim BVB eine Rückholaktion Götzes inzwischen von der Mehrheit der Entscheider befürwortet werde. Doch die Dortmunder sind in der Offensive auch ohne Götze gut besetzt, brauchen ihn nicht um jeden Preis. Ein zweiter Interessent ist der FC Liverpool mit dem ehemaligen Dortmunder Trainer und Götze-Förderer Jürgen Klopp. Die Engländer könnten auch ohne Teilnahme an Champions- oder Europa League sein üppiges Gehalt stemmen. Auch die Ablöse ist kein Problem für die "Reds". Doch will Götze auf die internationale Bühne verzichten?

Götze will spielen. Und deshalb liegt seine Zukunft auch außerhalb Münchens. Es spricht vieles dafür, dass Götze noch in diesem Sommer München verlassen wird, spätestens aber 2017. Will Götze nach Dortmund zurück? Sollte er das seinem Ex-Klub bereits signalisiert haben, wie die "Süddeutsche Zeitung" schon vor einiger Zeit aus dem Umfeld des Spielers erfahren haben wollte, wäre auch eine Verabredung über einen ablösefreien Wechsel zurück ins Ruhrgebiet eine vorstellbare Lösung. Für den BVB hätte diese Lösung natürlich den Vorteil, dem FC Bayern nicht gleich wieder einen hübschen Teil der Ablöse für Mats Hummels zurückzahlen zu müssen.

Götze stand viele Jahre bei Marktführer "SportsTotal" von Volker Struth unter Vertrag, die Trennung kam überraschend, erfolgte laut Pressemitteilung "einvernehmlich". Künftig wird Götzes Vater die Geschicke seines Sprösslings übernehmen, wird also an künftigen Verträgen des Offensivspielers mitverdienen. Das muss nichts bedeuten, spricht aber nicht unbedingt gegen einen Wechsel, da Berater an Transfers verdienen.

Wie geht es weiter?

Die Bayern und ihr neuer Trainer werden in aller Ruhe beobachten, wie sich Götze bei der EM in Frankreich präsentiert und ob er Werbung in eigener Sache betreibt. Ob bei Ancelotti, oder einem anderen internationalen Top-Klub. Die Bayern forcieren keinen Wechsel, sie wissen aber, dass sie selbst bei einer schwachen EM Götzes nach dem Turnier noch einen Abnehmer für den Siegtorschützen des WM-Finals gegen Argentinien finden würden. Und auch Götze hat keinen besonderen Druck. Wer weiß, vielleicht folgt Thiago ja doch Guardiola nach England. Oder ein Bayern-Mittelfeldspieler verletzt sich schwer. Und plötzlich werden die Karten in München neu gemischt. Im schlimmsten Fall versucht er einen Neuanfang in München, scheitert dabei und wechselt anschließend ablösefrei. Götze fällt weich.

(can)
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