Ex-Präsident des FC Bayern München Hoeneß-Erpresser bei Geldübergabe festgenommen

München · Dem Ex-Präsidenten des FC Bayern wurde Gewalt im Gefängnis angedroht. Der 62-Jährige will seine Strafe nicht in Landsberg verbüßen.

Uli Hoeneß verabschiedet sich von seinem FC Bayern München
11 Bilder

Uli Hoeneß verabschiedet sich von seinem FC Bayern

11 Bilder
Foto: dpa, ah fpt

Vor ein paar Tagen erhielt Uli Hoeneß (62) einen zunächst unverdächtigen Brief an seine Privatadresse. Der Inhalt entpuppte sich allerdings als brisant. Ein Erpresser verlangte rund 200 000 Euro, ansonsten würde Hoeneß im Gefängnis Probleme bekommen, so stand es in dem mehrseitigen Schreiben an den früheren Präsidenten des FC Bayern, der im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sei am Samstagabend bei einer fingierten Geldübergabe in München-Sendling ein 50 Jahre alter Tatverdächtiger festgenommen worden. Hoeneß habe nach Erhalt des Schreibens sofort die Polizei eingeschaltet und das Schriftstück übergeben. Der Tatverdächtige habe dann beim Treffen zur Geldübergabe versucht, sich aus dem Staub zu machen. Bei seiner Flucht mit einem Fahrrad sei er jedoch gestürzt und dann zur Behandlung seiner Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden.

Nicht wegen dieses Vorfalls, sondern wegen der Verletzung seiner Privatsphäre wehrt sich Hoeneß (Foto: Reuters) nun gegen die Verbüßung seiner Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg am Lech. Der NRW-Vorsitzende der Strafvollzugsbediensteten, Peter Brock, hält die Unterbringung in einem anderen Gefängnis für sinnvoll. Brock betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, zwar habe ein zu Freiheitsentzug Verurteilter kein Wahlrecht, in welchem Gefängnis er seine Strafe antritt. Von dieser Regel gebe es aber Ausnahmen, etwa wenn in einer bestimmten JVA seine Sicherheit gefährdet sei. Bei einem derart prominenten Häftling wie Hoeneß könne es sich die bayerische Justiz erst recht nicht erlauben, ihn ausgerechnet dort unterzubringen, wo ihm Repressalien angedroht worden sind. Grundsätzlich habe in einem solchen Fall jeder angehende Häftling das Recht, beim Haftrichter zu beantragen, woanders eingewiesen zu werden.

Brock zeigte sich darüber entsetzt, dass die Anstaltsleitung in Landsberg am Lech einen Tag der offenen Tür für die Presse organisierte: "Das geht gar nicht. Die Gefängnismauern sind nicht nur gegen Ausbruchsversuche da, sondern auch dafür gebaut, um die Privatsphäre der Häftlinge zu schützen." Hier habe es die JVA-Leitung an Fingerspitzengefühl fehlen lassen.

In NRW würde Hoeneß nach Ansicht von Brock sofort in den offenen Vollzug verlegt: "Bei dem brennt ja nix an, da besteht weder Fluchtgefahr noch die Gefahr, dass er weitere Straftaten begeht." In die JVA Aachen, wo viele Schwerverbrecher untergebracht seien, käme jemand wie Hoeneß nicht. Man achte darauf, in welche JVA ein Häftling reinpasse. So gebe es Gefängnisse, in denen sich vorwiegend Verurteilte befänden, die bis zu 24 Monaten Haftzeit zu erwarten hätten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort