Arbeitsplatz in Jugendabteilung Hoeneß ist die Seele der Bayern geblieben

München/Düsseldorf · An seinem 63. Geburtstag hat der Freigänger seinen neuen Job im Nachwuchsbereich des Rekordmeisters angetreten. Später feierte er mit Freunden im Restaurant Käfer seinen Ehrentag.

Uli Hoeneß: FC Bayern München, Abteilung Attacke, Steuerhinterzieher
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Das ist Uli Hoeneß

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An seinem 63. Geburtstag hat der Freigänger seinen neuen Job im Nachwuchsbereich des Rekordmeisters angetreten. Später feierte er mit Freunden im Restaurant Käfer seinen Ehrentag.

Viele würden erst einmal Ruhe suchen. Sich zurückziehen. Uli Hoeneß hat das mit seiner "Familie" auch gemacht. Als er am vergangenen Freitag offiziell von der bayerischen Justiz zum Freigänger erklärt wurde, fuhr er noch am selben Tag auf die Geschäftsstelle des FC Bayern München an der Säbener Straße. Dort ist seine Heimat. Dort ist sein Rückhalt. Sein Büro ist das alte geblieben, die Position wurde für ihn neu geschaffen. Hoeneß ist als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" angestellt. Gestern, an seinem 63. Geburtstag, begann sein neuer Job offiziell.

Mit einer emotionalen Rede und den Worten "Das war's noch nicht" hatte sich Hoeneß Anfang Mai von den Mitgliedern beim FC Bayern verabschiedet. Acht Monate später ist der ehemalige Präsident nun wieder zurück beim Rekordmeister. Alle Beteiligten sind eifrig darum bemüht, die Aufgabe von Hoeneß mit gewichtigen Worten zu beschreiben. Das sei keineswegs als eine "Alibigeschichte" gedacht, sagte der aktuelle Präsident Karl Hopfner. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen. Hoeneß kümmert sich um die Nachwuchsarbeit, aber auch um alles andere beim souveränen Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern. Es ist also alles so wie immer bei seinem Verein.

Uli Hoeneß verabschiedet sich von seinem FC Bayern München
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Uli Hoeneß verabschiedet sich von seinem FC Bayern

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In den vergangenen Tagen soll er bereits erste Gespräche mit der Führungsetage geführt haben — nach "Bild"-Informationen auch mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Die unmittelbar Handlungsbeteiligten haben sich artig aufgestellt und im Chor zum Besten gegeben, wie wertvoll Hoeneß für den Verein sei. "Er hat so viel Erfahrung, er ist ein so offener Gesprächspartner — das vermisst man. Deswegen freuen wir uns alle wieder auf diese Gespräche mit ihm", sagte Kapitän Philipp Lahm unlängst bei "Sky" — und beschrieb damit die Stimmung im Verein.

Hoeneß ist trotz seiner Haftstrafe die Seele der Bayern geblieben. Ob er anschließend wieder ein Amt beim Rekordmeister, den er als Manager, Präsident und Aufsichtsratschef über Jahrzehnte geprägt und zum Weltklub geformt hat, übernimmt, ist noch offen — aber durchaus realistisch.

Zunächst aber wird sich Hoeneß als Assistent der Abteilungsleitung mit der ihm eigenen Konsequenz daran machen, den Nachwuchsbereich bei den Bayern zusammen mit seinem "Vorgesetzten" Wolfgang Dremmler und Michael Tarnat (sportlicher Leiter Junior-Team) umzukrempeln. Der in Hilden geborene Tarnat war Linksverteidiger bei den Bayern, als Hoeneß dort als Manager wirkte.

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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Es gibt durchaus Handlungsbedarf bei den Junioren. Alles ist auf dem Prüfstand, nachdem die Münchner seit 2004 keine Meisterschaft bei den A-Junioren mehr geholt haben. Auch beim jüngsten Titelgewinn der U19-Nationalmannschaft war kein Bayern-Akteur dabei. Das wurmte nicht nur Hoeneß. Es passt nicht zum Selbstverständnis des Branchenprimus.

Über seine genauen Pläne bei der Talentförderung darf er sich derzeit nicht äußern. Aber klar ist, dass Hoeneß die Bayern-Jugend analog zu den Profis wieder an die Spitze führen will. Auch die Planung des Nachwuchsleistungszentrums im Norden der Stadt wird deshalb zu den Aufgaben des früheren Managers gehören.

"Wir freuen uns auf seine Rückkehr", sagte Dremmler schon vor Wochen dem "Münchner Merkur". Hoeneß sei nicht nur ein "wesentlicher Bestandteil" der Bayern-Familie, "er ist im Großen und Ganzen diese Familie".

Bayern-Fans zeigen Solidarität mit Uli Hoeneß
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Foto: dpa, shp jai

Hoeneß war wegen der Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro an Steuern am 13. März zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Am 2. Juni hatte er die Haftstrafe angetreten. Als Freigänger wurde er nun von der Justizvollzugsanstalt Landsberg in die JVA Rothenfeld verlegt. Freigang bedeutet, dass Hoeneß tagsüber einer Arbeit nachgehen und nur über Nacht wieder in die JVA zurückkehren muss. Von einem Chauffeur wird er täglich um Punkt 18 Uhr im Gefängnis abgeliefert.

Pro Jahr stehen Hoeneß zudem 21 Tage Hafturlaub zu, die ihm bereits an Weihnachten und Silvester gewährt worden waren. Sollte die Haftstrafe zumindest teilweise zur Bewährung ausgesetzt werden, könnte Hoeneß im für ihn besten Fall im Frühjahr 2016 endgültig auf freien Fuß kommen.

Bis dahin wartet noch viel Arbeit auf ihn bei seinem FC Bayern. Seiner Heimat.

(RP)
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