Nach Verurteilung Uli Hoeneß — wohlhabend trotz Steuerstrafe
Düsseldorf · Über sein Vermögen kursieren nur wilde Schätzungen. Aber in die Armut stürzt das Urteil ihn nicht.
Viel wird in diesen Tagen berichtet über die letzten Tage von Uli Hoeneß in Freiheit und darüber, wie demnächst sein Gefängnis-Alltag aussehend wird. Aber was ist danach? Selbst wenn der heute 62-Jährige seine Haftstrafe von 3,5 Jahren voll absitzen müsste, hätte er danach ja gerade mal sein persönliches Rentenalter erreicht — die Regelaltersgrenze für seinen Jahrgang liegt bei etwas über 65 Jahren. Droht ihm dann Altersarmut?
Nach dem Urteil vom Donnerstag muss er wohl zwischen 40 und 50 Millionen Euro an die Staatskasse zahlen: die 28,5 Millionen Euro, die er hinterzogen hat, plus Zinsen und Strafen. "Es wird nicht einfach, die Steuer nachzubezahlen. Es wird geschehen unter Aufbietung aller Kräfte", sagte sein Anwalt Hanns W. Feigen dazu. Ist das glaubwürdig?
Von seinem Recht, sein Vermögen geheimzuhalten, hat Hoeneß weitgehend Gebrauch gemacht. Es gibt nur Schätzungen. Sicher ist: Im Jahr 2001 soll er vom damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus 20 Millionen Mark als Startgeld für Spekulationen bekommen haben. Vor Gericht sagte eine Steuerfahnderin, 2005 hätten zeitweise 154 Millionen Euro auf Hoeneß' Schweiz-Konten gelegen, in manchen Jahren habe er an der Börse 30 Millionen Euro verdient. Hoeneß selbst beschreibt seine Börsengeschäfte im Rückblick als Zockerei, bei der er am Ende mehr verloren als gewonnen habe. Was von seinem Schweizer "Spielgeld" übrig ist, weiß man nicht. Aber selbst, wenn er es komplett verzockt hätte — auch in Deutschland dürfte er noch über ein beachtliches Vermögen verfügen.
Schließlich hat Hoeneß schon in jungen Jahren als Profifußballer sehr gut verdient. Später kamen Einnahmen als Werbepartner und Fußballmanager hinzu; 1985 gründete er eine erfolgreiche Wurstfabrik in Nürnberg, die schnell expandierte und mit zeitweise über 300 Mitarbeitern europaweit Lebensmittelketten belieferte. Diese Fabrik gehört ihm zwar nur noch zu zehn Prozent — den Rest halten zwei Kinder und seine Frau. Aber die werden Hoeneß wohl nicht mit Undankbarkeit strafen.
Unumstritten ist auch, dass Hoeneß jahrelang Millionen gespendet hat — ganz offiziell. Dieses Geld hat er sicher nicht eigens dafür aus der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt— es wird aus seinem deutschen Vermögen stammen.
Oft werden sogenannte Experten zitiert, die Hoeneß' Vermögen auf 400 Millionen Euro schätzen. Wie sie auf diesen Betrag kommen, erklären diese Experten nicht. Aber zumindest dürfte ausgeschlossen sein, dass Hoeneß das Gefängnis als armer Mann verlässt. Spätestens eine Autobiografie dürfte ihm wieder ein paar Millionen einbringen. Und Miete zahlen muss er für sein Millionen-Anwesen am Tegernsee ja wohl auch nicht.