Erster Ausgang aus der JVA Uli Hoeneß zahlt 30 Millionen Euro Steuerschuld zurück

Landsberg · Nach gut drei Monaten im geschlossenen Vollzug bekam Deutschlands prominentester Häftling am Samstag den ersten Ausgang. Den Sonntag verbrachte er in der JVA. Vielleicht darf er zu Weihachten Urlaub nehmen.

 Uli Hoeneß hatte am Samstag erstmals Ausgang.

Uli Hoeneß hatte am Samstag erstmals Ausgang.

Foto: dpa, shp kno jhe fpt

Der frühere FC-Bayern-Präsident hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" die Steuerschulden, die aus seinen Börsengeschäften in der Schweiz stammten, vollständig beglichen. Die "SZ" berichtet in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf Kreise der Steuerverwaltung, Hoeneß habe gut 30 Millionen Euro an das Finanzamt Miesbach überwiesen. Die Steuerzahlung sei eine entscheidende Voraussetzung dafür gewesen, dass Hoeneß am Samstag bereits dreieinhalb Monate nach Haftantritt erstmals Ausgang erhalten habe.

Insgesamt habe sich die Steuerschuld auf gut 40 Millionen Euro belaufen, heißt es in dem Bericht weiter. Hoeneß habe im vergangenen Jahr im Zuge seiner Selbstanzeige eine erste Zahlung von zehn Millionen Euro geleistet.

Hoeneß war im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte für Spekulationsgeschäfte in der Schweiz jahrelang keine Steuern gezahlt.

Horst Seehofer wusste es längst. "Das Schönste am Amt des Ministerpräsidenten ist, dass er sehr viel weiß und fast alles im Herzen behält", sagte Seehofer vor Kurzem auf die Frage, ob Hoeneß Ausgang vom Gefängnis bekomme. Seit Wochen wurde spekuliert, ob Deutschlands derzeit prominentester Häftling schon bald das Gefängnis in Landsberg am Lech tagsüber verlassen dürfe. Nun war es soweit. Am Samstag hatte der 62-Jährige nach dreieinhalb Monaten Haft seinen ersten Schnuppertag in Freiheit. Hoeneß traf sich für mehrere Stunden mit seiner Familie - und das ganz ohne Aufsicht durch Wachpersonal, wie sein Anwalt Tobias Pretsch sagte.

Der Gefängnisalltag ist hart für den erfolgsverwöhnten Manager: Wecken 5.50 Uhr, Einschluss in der Acht-Quadratmeter-Zelle um 19 Uhr, kein Handy, Besuche nur von Zeit zu Zeit, erklärt die Gefängnisleitung. Nach 111 Tagen hinter Gittern wurden dem 62-Jährigen nun die ersten Hafterleichterungen gewährt. Weitere Schritte werden folgen. Daran ließ der Anwalt des Fußball-Managers keinen Zweifel. Nach Informationen der "Bild am Sonntag" war Hoeneß am Samstagvormittag von Sohn Florian an der Gefängnispforte abgeholt worden. Auch seine Frau Susi war an der Seite ihres Mannes.

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Wie genau die ersten Stunden in Freiheit verliefen, wollte Pretsch nicht verraten. Schließlich stehe auch einem so prominenten Häftling wie Hoeneß ein Stück Privatsphäre zu, ließ er wissen. Nur so viel: Für einen Trip ins Familienheim nach Bad Wiessee mit Blick auf den idyllischen Tegernsee habe die Zeit nicht gereicht. Doch dürfte sich Hoeneß endlich wieder Essen à la carte gegönnt haben. Im Gefängnis stehen Schinkennudeln und Margarinebrot auf dem Speiseplan. Am Nachmittag kehrte der langjährige Patron des FC Bayern wieder in die Haftanstalt zurück.

Mit den ersten Schritten in Freiheit dürften für Uli Hoeneß die schlimmsten Wochen seines Lebens zu Ende sein. Denn das bayerische Strafvollzugsgesetz sieht von nun an Erleichterungen wie Freigang und Urlaub vor. Freigang heißt eigene Kleidung, Bargeld in der Tasche sowie tagsüber Smartphone und Laptop, wie mit dem Fall vertraute Juristen wissen. Wann Hoeneß Freigänger wird, verraten die Justizbehörden nicht. Allgemein wird erwartet, dass dies schon bald der Fall sein könnte. Der Ausgang mit der Familie war jedenfalls nur der erste Schritt zurück in ein freies Leben.

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Freigänger können tagsüber außerhalb des Gefängnisses arbeiten und müssen nur zum Schlafen hinter Gitter. Mehrtägige Abwesenheit oder Auslandsaufenthalte kommen jedoch nicht infrage. Die Begleitung seiner Bayern-Spieler zu Champions-League-Auswärtsspielen bleibt also für Hoeneß vorerst tabu. Und auch die Abendspiele des Clubs in der heimischen Allianz Arena muss er weiterhin im Fernseher über der Zellentür anschauen.

Zu Hafterleichterungen gehört auch Urlaub. Allerdings sieht das bayerische Strafvollzugsgesetz die höchste Stufe der Lockerungen erst nach mindestens sechs Monaten Haft vor. Das würde passen: Weihnachten könnte Hoeneß wieder im Kreise der Familie in seinem Haus am Tegernsee feiern. Und auch das Ende der Haft kann der 62-Jährige in den Blick nehmen. Denn offenbar geht die Justiz davon aus, dass Hoeneß nur die Hälfte seiner Gefängnisstrafe verbüßen muss und die andere Hälfte zur Bewährung ausgesetzt wird. Bei Ersttätern, die sich im Gefängnis anständig benehmen und keine Gefahr für die Öffentlichkeit sind, ist dies üblich.

Deutschlands prominentester Häftling könnte also nach nur 21 Monaten ein freier Mann sein. Das wäre Anfang März 2016. Uli Hoeneß ist dann 64 - noch nicht im Rentenalter.

(RP)
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