Borussia Dortmund Köln schickt Klopps Kicker in die Krise

Köln · Dortmunds Trainer beklagt "schreckliche Gegentore". Die FC-Fans feiern den Befreiungsschlag.

Borussia Dortmund: Roman Weidenfeller patzt gegen 1.FC Köln
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Weltmeister Weidenfeller patzt gegen Aufsteiger Köln

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Jürgen Klopp ringt selten um Formulierungen. Der wortgewaltige Fußballlehrer von Borussia Dortmund aber saß nach einem eigentlich unerklärlichen 1:2 beim Aufsteiger Köln auf dem Podium und wirkte seltsam ermattet, beinahe kraftlos, ratlos. "Wir müssen diese Fehler sofort abstellen. Nicht morgen, nicht übermorgen, jetzt", seufzte Klopp, der noch nicht einmal über das gelungene Comeback des Langzeitverletzten Ilkay Gündogans sprechen wollte: "Wir haben als Mannschaft Probleme."

Sieben Punkte nach acht Spielen, fünf davon verloren, 14 Gegentore, 13 Punkte hinter den Bayern, dem Abstiegskampf so nah - das hat Seltenheitswert bei dem Klub, der sich zuletzt auf Augenhöhe mit den Größten in Europa bewegte. "Das ist die schwierigste Situation für uns seit Jahren", klagte Sportdirektor Michael Zorc. "Man kann es Krise nennen. In der Champions League funktioniert es, das ist ja das Fatale."

Dabei hatte an diesem Nachmittag eigentlich doch alles besser werden sollen. Klopp hatte den Neustart der Saison ausgerufen und dies mit seiner Aufstellung auch untermauert: Gündogan stand nach 430 Tagen Fußballabstinenz wegen eines Rückenleidens direkt wieder in der Startelf, ebenso wie die zuletzt verletzten Henrikh Mkhitaryan und Marco Reus. Die Rückkehr der Dortmunder Feinkost-Abteilung machte sich aber zunächst kaum positiv bemerkbar. Gündogan und Reus setzten Akzente, konnten aber über weite Strecken die Harmlosigkeit der Dortmunder Angriffsbemühungen nicht vertuschen. "Wir haben eine Art Fußball gespielt, die keinen Sinn macht", bemerkte Klopp ob der erstaunlichen Fehlpassquote.

Was den BVB aber in die Ratlosigkeit stürzt, sind die Aussetzer der Führungskräfte. Weltmeister Mats Hummels irrte mehrmals durch die Gefahrenzone und war auch beim 1:0 der Kölner abwesend. Kevin Vogt konnte nach Vorlage von Marcel Risse ungestört auf Torwart Roman Weidenfeller zulaufen und sich die Ecke aussuchen - er entschied sich für die Mitte des Tores.

Beim Siegtor war es dann Weidenfeller, der an einer Flanke von Yuya Osako vorbeihechtete. Der bis dahin torlose Kölner Zugang Simon Zoller durfte aus drei Metern ins leere Tor einschieben. "Schreckliche Gegentore", schimpfte Klopp. Sportdirektor Zorc attackierte offen die Akteure: "Sogenannte Führungsspieler machen kapitale Böcke", stellte er fest. "Bei dem einen oder anderen muss es mal so richtig klick machen. Es liegt allein an den Spielern."

In einer kurzen Phase nach dem Seitenwechsel deutete die Offensive der Dortmunder an, wozu sie in der Lage wäre. Nach einer Balleroberung von Kagawa spielten sich Reus und Immobile in hohem Tempo durch die Kölner Abwehr, und der Italiener vollendete trocken zum 1:1. Weitere zwingende Chancen blieben aber aus, weil die Gäste zu selten in die Tiefe kamen.

Auf diese Weise wurde Dortmund für die Kölner zum dankenswerten Aufbaugegner zur rechten Zeit. Die 50 000 Zuschauer im ausverkauften Stadion feierten die ersten Heimtore in dieser Saison überhaupt ekstatisch. Dem FC, zuvor ebenfalls fünf Spiele ohne Erfolgserlebnis, genügte ein engagierter Auftritt. "Der Sieg ist für uns eine Riesenüberraschung. Der Faktor Glück, Fehler des Gegners und eine starke kämpferische Leistung haben gereicht", gab Trainer Peter Stöger zu. Darüber hatten sich zuvor auch schon Stuttgart und Hamburg gefreut - wie Köln nun direkte Konkurrenten des BVB. Im Tabellenkeller.

(RP)
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