Ausschreitungen bei BVB gegen Leipzig Jäger weist Verantwortung nach Krawallen von sich

Der Gewalt-Ausbruch von Dortmund wird immer mehr zum Politikum: Fünf Tage nach den schweren Ausschreitungen im Rahmen des Bundesliga-Spiels zwischen dem BVB und RB Leipzig rückt die Rolle der nordrhein-westfälischen Behörden in den Mittelpunkt.

 NRW-Innenminister Ralf Jäger.

NRW-Innenminister Ralf Jäger.

Foto: dpa, fg

Innenminister Ralf Jäger wies am Donnerstag die Verantwortung an der Eskalation von sich. Der Borussia drohen derweil empfindliche Strafen.

"Bei den Vorfällen darf nicht Ursache und Wirkung verkehrt werden", sagte Jäger am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Es dürften nicht "die Straftäter, die dort prügeln, in den Hintergrund geraten, und in den Vordergrund die Frage, ob Ordner und Polizei vor Ort verantwortlich gewesen sind."

32 Strafverfahren

Nach offiziellen Angaben sind 32 Strafverfahren eingeleitet worden, 17 davon wegen Körperverletzung. Eine achtköpfige Ermittlungskommission arbeite die Geschehnisse rund um das Westfalenstadion auf, die Staatsanwaltschaft prüfe die strafrechtliche Relevanz der Schmäh- und Hassbanner auf der Südtribüne.

Dortmunder Hooligans, die es wohl ursprünglich auf den RB-Mannschaftsbus abgesehen hatten, hatten die Leipziger Fans, darunter Frauen und Kinder, mit Steinen und Flaschen beworfen. Nach Angaben von NRW-Polizei-Inspekteur Bernd Heinen, der von 350 bis 400 gewaltbereiten Personen aus Ultra-Kreisen sprach, seien vier Gästeanhänger und vier Polizeibeamte verletzt worden - darunter eine Polizistin durch einen Menschenbiss in die Wade.

Laut Heinen habe die Ordnungsmacht das Konflikt-Potenzial der Begegnung in Dortmund keineswegs unterschätzt. 237 Polizeibeamte seien im Einsatz gewesen. Dies sei eine Personal-Steigerung gegenüber den Leipziger Gastspielen in Köln (185 Beamte) und Leverkusen (87) gewesen - auch dort war der RB-Mannschaftsbus attackiert worden. Allerdings sind 237 Polizisten immer noch eine vergleichsweise geringe Zahl. Beim Revierderby zwischen Dortmund und Schalke waren rund 1500 Beamte im Einsatz.

RB Leipzig hatte schon im November das NRW-Innenministerium um mehr Schutz beim Auswärtsspiel in Dortmund sowie bei den kommenden Spielen in Mönchengladbach (19. Februar) und Schalke (22. April) gebeten. Das berichtete die WAZ fünf Tage nach den Ausschreitungen. Das Innenministerium bestätigte den Leipziger Brief, in dem es jedoch vornehmlich um die Sicherheit des Mannschaftsbusses gegangen sei.

Nach WAZ-Informationen zählte die Bereitschaftspolizei zunächst nur 152 Beamte, als die Lage eskalierte, musste eine Reserve-Hundertschaft eingeflogen werden.

Sportrechtlich drohen dem BVB derweil schmerzhafte Konsequenzen. Neben einer satten Geldstrafe steht die Schließung der riesigen Südtribüne für ein Spiel zur Debatte - voraussichtlich bis Ende der Woche wird der DFB-Kontrollausschuss seinen Strafantrag formulieren.

Am Mittwochabend hatten die Dortmunder im Rahmen des Pokalspiels gegen Hertha BSC versucht, die Wogen zu glätten. Kapitän Marcel Schmelzer verlas per Video vor dem Anpfiff eine offizielle Entschuldigung: "Wir Spieler waren und sind sehr entsetzt, was passiert ist", hieß es da. Auf der Südtribüne, von der aus RB am Samstag auf zahlreichen Spruchbändern teilweise übel beleidigt worden war, hielten die Fans Plakate mit dem Slogan "Gegen Gewalt" hoch.

(sid)
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