CL 16/17 Viertelfinal-Hinspiele: Pressestimmen
So berichten die Medien über das 2:3 von Borussia Dortmund gegen AS Monaco und das 1:2 des FC Bayern München gegen Real Madrid.
The Guardian (England): "Monaco gab sich wenig Raum für Sentimentalität, als man Borussia Dortmund in einem mitreißenden Viertelfinalhinspiel mit 3:2 bezwang. Weniger als 24 Stunden nachdem das Spiel wegen drei Explosionen abgesagt worden war, erspielte sich der französische Tabellenführer einen Vorteil."
The Telegraph (Pressestimmen): "Dieses Spiel war zu viel Bürde für benommene Dortmunder. Es müssen Fragen nach der Ansetzung des Spiels gestellt werden. Schließlich sind diese elf jungen Männer das Ziel eines Mordanschlags gewesen. Nun wurde von ihnen erwartet, Kylian Mbappe so zu verteidigen als wäre das nie passiert. Unter diesen Umständen hat Dortmund eine grandiose Leistung gebracht."
L'Equipe (Frankreich): "Die Wand der Emotion. Es war ein schwieriger Tag, es war ein unvergesslicher Tag. Der Tag hat uns gelehrt, dass die Leidenschaft für den Fußball stärker ist als die Angst. Wie im Stade de France am 13. November 2015 wurde der Fußball attackiert, seine Weltoffenheit, seine Spielfreude. Die UEFA leidet unter der Last, nicht immer Antworten haben zu können. In Heysel wurde 1985 trotz 39 Toten gespielt. Am Dienstag, dem 11. September 2001, fanden die Champions League-Spiele statt und erst die am Mittwoch wurden aus Solidarität abgesagt. Monaco hat wahrscheinlich kein normales Spiel gewonnen. Dortmund hat nicht normal spielen können."
Ouest France (Frankreich): "Die UEFA, zu sehr konzentriert auf ihren Spielkalender und die finanziellen Folgen, hätte das Spiel nie und nimmer auf den nächsten Tag ansetzen dürfen. Der geringste Zwischenfall hätte einen immensen Skandal produziert. Die rund tausend monegassischen Fans und die Anhänger von Borussia haben eine Lektion in Fair Play, Solidarität und Lebensqualität erteilt."
Gazzetta dello Sport (Italien): "Borussia Dortmund versucht, den Schock zu vergessen. Tuchel hat seine Jungs gefragt, ob sie spielen wollten, niemand hat sich zurückgezogen. Es gab auch wenig andere Möglichkeiten, als das Match auszutragen. Der Terminkalender ließ nicht viel Spielraum."
Corriere dello Sport (Italien): "Ein Match inmitten der Angst. Nach dem großen Schreck wegen den Explosionen muss Borussia Dortmund jetzt auch die Bitterkeit wegen der ersten Heimniederlage in den letzten vier Heimspielen hinnehmen. Für Borussia Dortmund hätte das Match ein Neustart nach dem Anschlag sein können, doch das Spiel hat nur Monaco glücklich gemacht. Borussia versucht vergebens die Initiative zu ergreifen, kommt jedoch nie wirklich in Schwung."
La Stampa (Italien): "Mit einem riesigen Applaus sind die Borussia-Spieler vor Beginn des Matchs begrüßt worden. Eine Welle der Solidarität, eine warme Umarmung nach dem verschobenen Match. Die französischen Fans, denen die Borussia-Fans Unterkunft angeboten haben, haben sogar für Borussia gesungen. Eine einmalige Atmosphäre."
Corriere della Sera (Italien): "Die Dummheit des Terrorismus hat Dortmund gestern ein wunderbares Fußballfest beschert, das die Beziehung zwischen Deutschen und Franzosen gefestigt hat. Wer den Alltag im Westen mit Terrorismus auf den Kopf stellen wollte, ist gescheitert. Mit einer Verspätung von 21 Stunden hat das Spiel stattgefunden. Attentate verursachen Angst, aber auch mehr Zusammenhalt zwischen den möglichen Opfern, wie das Match in Dortmund klar bezeugt."
La Repubblica (Italien): "Die Fans wollen das verschobene Match genießen und schnell den Alptraum des Terrorismus vergessen. Die Sorge vor Hooligans ist vor dem unsagbaren Schrecken eines Blutbads verraucht, das zum Glück ausgeblieben ist."
FAZ: "Dortmunds große Moral nicht belohnt – Unter schwersten Umständen nach dem Anschlag auf den Bus verliert Dortmund das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen AS Monaco. Dabei hat der BVB auch viel Pech."
Bild: "45 Minuten kann Dortmund die Geschehnisse des Vorabends nicht vergessen (...) Trotzdem: Der Dortmunder Traum vom Halbfinale lebt weiter."
RP: "Dortmunds Moral ist ungebrochen – Nicht mal 24 Stunden nach der terroristischen Attacke auf den Dortmunder Mannschaftsbus bei der sich Verteidiger Marc Bartra schwer verletzt hatte, kommen die Akteure wieder ihrem Beruf Profifußballer nach. Auch, um ein Zeichen gegen Terror und Hass zu setzen, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vorher mitteilen ließ. Und das auf der ganz großen Bühne im Viertelfinale der Champions League. Es sollte ein sehr emotionaler Fußballabend werden. Sportlich blieb hingegen ein ernüchterndes Ergebnis. Der deutsche Vizemeister muss im Rückspiel in der kommenden Woche auswärts ein 2:3 aufholen."
Spiegel Online: "Wo schießt der denn hin? Arturo Vidal gilt als Kraftprotz - das bewies er bei einem Kopfballtor, dann mit einem spektakulären Fehlschuss. Noch schlimmer war der Blackout von Javi Martínez, der zur Pleite gegen Real Madrid führte."
Süddeutsche Zeitung: "Dortmunder Abend der falschen Hoffnungen – Manche hatten die Hoffnung, dass der Schock neue Kräfte freisetzt. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte am Mittwochvormittag die Mannschaft besucht. In der Kabine hat er an die Spieler "appelliert, der Gesellschaft zu zeigen, dass wir vor dem Terror nicht einknicken". (...) Das war sicher gut gemeint. Aber vielleicht zu viel Anspruch für eine Mannschaft, in der manche noch keine 20 Jahre alt sind."
tz: "War‘s das schon? Bayern verliert zu zehnt gegen Real – Der zweifache Torschütze Cristiano Ronaldo, ein verschossener Elfmeter von Arturo Vidal und ein Platzverweis gegen Javi Martinez haben die Chancen des FC Bayern München auf den erneuten Einzug ins Halbfinale der Champions League auf ein Minimum sinken lassen."
11Freunde: "Auf dem Boden der Realität – Bayern ist die erste Mannschaft, die trifft. Real Madrid die erste Mannschaft, die endlich auch Fußball spielt. Zu allem Überfluss schoss Cristiano Ronaldo sein 100. Champions-League-Tor."
Süddeutsche Zeitung: "Ronaldo bedankt sich für Bayerns Einladung – Nach 47 Minuten flankte Carvajal in die Mitte, wo sich Ronaldo sich geschickt von Martínez und Boateng absetzte und den Ausgleich erzielte. 1:1 - ein Ergebnis, das wie eine Ernüchterung wirkte und von den Bayern am Ende doch gerne genommen worden wäre. Martínez leistete sich zwei überflüssige Fouls, wofür er mit der gelb-roten Karte belohnt wurde. Das war eine Einladung für Real, das durch Ronaldo noch jenes Tor nachlegte, das den Bayern das Rückspiel enorm erschwert - zumal dann auch noch der gesperrte Martinez fehlen wird."
Eurosport: "Tragischer Javi, Ronaldos Klasse und Müller spielt Verstecken – Der FC Bayern München verpatzt das Viertelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid mit 1:2 (1:0). Dabei wird Innenverteidiger Javi Martínez zur tragischer Figur, während Cristiano Ronaldo auf eindrucksvolle Art und Weise seine Torflaute beendet und beweist, warum er Weltfußballer ist. Ganz im Gegensatzzu seinem Pendant im Bayern-Sturm: Thomas Müller."
Focus Online: "Das Beste an einem unwürdigen Abend ist Dortmunds Moral – Erst versucht jemand, die Spieler von Borussia Dortmund umzubringen und dann müssen sie keine 24 Stunden später auf den Platz. Das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen die AS Monaco wäre dank der Uefa zur kompletten Farce geworden – hätte Thomas Tuchels Mannschaft das Stadion nicht derart erleuchtet."
Welt: "So besiegten die Bayern sich selbst – Die Bayern schlugen sich selbst. Und stehen vor dem Ausscheiden. Ausgerechnet an diesem großen Fußball-Abend waren sie nicht in Topform, schwächer als in vielen Spielen der Vorwochen. Sofort kamen die Erinnerungen an das Halbfinale aus der Vorsaison hoch, dort lief es ähnlich: Thomas Müller vergab gegen Atletico Madrid einen Elfmeter, die Bayern schieden aus. In gewisser Hinsicht beging der deutsche Fußball-Rekordmeister gegen Real Fehler der Vergangenheit."
Stern: "24 Stunden nach dem Schockerlebnis: BVB kämpft leidenschaftlich - und verliert. Der Fußball-Abend in Dortmund steht ganz im Zeichen des Anschlags auf den BVB-Bus am Vortag. Die Mannschaft kämpft, hat in einigen Momenten Pech - und verliert am Ende."
Sportschau: "Dortmund trotzt dem Terror – Der Ball rollte am Abend zwar wieder in Dortmund, doch durch den Sprengstoffanschlag auf den BVB-Teambus rückte das neu angesetzte Champions-League-Spiel völlig in den Hintergrund."
Kicker: "Nach den tragischen Vorfällen vom Dienstagabend in Dortmund rückte am Mittwoch schließlich der Sport in den Fokus. Borussia Dortmund duellierte sich am frühen Abend im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals mit Monaco und verlor knapp mit 2:3, während später auch der zweite Bundesligist unterlag: Im Klassiker gegen Titelverteidiger Real Madrid hatte der FC Bayern München mit 1:2 das Nachsehen. Ein Grund: Cristiano Ronaldo beendete seinen Torfluch. Derweil gewann Atletico Madrid in gewohnter Manier mit 1:0 gegen Leicester."
Spanische Pressestimmen
AS: "Cristiano öffnet die große Tür. Die beiden Tore von Cristiano sind das Ergebnis der Vorstellung Reals in der zweiten Halbzeit. Vidal vergeigt einen Elfmeter. Die rote Karte für Martinez stürzte Bayern in die Versenkung. Cristiano poliert seinen goldenen Ball. München ist jetzt schon erobertes Land von Madrid. Real kam in der ersten Halbzeit mit dem Leben davon. Man steht einen Schritt vor dem Halbfinale trotz Neuer. Vidal verschießt einen unberechtigten Elfmeter und schenkt Real so ein Extraleben. Bayern kann nur mit dem Torwart angeben, ein immenser Torwart. Hoffentlich muss Real im Bernabeu nicht den vergebenen Chancen nachtrauern."
El Mundo Deportivo: "Real erobert München zum wiederholten Male und nähert sich so dem Halbfinale. Der verschossene Elfmeter von Vidal und der Platzverweis von Martínez ebneten den Sieg Reals. Neuer verhinderte ein Torfestival. Für Real sah es zunächst zappenduster aus, doch am Ende wurde es himmelblau. Mit diesem Ergebnis ist Bayern im gewissen Sinne noch am Leben. Die zwei gelben Karten für Javi Martinez waren ein Segen für Real. Ancelottis Bayern konnte danach nicht mehr reagieren. In der zweiten Halbzeit wirkte das Spiel der Bayern viel zu langsam, zudem konnten sie sich bei Neuer bedanken, dass die Niederlage nicht höher ausfiel."
Sport: "Real Madrid setzt sein Gesetz durch. Cristiano Ronaldo dreht das Spiel mit zwei Treffern in der zweiten Halbzeit. Zidanes Männer standen solide in der Abwehr und waren gefährlich beim Offensivspiel. Vidal verschießt einen Elfmeter. Durch den vergebenen Elfmeter ließ Bayern Real am Leben und Javi Martinez schenkt Real eine halbe Stunde in Überzahl. Nur Neuer hielt sein Team am Leben. Real kochte seinen Rivalen ab und verlässt München mit einem Lächeln."
Marca: "Cristiano weist den Weg. Ein Doppelpack des Portugiesen öffnet die Türen ins Halbfinale. Cristiano provozierte den Platzverweis von Martínez. Die Bestie in Schwarz gekleidet mit Namen Cristiano Ronaldo. Vidal zu übermutig beim Elfmeter. Nach dem Ausgleich wurde Real mutiger und riskierte einfach mehr. Neuer bewies, dass er der beste Torwart der Welt ist. Real holt in München ein großes Ergebnis, Müller konnte diesmal keine Akzente setzen."