André Schürrle Aubameyangs teurer Schattenmann

Düsseldorf · Für 30 Millionen wechselte André Schürrle im Sommer vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund. Doch mehr als die Rolle des teuren Edel-Jokers bleibt ihm derzeit nicht.

 André Schürrle beim Training.

André Schürrle beim Training.

Foto: afp, PST

Marco Reus? Schon wieder verletzt. Mario Götze? Fällt mit einer Stoffwechselstörung auf unbestimmte Zeit aus. Und André Schürrle? Der muss sich mit einer Joker-Rolle begnügen. Der Weltmeister, im Sommer für satte 30 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg nach Dortmund gewechselt, ist beim BVB nur noch der Mann hinter Pierre-Emerick Aubameyang. Die drei deutschen Nationalspieler in der Offensive von Borussia Dortmund sind die großen Sorgenkinder. Auch, wenn Schürrle betont, Trainer Thomas Tuchel habe ihm versichert, zufrieden mit ihm zu sein.

Während Reus seine Leistungen regelmäßig auf hohem Niveau abruft, wenn er nicht verletzt ist (was allerdings wohl auch für den Geschmack des gebürtigen Dortmunders zu selten der Fall ist), kommen die im Sommer für viel Geld verpflichteten Weltmeister Götze und Schürrle nicht auf die Beine. Götze konnte die Hoffnungen, die Verein und Spieler an sein Comeback geknüpft hatten, bislang noch überhaupt nicht erfüllen. Seit wann und in welchem Maße seine gesundheitlichen Probleme für das Leistungstief verantwortlich sind, darüber kann nur spekuliert werden.

Und Schürrle? Auf der Außenbahn haben dem Weltmeister andere den Rang abgelaufen. Ousmane Dembele zum Beispiel. Oder Youngster Christian Pulisic. In der Liga durfte Schürrle am Wochenende bei Hertha im Zuge der Rotation mal wieder von Beginn an ran. Doch überzeugend war die Leistung beim 1:2 aus Dortmunder Sicht nicht. Im Pokalspiel bei den Sportfreunden Lotte droht Schürrle am Dienstagabend (18.30 Uhr/Live-Ticker) deshalb wieder der Platz auf der Bank. Un das, obwohl Schürrle im Sommer der erklärte Wunschspieler von Tuchel war.

"Ich bin die Nummer neun für Auba"

Zumal Trainer Tuchel, der Schürrle in Mainz entdeckte und zum Durchbruch verhalf, ihn ohnehin nicht auf dem Flügel sieht. "Der Trainer sieht mich mehr als Nummer neun", sagte Schürrle dem "kicker". Doch Dortmund hat bereits eine Nummer neun, also einen zentralen Stürmer. Die, gemeinsam mit Bayern-Star Robert Lewandowski, beste Nummer neun der Liga, um genau zu sein. "Ich bin die Nummer neun für Auba, wenn er rausgeht", sagt Schürrle. Aubameyangs 29 Pflichtspieltore (22 in der Liga, 7 in der Champions League) sprechen eine deutliche Sprache. Wer der zweite Mann hinter Aubameyang ist, der darf nicht auf viel Einsatzzeit hoffen, das musste schon Adrian Ramos erfahren.

Und so muss sich Schürrle zumeist mit der Rolle als Reservist anfreunden. Er tut das, ohne zu murren. "Wenn der Trainer mich als Joker sieht, muss ich das akzeptieren und versuchen, meine Chancen zu nutzen", sagt Schürrle. In der Liga kommt der 26-Jährige auf 734 Einsatzminuten. Auch, weil ihn zwischenzeitlich eine Knieverletzung außer Gefecht setzte. Immerhin arbeitet Schürrle recht effektiv: Zwei Tore und vier Vorlagen stehen zu Buche. "Ich weiß, meine Rolle einzuordnen", sagt Edel-Joker Schürrle. "Die Jungs, die in den vergangenen Wochen da vorne gespielt haben, haben das top gemacht."

So lange Schürrle so mit seiner Situation umgeht, entsteht noch nicht die große Unruhe um seine Person. Die Frage ist, wie lange Schürrle, dessen Karriere schon vor zweeinhalb Jahren beim FC Chelsea ins Stocken geriet, seine Reservisten-Rolle akzeptiert. An Aubameyang kommt Schürrle auf lange Sicht nicht vorbei. Und sollte der Gabuner im Sommer gehen, dürfte der BVB versuchen, hochkarätigen Ersatz zu verpflichten. Und auf Dauer ist Schürrle als Edel-Joker dann doch ein bisschen zu teuer.

(areh)
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