Borussia Dortmund Pulisic - 18 Jahre und schon sehr erwachsen

Dortmund · Christian Pulisic ist die Entdeckung der Saison bei Borussia Dortmund. Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Benfica Lissabon (4:0) spielt der US-Amerikaner groß auf.

 Christian Pulisic jubelt über seinen Treffer gegen Benfica.

Christian Pulisic jubelt über seinen Treffer gegen Benfica.

Foto: ap, FO

Als Borussia Dortmund zum letzten Mal im Finale der Champions League stand, da trug Christian Pulisic auch neben dem Fußballplatz wohl noch kurze Hosen. 14 Jahre war er da, und außerhalb von Hershey im US-amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania wusste kaum jemand, was für ein begabter Fußballer er war. Das hat sich gründlich geändert. Dass Borussia Dortmund in diesem Jahr zumindest schon das Viertelfinale in der Meisterklasse erreicht hat, liegt auch an Christian Pulisic.

Inzwischen ist er 18, und beim 4:0-Erfolg im Achtelfinal-Rückspiel gegen Benfica Lissabon trumpfte er auf wie ein Alter. Das nötigte sogar seinem Trainer Hochachtung ab. "Er ist so klar, so verlässlich, er kann unter Druck sein ganzes Potenzial abrufen", sagte Thomas Tuchel mit leuchtenden Augen. Tatsächlich brachte Pulisic das kleine Kunststück fertig, sich nach einer vergleichsweise durchwachsenen ersten Halbzeit deutlich zu steigern. In der Kiste mit Sprachbausteinen für das frühe Sportreporterwesen hätte sicher der Satz gelegen: "Der Spieler kam nach dem Pausentee wie verwandelt aufs Spielfeld zurück."

Das hatte er mit den Kollegen gemein. Nach überzeugendem Start und dem frühen Führungstor durch Pierre-Emerick Aubameyang (nach Kopfballverlängerung von Pulisic) verlor Dortmund vorübergehend den Faden, fand keinen Rhythmus und kein Tempo. Benfica störte den Spielaufbau empfindlich und neutralisierte die BVB-Offensive, weil sich die Dortmunder Angreifer gegenseitig die Räume nahmen. In Tuchels Fußballdeutsch der Gegenwart: "Wir haben die Zehnerposition nicht sauber gefunden."

Daran war Pulisic ebenso maßgeblich beteiligt wie an der wesentlich besseren Aufteilung nach der Pause. Die vielgepriesenen Laufwege stimmten wieder, der 18-Jährige brachte Tempo, Ideen und Leidenschaft ein. Und er belohnte sich mit dem Treffer zum 2:0. "Er hat mit der Mannschaft eine außergewöhnliche zweite Halbzeit gespielt", urteilte sein Trainer. Einen kleinen Rekord nahm Pulisic ganz nebenbei mit. Er ist nun der jüngste Dortmunder Torschütze in der Champions League. Trotzdem wird um ihn längst nicht so ein Hype veranstaltet wie seinerzeit um Mario Götze, der in einem vergleichbaren Alter große Vorstellungen für den BVB ablieferte. Für die Entwicklung des Offensivspielers Pulisic kann das nur gut sein. Sein Umfeld im Klub beschreibt ihn als bodenständig, lernfähig und unkompliziert. Das wurde über Götze allerdings auch gesagt, ehe er zumindest ein Teil einer bunten Glitzerwelt wurde und zart vom Boden abhob.

Tuchel wundert sich selbst darüber, "dass wir von Christians Leistungen nicht mehr überrascht sind. Vielleicht müssen wir das wieder lernen". Diese Saison bietet vermutlich noch ein paar Anlässe.

(pet)
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