Dortmunder Comeback-Sieg Castro und Weidenfeller sind die Verlierer der Aufholjagd

Skien/Köln · In einem verrückten Spiel hat Borussia Dortmund die Tür zur Europa Legaue weit aufgestoßen. Doch die Eindrücke des 4:3 bei Odds BK wirkten noch lange nach.

Borussia Dortmund: Odds BK köpft nach nur 13 Sekunden zum 1:0
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Odds trifft gegen den BVB nach 13 Sekunden

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Am Ende der Achterbahnfahrt zwischen blankem Entsetzen und grenzenloser Erleichterung wusste kein Dortmunder Borusse so richtig, wie er mit den insgesamt 94 verrückten Minuten in der norwegischen Provinz umgehen sollte. Nach der furiosen Aufholjagd beim 4:3 (1:3) bei Odds BK im Play-off-Hinspiel der Europa League wirkten die positiven und negativen Extreme noch lange nach.

Es stellte sich nach dem Fehlstart unter anderem die Frage nach der Einstellung der BVB-Profis im Duell mit der europäischen Nobodys, denn noch nie zuvor waren die Westfalen so schnell (22 Minuten) mit 0:3 in Rückstand geraten, das 0:1 war zudem das schnellste Gegentor (13 Sekunden) in bisher 213 Europacup-Auftritten.

Für Trainer Thomas Tuchel blieb bei aller Kritik vor dem Bundesliga-Gastspiel am Sonntag (15.30 Uhr/ARD) beim Aufsteiger FC Ingolstadt die wichtigste Erkenntnis: "Wir haben Moral gezeigt und sind in der Lage, uns zu schütteln und mit Rückschlägen umzugehen. Insofern hatte die Partie viel Positives für die Entwicklung der Mannschaft." Immerhin hatten die Schwarz-Gelben zuvor noch nie einen derartiges Spiel gedreht.

Doch der Schock der verschlafenen Anfangsphase mit eklatanten Defensiv-Aussetzern hatte seine Wirkung dennoch nicht verloren. "Das war ein Katastrophenstart, wie in einem schlechten Film", befand Kapitän Mats Hummels. Immerhin 5,7 Millionen Zuschauer sahen die Abwehr-Blackouts daheim an den Bildschirmen und trauten vermutlich ihren Augen nicht.

Der BVB war sich in der Anfangsphase auf ungewohnten Kunstrasen selbst der größte Gegner, bewahrte jedoch Ruhe und spielte nach der Pause seine Qualitäten gegen die überforderten Gastgeber aus. 20:5 Torschütze, viermal Latte oder Pfosten und eine große Anzahl bester Chancen kommentierte Tuchel: "Wir hätten deutlich höher gewinnen können."

Fünf Tage nach dem grandiosen Auftritt zum Bundesliga-Start gegen Borussia Mönchengladbach (4:0) zeigte der BVB Aussetzer, die an der vergangene Saison erinnerten. Es bleibt noch viel Arbeit für Tuchel, der jedoch mit dem BVB weiter ungeschlagen blieb - dank Pierre-Emerick Aubameyang (34. und 76.), Shinji Kagawa (47.) und Henrich Mchitarjan (85.).

Der glückliche Sieg, mit dem sich der BVB vor dem Rückspiel am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) die Tür zur Europa League offnete, hatte jedoch auch zwei Verlierer: Gonzalo Castro und Roman Weidenfeller.

Königstransfer Castro, für elf Millionen Euro vonn Bayer Leverkusen gekommen, ließ sich bei seinem 45-minütigen schwachen Startelf-Debüt unter anderem beim 0:1 von einem 17 Jahre alten Greenhorn düpieren, bevor Weltmeister Weidenfeller beim 0:3 per Freistoß aus 30 Meter seinen Status als Nummer zwei hinter Roman Bürki eindrucksvoll unterstrich.

Für Tuchel war es vermutlich nach den euphorischen Lobeshymnen des vergangen Wochenendes ein Weckruf zur rechten Zeit. Denn schon am Sonntag steht das Spiel in Ingolstadt und ein weitere Charaktertest für die Westfalen auf dem Programm.

(sid)
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