BVB in der Krise Hat Bosz zu nachlässig trainieren lassen?

Dortmund · Das Abwehrverhalten des BVB stimmt seit Wochen nicht. Nach fünf sieglosen Spielen in Folge diskutieren viele über Peter Bosz. Die Mannschaft angeblich nicht. "Die Trainerfrage stellt sich nicht", sagt Kapitän Schmelzer.

Borussia Dortmund: Marc Bartra und Roman Bürki patzen vor Akolo-Treffer
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Bartra und Bürki patzen vor Akolo-Treffer

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Foto: rtr, gb

Anfang Oktober war Borussia Dortmund ein allseits anerkannter Kandidat für die deutsche Meisterschaft. Mit fünf Punkten Vorsprung vor Bayern München führte der Bundesligist aus Westfalen die Tabelle an, in sieben Spielen hatte er sich gerade mal zwei Törchen eingefangen. Fünf Spieltage später sind die Bayern den Dortmundern um neun Punkte enteilt. Einen mickrigen Punkt gewann der BVB in dieser Zeit, und er kassierte 14 Tore. Mittlerweile räumen auch die begabtesten Gesundbeter ein, dass sich Borussia Dortmund in einer schweren Krise befindet.

Normalerweise würde sich in der Branche nun die Frage stellen, ob die Verpflichtung von Trainer Peter Bosz vielleicht doch nicht so ein Glücksgriff gewesen ist. Und branchenüblich wäre es auch, den Fußballlehrer aus den Niederlanden öffentlich anzuzählen.

Doch davon kann (noch) keine Rede sein. Kapitän Marcel Schmelzer fühlte sich sogar zu einer Verteidigungsrede aufgerufen. "Die Trainerfrage stellt sich bei uns nicht", sagte er nach dem 1:2 in Stuttgart, "nicht der Trainer macht den Fehler bei den Gegentoren. Wir müssen die Karre aus dem Dreck ziehen."

Abwehrverhalten stimmt nicht

In der Tat war es nicht Bosz, der mit einem landesweit belächelten Rückpass in die Beine von Torwart Roman Bürki den Stuttgartern die Führung ermöglichte, sondern Verteidiger Marc Bartra. Und es war auch nicht der Coach, der die Deckung vor dem Siegtreffer des VfB zu größtmöglicher Lockerung aufgefordert hatte. Das ist jedenfalls nicht überliefert.

Sicher aber ist, dass die Probleme des DFB-Pokalsiegers mit dem Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft keine neue Erscheinung sind. Selbst als das Team am Anfang der Saison von einem Schützenfest zum anderen eilte, gab es bemerkenswerte Lücken in der Defensive. Die Gegner haben das Dortmunder Entgegenkommen nur nicht angemessen bestraft.

Das hat sich maßgeblich geändert. Nicht nur Real Madrid, Tottenham oder Bayern nehmen das Angebot inzwischen dankbar an - auch Hannover, Stuttgart oder Frankfurt, die niemand mit Recht zur europäischen Fußball-Elite zählen wird. Es stellen sich mehrere Fragen. In dieser Reihenfolge: Sind die Abwehrschwächen systembedingt, gehören sie zum hemmungslosen Angriffsfußball des Peter Bosz? Sind die Dortmunder Spieler nicht ausreichend geschult? Sind sie zu unkonzentriert? Sind sie einfach nicht gut genug?

Die Antworten: Lücken gehören nicht zum System. Es verlangt allerdings hohe mannschaftstaktische Disziplin, viel Kraft und Mut, weil es um gemeinsames Aufrücken und gemeinsames Verteidigen geht. Offenbar ist es Bosz zumindest nicht gelungen, die notwendigen Abläufe in die Köpfe und Beine seiner Spieler zu bringen. Das kann ein Hinweis auf zu nachlässiges Training sein. Der Mangel an Konzentration in den entscheidenden Situationen deutet ebenso darauf hin.

Der Verdacht, dass die Dortmunder Spieler grundsätzlich eher nicht zu den fußballerischen Vorstellungen ihres Trainers passen, wird durch Auftritte wie in Stuttgart oder Hannover ebenfalls nicht entkräftet. Und Durchhalteparolen, wie sie Schmelzer ausgibt, sind bis jetzt ohne erkennbare Folgen auf dem Spielfeld geblieben.

Jetzt geht es in der Champions League gegen Tottenham und in der Bundesliga gegen den Revierrivalen Schalke. Weiteres Rumwurschteln ist da verboten. Zuwiderhandlungen werden endgültig mit der Trainerdiskussion bestraft.

(pet)
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