BVB-Profi hat Stoffwechselstörung Kein Ende für Götzes Leidenszeit in Sicht

Düsseldorf · An seine Rückkehr nach Dortmund hatte Mario Götze große Hoffnungen geknüpft. Doch die Saison verläuft für den verlorenen Sohn ernüchternd. Nun wirft ihn eine Krankheit zurück. Der BVB rechnet mit einem langen Ausfall. Und Götzes Leistung muss neu bewertet werden.

 Mario Götze guckt bei einem Testspiel im Januar unzufrieden.

Mario Götze guckt bei einem Testspiel im Januar unzufrieden.

Foto: dpa, gki fgj nic

Sportliches Dauertief, gesundheitliche Probleme: Götzes Leidenszeit nimmt kein Ende. Im Sommer hatte der 24-Jährige die Flucht aus München angetreten, um in Dortmund nochmal neu anzufangen. In dem vertrauten Umfeld wollte der WM-Held von 2014 seine Karriere, die beim FC Bayern ins Stocken geraten war, wieder in die richtigen Bahnen lenken. Doch auch beim BVB war Götze unter Trainer Thomas Tuchel bislang nur Ergänzungsspieler statt Leistungsträger. Kritiker warfen ihm mangelnde Schnelligkeit vor. Nun muss sein Leistungstief neu bewertet werden.

Der frühere Bundesliga-Trainer Huub Stevens äußerte sich Anfang Februar im Sport1-Doppelpass zur Causa Götze. "Mario Götze bringt nicht die Leistung. Wenn er seine Leistung bringt, spielt er auch. Es ist nicht wichtig, was gewesen ist, sondern was jetzt ist. Dass er Weltmeister geworden ist, ist schön, aber Vergangenheit", sagte der Niederländer. Und: "Er kann jeden Tag im Training zeigen, dass er besser ist als andere." Doch genau das konnte Götze offenbar nicht. Mittlerweile ist klar, dass auch gesundheitliche Gründe hinter seinem Tief stecken.

Götze leidet an einer Stoffwechselstörung, die für seine anhaltenden muskulären Probleme verantwortlich ist. Wie lange er dadurch schon eingeschränkt ist, ist unklar. Details zu der Erkrankung nannte Dortmund nicht. "Wir wünschen uns im Wissen um das besondere Interesse an Mario Götze, dass die Privatsphäre dieses jungen Menschen respektiert und geachtet wird", sagte Pressesprecher Sascha Fligge. Und auch der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist offen. Nur eines ist klar: Götze wird Geduld brauchen. "Das wird keine Kurzzeitsache werden", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke der "Bild".

Der offensive Mittelfeldspieler fand in dieser Saison auch aufgrund von hartnäckigen Muskelbeschwerden kaum Bindung zum Spiel der Schwarz-Gelben. In einer Mannschaft voller leichtfüßiger Supertechniker wie Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé oder Marco Reus wirkte Götze oft schwerfällig. Ihm fehlte sichtbar die Spritzigkeit, die ihn zum Anfang seiner Karriere in Dortmund ausgezeichnet hatte. Im BVB-Trikot absolvierte der 24-Jährige nur elf von 22 Bundesligaspielen, nur vier davon über die komplette Spielzeit. Dabei gelang ihm ein Treffer.

Matthäus rudert zurück

Watzke hatte Götze zuletzt vor seinen Kritikern verteidigt. "Ich bin sicher, dass bei Götze noch einige Abbitte leisten müssen. Wenn sie denn jemals die Größe dazu haben", hatte der BVB-Geschäftsführer lange vor der Diagnose "Stoffwechselstörung" gesagt. Einer von Götzes größten Kritikern ruderte ob der neuen Sachlage nun schon zurück. "Vor diesem Hintergrund muss man seine Leistung natürlich anders bewerten, als ohne dieses Wissen", sagte Lothar Matthäus in der "Bild" und sprach von einem harten Schlag für Götze. Erst in der vergangenen Woche war Matthäus hart mit Götze ins Gericht gegangen. "Er muss sich ändern, das ist offensichtlich. Ihm fehlt die Geschwindigkeit, die im heutigen Fußball das A und O ist. Spieler wie Xabi Alonso können das vielleicht ausgleichen. Aber kein Offensivspieler wie Götze", hatte der Weltmeister von 1990 gesagt.

Seit wann sich Götzes Formtief an den gesundheitlichen Problemen festmachen lässt, darüber kann von außen nur spekuliert werden. Borussia Dortmund bittet eindringlich darum, von Ferndiagnosen und Spekulationen abzusehen. Der einzige Grund dafür, warum Götze in dieser Saison so wenig spielte, dürften sie wohl nicht sein. Die interne Konkurrenz im Dortmunder Mittelfeld ist gewaltig. Götze hat zudem das Manko, dass er keine feste Position hat, sondern vielseitig im Mittelfeld verwendbar ist. Im Zweifel wird er zugunsten eines Spezialisten auf die Bank verschoben. Zudem wirkt der 25-Millionen-Mann nach den drei unglücklichen Jahren in München, wo er unter Pep Guardiola in der Schlussphase kaum noch eine Rolle gespielt hatte, verunsichert. "Wenn man bedenkt, dass Mario in den vergangenen Jahren nicht unbedingt viel Selbstvertrauen getankt hat, hat er eine Hinrunde gespielt, wie wir sie erwartet haben", sagte Watzke Ende Januar.

Götze ist erst 24 Jahre alt und steht dennoch schon am Scheideweg seiner Laufbahn. Sein Wechsel nach Dortmund sollte ihn wieder in die Erfolgsspur führen, doch die Karriere hakt. Eine Prognose über Götzes Zukunft ist schwierig. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc war bemüht, eine positive Sichtweise einzunehmen. "Wir sind froh, dass wir nun die Gründe für Marios Beschwerden kennen und überzeugt davon, dass er uns nach vollständiger Genesung mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten zusätzliche Qualität verleihen wird", sagte Zorc.

Und Götze? Der gab sich in der offiziellen Erklärung des BVB kämpferisch. "Ich befinde mich gerade in Behandlung und setze alles daran, so schnell wie möglich wieder ins Training einsteigen und meiner Mannschaft dabei helfen zu können, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen", sagte Götze.

(areh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort