Torjäger im Sommer weg? BVB weiß nichts von Aubameyangs Verhandlungen mit Paris

Dortmund · Ein Weggang von Pierre-Emerick Aubameyang wäre ein herber Schlag für Borussia Dortmund – vor allem für das Selbstverständnis der Klubführung. Von angeblichen Verhandlungen weiß der BVB allerdings nichts.

Pierre-Emerick Aubameyang: Von Borussia Dortmund zum FC Arsenal
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Das ist Pierre-Emerick Aubameyang

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Foto: dpa, Jonas Güttler

Ein Weggang von Pierre-Emerick Aubameyang wäre ein herber Schlag für Borussia Dortmund — vor allem für das Selbstverständnis der Klubführung. Von angeblichen Verhandlungen weiß der BVB allerdings nichts.

Hans-Joachim Watzke gewährt gerne tiefe Einblicke in sein Seelenleben — vor allem wenn es um die berufliche Karriereplanung seiner Angestellten geht. Und so sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund erst vor ein paar Wochen: "Ich hatte noch an keinem einzigen Tag, seitdem er bei uns ist, das Gefühl, dass Auba uns verlassen will. Wir wissen, was wir an ihm haben - aber auch er weiß, was er an uns hat." Watzke sah damit Gerüchte ausreichend abgewehrt, Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang könnte es zu einem Top-Klub nach Spanien oder England ziehen. Die Ruhe währte allerdings nicht lange — und nun wird es offenbar sehr konkret. Denn der Gabuner steht wohl vor einem Wechsel zu Paris St. Germain.

Wie die "Bild" und die französische Zeitung "Le Parisien" übereinstimmend berichten, soll es schon zu einem ersten Treffen zwischen dem Berater des 27-Jährigen und Vertretern von PSG gekommen sein. Patrick Kluivert, niederländischer Sportdirektor von St. Germain, soll einen hochdotierten Dreijahresvertrag mit einem Jahressalär im zweistelligen Millionenbereich (die Rede ist von 14 Millionen Euro) vorbereitet haben. PSG soll bereit sein und wäre dank der finanzkräftigen Klubinvestoren aus Katar auch problemlos in der Lage, Aubameyang mit rund 70 Millionen Euro aus seinem noch bis 2020 gültigen Arbeitsverhältnis bei den Westfalen herauszukaufen.

Laut "Le Parisien" ist Aubameyang allerdings "nur" Plan B. Paris habe demnach die Fühler auch nach Arsenal-Stürmer Alexis Sanchez ausgestreckt. Der Chilene, dessen Vertrag im Sommer 2018 ausläuft, wäre im Vergleich zu Aubameyang deutlich günstiger zu haben.

Bislang sind das alles allerdings nur Gerüchte — denn zumindest nach eigenem Bekunden weiß Borussia Dortmund noch nichts von Verhandlungen zwischen ihrem Stürmer und dem Spitzenklub aus Paris. Auf Anfrage wollte man sich beim BVB jedenfalls zur Personalie nicht äußern. Man bereitet sich aber wohl schon auf ein Wechselszenario vor. Alexandre Lacazette von Europa-League-Halbfinalist Olympique Lyon wird als möglicher Nachfolger von Aubameyang gehandelt.

29 Spiele, 27 Tore alleine in dieser Spielzeit für Borussia Dortmund - die Abhängigkeit von Pierre-Emerick Aubameyang ist zweifellos extrem groß. Für den BVB wäre sein Abgang ein Rückschlag in vielerlei Hinsicht, ungeachtet aller Eskapaden um Privattrips vor Spielen in der Champions League oder wiederholter Masken-Fauxpas' beim Torjubel. Sich mit einem Wechsel von Aubameyang beschäftigen zu müssen, kratzt letztlich auch am Selbstverständnis der Führungsetage von Borussia, die sich selbst gerne auf einer Stufe mit den europäischen Spitzenklubs sehen würde.

Herausragende Kräfte würde der Verein deswegen zu gerne langfristig halten. Doch immer wieder gelingt das eben nicht — immer wieder erliegen Leistungsträger und Identifikationsfiguren dem Lockruf des Geldes. Vor der Saison verließen Mats Hummels (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City) und Henrikh Mkhitaryan (Manchester United) den achtmaligen deutschen Meister, obwohl Watzke lange einen Verlust aller drei als undenkbar hingestellt hatte. Offiziell war natürlich die Rede von der Suche nach einer neuen sportlichen Herausforderung.

Dembélé-Transfer macht Hoffnung

Doch genau diese sportliche Herausforderung auf Champions-League-Niveau, alle zwei Wochen vor 80.000 Zuschauern zu spielen und natürlich auch durchaus fürstlich vergütet zu werden — damit kann der BVB auch punkten, wenn es daran geht, Abgänge von der Qualität eines Aubameyang zu kompensieren. Bei Frankreichs Supertalent Ousmane Dembélé war man schneller als Europas Elite, was vor allem in München dem Vernehmen nach Zornesröte auf verschiedene Stirnen gezaubert hatte. Gladbachs Mo Dahoud sieht in Dortmund für sich die beste Perspektive, der 17-jährige Schwede Alexander Isak will beim BVB zu dem Superstar wachsen, den viele in ihm sehen, und auch Aubameyang wählte Schwarz-Gelb, um aus der französischen Provinz St. Étiennes den Sprung ins internationale Rampenlicht zu suchen.

Viel Lob gebührt dabei Sven Mislintat. Lange Chefscout, nun Kaderplaner und ganz nebenbei Trainer Thomas Tuchel in gegenseitiger Abneigung verbunden, gilt der 44-Jährige als einer der Besten, wenn es darum geht, kommende Toptalente früher als andere zu angeln. Fortuna Düsseldorf hätte Mislintat nur zu gerne als Manager geholt.

Dass Top-Talente ein paar Jahre später dann als Topstars weiterziehen, gehört auch in Dortmund zum gelernten Lauf der Dinge — mag es dem eigenen Selbstverständnis noch so wehtun. Wie jetzt bei Aubameyang.

(RP)
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