Nationalspieler vor Wechsel zu ManCity Gündogan-Fan Guardiola lockt BVB-Stratege auf die Insel

Dortmund · Ilkay Gündogan (25) ist verletzt. Wieder einmal. Der Dortmunder Mittelfeldspieler hat sich die Kniescheibe ausgerenkt, er musste die Europameisterschaft absagen. Und neulich machte die Nachricht die Runde, dass er wohl mindestens bis zum Oktober ausfallen werde. Weil er sich gerade erst so richtig aus einer fast zweijährigen Schaffenskrise infolge anhaltender Verletzungsprobleme zurückgekämpft hatte, befielen seine Wegbegleiter schwere Zweifel an einer munteren Fortsetzung der Laufbahn auf höchstem Niveau.

Die Verletzungshistorie von Gündogan
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Foto: dpa, bt hak

Nur Pep Guardiola nicht. Der ehemalige Bayern-Trainer beendete sein Münchner Gastspiel am Wochenende mit dem DFB-Pokalsieg, und nun gilt sein Interesse allein dem nächsten Arbeitgeber, dem englischen Spitzenklub Manchester City. Guardiola ist ein erklärter Fan von Gündogans Spielweise, und er hat darauf gedrängt, den Nationalspieler in den Norden Englands zu holen. Nach mehreren Medienberichten steht Gündogan trotz seiner Verletzung unmittelbar vor dem Wechsel zu ManCity. Dortmund soll eine Ablösesumme von 26 Millionen Euro kassieren.

Das ist für beide Seiten ein gutes Geschäft. Die Borussia wird angemessen entschädigt, auf ihr Konto werden nach dem Transfer der beiden Nationalspieler Mats Hummels (Bayern München) und Gündogan bald 61 Millionen Euro eingezahlt. Darauf müssen zwar 15 Prozent Körperschaftsteuer gezahlt werden, aber die Einnahme lässt sich beim Finanzamt um den sogenannten Restwert des Spielers mindern. Der bemisst sich nach der Laufzeit des Vertrages - in beiden Fällen noch ein Jahr. Richtig arm wird der BVB selbst nach Entrichtung der Körperschaftsteuer also nicht. Und er kann viel Geld in neues Personal oder in die Vertragsverlängerung mit Henrikh Mkhitaryan stecken, dessen Berater gerade mal wieder den großen Reibach wittern und mit einem Wechsel des Armeniers kokettieren.

Gündogan muss sich darüber freuen, dass es einen großen Klub gibt, der mächtig Vertrauen in seine Fähigkeiten setzt. Manchester City wird allerdings die Verpflichtung nicht allein deshalb betrieben haben, weil Guardiola aus großen, braunen Augen so artig um Unterstützung betteln kann. Es gilt als ziemlich wahrscheinlich, dass sich die Ärzte des Klubs ein genaueres Bild von Gündogans Gesundheitszustand gemacht haben. Ein Restrisiko aber bleibt.

Selbst Guardiola kann sich nicht sicher sein, ob der deutsche Nationalspieler wieder Anschluss an seine Bestform findet. Bestform wird er jedoch brauchen, wenn er die ehrgeizigen Vorstellungen des neuen Trainers und seiner Geldgeber aus Abu Dhabi erfüllen soll. Die Scheichs und Guardiola selbst sind mit weniger als der europäischen Spitze nicht zufrieden. Dafür werden in Manchester Honorare gezahlt, von denen in Deutschland nicht einmal Bayern München träumen darf. Nach zuverlässigen Schätzungen soll der Trainer künftig rund 20 Millionen Euro im Jahr verdienen.

Damit finanzieren sie in Dortmund gleich vier Spitzenkräfte. Und beim BVB werden die Funktionäre mit Wohlgefallen beobachtet haben, dass die Mannschaft nach Gündogans neuerlichem Ausfall im April nicht aus dem Rhythmus kam. Seither bekleidet meist Gonzalo Castro die Rolle des Kollegen. Durchaus mit Erfolg. Der BVB muss seine Ansprüche in der Bundesliga deshalb vorerst nicht zurückschrauben.

(pet)
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