"Ein sehr zerbrechliches Gebilde" Stöger ist beim BVB als Psychologe gefordert

Dortmund/Köln · Bei Borussia Dortmund hängt der Haussegen nach zuletzt mäßigen Leistungen schief. Trainer Peter Stöger wirbt trotz der Kritik um Geduld.

Peter Stöger: Wiener, BVB-Coach, Karnevals-Fan
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Das ist Peter Stöger

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Foto: dpa, geb

Peter Stöger ist derzeit nicht nur als Fußball-Trainer gefragt. Angesichts der zuletzt dürftigen Leistungen von Borussia Dortmund und der lautstarken Kritik muss sich Stöger auch als Psychologe beweisen. "Wir haben aktuell ein sehr zerbrechliches Gebilde. Es ist wenig Klarheit da, weil die Spieler nicht wissen, wie sie die Saison einordnen können", sagte der Österreicher im Interview mit Amazon Music.

Nach dem mageren 1:1 (1:0) gegen den FC Augsburg am Montag war Sportdirektor Michael Zorc kurzzeitig die Contenance abhanden gekommen. Wutentbrannt soll der 55-Jährige der Mannschaft zugerufen haben: "Ihr spielt wie die Beamten." Das berichtete die Bild-Zeitung.

Der Deutsche Beamtenbund reagierte prompt - und süffisant. "Ein erfolgreiches Team braucht eine übergeordnete Idee und eine passende Personalstruktur, das weiß im öffentlichen Dienst jede Nachwuchs-Führungskraft. Vielleicht sollte Herr Zorc darüber mal nachdenken, statt unsinnige Vergleiche zu ziehen", erklärte der dbb bei Sky Sport News HD.

Für Stöger war es bei allen Nebengeräuschen wichtig, sich schützend vor die Mannschaft zu stellen. Dabei hatte er selbst noch am Sonntag die fehlende Einstellung seiner Profis bemängelt, bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch nun warb er für Geduld. Nach 19 Punkten aus den ersten sieben Spielen habe der BVB plötzlich wochenlang nicht gewonnen. "Und jetzt passen die Ergebnisse, aber die Spielphilosophie nicht. Das ist für die Jungs nicht einfach", so Stöger.

Beim Pokalsieger klafft derzeit eine große Lücke zwischen Realität und Anspruch. "Die reinen Ergebnisse interessieren hier keinen, Dortmunds Selbstverständnis ist, dass auch attraktiver Fußball gespielt wird", sagte Stöger, der sich auf schwierige Wochen mit dem BVB einstellt. Er sei nunmal kein Heilsbringer, der einfach die Hand auflegen könne.

Erste Erfolge erzielte Stöger mit seiner behutsamen Art bei Weltmeister Andre Schürrle, der in den letzten Spielen aufblühte. Auch die Rekonvaleszenten Mario Götze und Marco Reus sorgten für positive Impulse. "Einige Jungs, an die keiner mehr geglaubt hat, haben wir schon wieder in die Spur bekommen und zum Leben erweckt, bei einigen anderen brauchen wir noch ein bisschen", so Stöger.

Der 51-Jährige weiß allerdings auch, dass Zeit in Dortmund Mangelware ist, gerade wenn die Erfolge ausbleiben. Noch ist der BVB unter Stöger in der Bundesliga ungeschlagen. Aber der Abstand in der Tabelle auf Verfolger Schalke 04 ist auf einen Punkt geschrumpft.

Beim schwächelnden RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr/Live-Ticker) braucht der BVB ein Erfolgserlebnis, um den Kritikern Paroli zu bieten und intern die Wogen zu glätten. "Meine Aufgabe ist es, den Verein wieder in ruhigere Gewässer zu führen und sicher in die Champions-League-Plätze zu kommen". Doch dafür wird Stöger noch einige Klippen umschiffen müssen.

(sid)
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