Kommentar zum Nachholspiel des BVB Scheinwerferlicht einfach mal ausmachen

Meinung · Es ist nun wieder der Moment der großen Gesten. Es bleibt keine Zeit zur intensiveren Verarbeitung – das Geschäft muss schließlich weitergehen. Borussia Dortmund steht unter Schock, hat sich jetzt aber einfach mal kräftig zu schütteln. Wird schon wieder.

Twitter-Reaktionen auf Explosionen am BVB-Bus
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Foto: dpa, fdt

Es ist nun wieder der Moment der großen Gesten. Es bleibt keine Zeit zur intensiveren Verarbeitung — das Geschäft muss schließlich weitergehen. Borussia Dortmund steht unter Schock, hat sich jetzt aber einfach mal kräftig zu schütteln. Wird schon wieder.

Heute Abend, nicht einmal 24 Stunden nach dem Angriff auf den Mannschaftsbus, wird die Champions-League-Partie gegen den AS Monaco angepfiffen. Spieler Marc Bartra wird dann nicht dabei sein, er wurde bei dem Attentat so schwer an der Hand verletzt, dass er nach einer Operation noch im Krankenhaus liegt.

Wäre es nicht angebrachter, wenn alle einmal durchatmen könnten und nicht bereits heute wieder auf die große Bühne zurückkehren müssen? Wenigstens ein paar Tage keine Scheinwerfer. Einfach mal Ruhe. Ganz bestimmt. Geht aber nicht. Die Terminpläne im internationalen Fußball sind so eng gestrickt, dass es für derartige besondere Vorkommnisse einfach keinen Spielraum gibt. Die Profis werden instrumentalisiert — sie haben zu funktionieren, ganz egal, was auch passiert. Am Samstag geht es im Ligaalltag gegen Eintracht Frankfurt weiter.

Hans-Joachim Watzke, Dortmunds Geschäftsführer hat freilich versucht, eine andere Botschaft auszusenden. Der BVB dürfe nicht vor dem Terror einknicken, müsse gerade jetzt ein Zeichen setzen für die freiheitlichen Werte, sagte er bei einer rund zehnminütigen Ansprache vor der Mannschaft. Deswegen sei auch das Spiel heute Abend so wichtig. Natürlich ist es wichtig, sich nicht von wem auch immer seiner Freiheit berauben zu lassen. Aber Freiheit heißt auch, entscheiden zu können. Das ist im durch und durch kommerzialisierten Spitzensport eben nicht mehr möglich.

Was als Zeichen gegen Hass zurückbleibt, ist nicht, ob ein Spiel stattfindet. Was bleibt, sind die kleinen und großen Zeichen der Solidarität nach dem Attentat. Vermeintliche Erzrivalen haben ihre Anteilnahme bekundet. Dementsprechende Botschaften kamen unter anderem aus Gelsenkirchen und München über die Sozialen Medien. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wurde eine beeindruckende Aktion weitergetragen: Borussia Dortmund hatte den Aufruf unterstützt, Übernachtungsmöglichkeiten für gestrandete Fans aus Monaco anzubieten. Tausende beteiligten sich unter dem Hashtag "bedforawayfans". Es ist Ausdruck der wichtigsten Botschaften gegen Terror jeglicher Art: Offenheit bewahren und Liebe ist stärker als Hass.

(gic)
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