Duselsieg in Bremen Perfektionist Tuchel freut sich über "dreckigen Sieg"

Bremen · Borussia Dortmund ist erfolgreich ins Jahr 2017 gestartet. Beim Sieg in Bremen zeigte das Team von Trainer Thomas Tuchel allerdings nicht das Gesicht einer Spitzenmannschaft.

Jaroslav Drobny sieht nach bösem Tritt gegen Marco Reus glatt Rot
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Drobny sieht nach bösem Tritt gegen Reus glatt Rot

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Foto: dpa, crj gfh

Eigentlich ist Thomas Tuchel ein Perfektionist. Detailversessen, unnachgiebig, ja auch ein bisschen verkniffen feilt der Trainer von Borussia Dortmund am perfekten Spiel seiner Mannschaft. Nach dem 2:1 (1:0)-Sieg bei Werder Bremen — einem fehlerbehafteten Auftritt, der viele Fragen aufwarf — zeigte der 43-Jährige eine andere, ungewohnt milde Seite. Tuchel freute sich aus vollem Herzen über den "dreckigen Sieg". Und lächelte die Sorgen einfach weg.

"Wann die Stabilität kommt? Gute Frage", sagte der Charakterkopf und fügte mit einem Lächeln auf den Lippen überraschend an: "Vielleicht müssen wir anerkennen, dass wir nicht so stabil sind in diesem Jahr und lernen, damit umzugehen." Das Ziel direkte Champions-League-Qualifikation ist mit dem zwar hochtalentierten, aber recht unerfahrenen Kader durchaus als ambitioniert einzuschätzen.

"Ich erwarte nach einer halbjährigen Phase des Umbruchs von allen Beteiligten, dass wir uns direkt für die Champions League qualifizieren", hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke der Bild-Zeitung vor dem Auftakt der zweiten Saisonphase gesagt und den Druck auf Trainer und Mannschaft erhöht. Platz sechs, auf dem die Westfalen überwinterten, entspricht nicht der Erwartungshaltung. "Jeder will Champions League spielen", sagte Tuchel am Samstag: "Das ist die Zielvorgabe, die mit der Unterschrift unter den Vertrag klar ist. Aber es ist ein weiter, weiter Weg zu gehen."

Schürrles Treffer sorgt nicht für Ruhe

Dies zeigte sich auch beim Duell in Bremen, in dem der BVB bedenklich wackelte. Die frühe Führung durch André Schürrle (5.), der den beim Afrika-Cup weilenden Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang gut vertrat, verlieh Dortmund keine Ruhe.

Als dann auch noch Bremens Keeper Jaroslav Drobny nach einem überharten Einsteigen außerhalb des Strafraums gegen Marco Reus mit Rot vom Platz musste (39.), war alles für einen sicheren Auswärtsdreier angerichtet. Doch der BVB bot Werder-Kapitän Clemens Fritz erst die Gelegenheit für einen Lattenschuss (45.+2), dann fand Fin Bartels die Lücke für einen Sololauf und traf zum 1:1 (59.). Auch nach der erneuten Führung von Lukasz Piszczek (71.) wackelte die Borussia in Überzahl bedenklich.

"Wir haben es am Ende nicht mehr seriös runtergespielt. Auch das Zweikampfverhalten war nicht mehr so da, das darf uns nicht passieren", mahnte der starke Torwart Roman Weidenfeller, der Roman Bürki schon bald wieder Platz machen muss. "Wir haben unbewusst zwei Gänge zurückgeschaltet", kritisierte auch Kapitän Marcel Schmelzer. Ins gleiche Horn stieß Schürrle: "Aber wir nehmen den Sieg so mit, wie er ist."

Während sich der BVB durch den hart erkämpften ersten Sieg nach vier erfolglosen Pflichtspielen wieder nach oben orientiert, wird die Luft für Werder im Abstiegskampf dünner. "Wir haben mit Herz und Leidenschaft gefightet. Diese Prinzipien sollten wir mit voller Überzeugung weiter auf den Platz bringen", sagte Trainer Alexander Nouri. Die Bremer zeigten gute Ansätze, leisteten sich aber auch etliche individuelle Fehler. Diese gilt es schnellstmöglich abzustellen: Am kommenden Samstag gastiert der FC Bayern im Weserstadion.

(seeg/sid)
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