Borussia Dortmund "Riesiger Wermutstropfen" - Tuchel quälen die alten Probleme

Paderborn · Borussia Dortmund wird seine Verletzungssorgen nicht los. Auch Sven Bender wird wahrscheinlich für längere Zeit ausfallen.

BVB-Trainer Thomas Tuchel möchte am liebsten gar nicht mehr über seine Verletzungssorgen reden.

BVB-Trainer Thomas Tuchel möchte am liebsten gar nicht mehr über seine Verletzungssorgen reden.

Foto: dpa, gki lof

Thomas Tuchel redete ausführlich über die Abwehrwackler und seine Sturm-Optionen, aber in Gedanken war er woanders. Sven Benders erneute Verletzung, der sofortige Transport in ein Paderborner Krankenhaus, das warf für den Trainer von Borussia Dortmund einen Schatten auf alles.

"Es sieht nach Kapsel, Außenband oder Bändern aus, mindestens", sagte Tuchel nach dem 6:1 im letzten Test am Dienstag beim Drittligisten SC Paderborn sichtlich getroffen. "Sein Sprunggelenk ist sofort dick geworden. Ich rechne im Moment überhaupt gar nicht mit ihm. Das ist ein riesiger Wermutstropfen."

Bender, gerade nach viermonatiger Pause wegen einer Knochenmarkschwellung in die Mannschaft zurückgekehrt, war nach einem Foul des Paderborners Sven Michel in der 12. Minute vom Platz gehumpelt. "Wir hoffen sehr, dass es nichts allzu Schlimmes ist", sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer, doch allzu groß ist die Hoffnung nicht: "Wenn er so aufschreit, ist das kein gutes Zeichen. Er wird uns wahrscheinlich ein paar Wochen fehlen." Eine Diagnose stand am Mittwoch zunächst aus.

Wenige Tage vor dem Start in den zweiten Saisonteil plagen Tuchel die altbekannten Probleme. Er weiß gar nicht mehr, wie es ist, eine durchgehend gesunde Mannschaft zu trainieren - auch auf den so offensivstarken Ousmane Dembélé (Sehnenreizung im Hüftbeuger) und seinen Abwehrchef Sokratis (Sprunggelenkprobleme) wird er am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) bei Werder Bremen erst einmal verzichten müssen. "Sie müssen zunächst ins Mannschaftstraining zurückkehren. Für die Anfangsformation wird es sehr, sehr eng", sagte der 43-Jährige, "die Hoffnung gilt eher dem Kader."

Tuchel will nicht weiter hoffen

Ohnehin aber hat Tuchel seine Denkrichtung geändert. Er will keine Kraft mehr in eine Hoffnung investieren, die sich dann doch zumeist nicht erfüllt. "Wir müssen aufhören, über die Verletzten zu reden", forderte er: "Die, die da sind, müssen wir auf das beste Niveau bringen. Die Mannschaft ist gewillt, die Ergebnisse sind top in allen Halbzeiten. Deshalb fühlen wir uns bereit für Bremen."

Improvisieren muss Tuchel nach drei klaren Siegen in drei Testspielen dort auch im Angriff. Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, Schütze von 16 Toren in 15 Bundesliga-Spielen, wartet in Libreville auf weitere Einsätze für seine Heimat Gabun beim Afrika-Cup. Ein möglicher Ersatz wäre Adrian Ramos, doch der Kolumbianer wechselt gegen Tuchels Willen nach China zu Chongqing Lifan.

"Er hat in allen seinen Einsätzen gemerkt, welch hohe Wertschätzung er bei der Mannschaft und mir genießt. Es ist sehr schade, ich gebe wahnsinnig ungerne Spieler ab", sagte der BVB-Trainer: "Wir sind schweren Herzens seinem Wunsch nachgekommen." In diesem Moment ließ sich erahnen, wie tief ihn im Sommer der Abschied von Mats Hummels, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan frustriert haben muss.

Die erwarteten zwölf Millionen Euro Einnahme werden wohl nicht umgehend reinvestiert. Tuchel verwies auf Marco Reus, der in Paderborn nach überstandenen Muskelproblemen wie aufgedreht spielte, Doppeltorschütze André Schürrle oder Mario Götze als möglichen Kurzersatz für Aubameyang: "Sie alle können das spielen." Ramos hatte Tuchel ohnehin, wenn überhaupt, bevorzugt auf dem Flügel eingesetzt.

(sid)
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