Historische Torflaute zu Hause BVB trifft nicht mehr — und hofft auf Pokal als Weg nach Europa

Mit dem Ballast einer historischen Negativ-Bilanz steuert Borussia Dortmund der letzten Ausfahrt in Richtung Europa entgegen. Drei Pflicht-Heimspiele der Schwarz-Gelben in Folge oder 274 Minuten ohne Torerfolg - das gab es seit Bestehen der Bundesliga noch nie.

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Auch das 0:1 (0:1) gegen Bayern München deckte die Defizite des westfälischen Vollgas-Fußballs gnadenlos auf und sorgte bei den Fans mit Blick auf das richtungweisende Pokal-Viertelfinale am Dienstag (20.30 UhrLive-Ticker) gegen 1899 Hoffenheim für Skepsis und Unruhe.

"Das Pokalspiel ist jetzt ganz wichtig. Nach Berlin zu kommen ist noch ein großes Saisonziel. Und obwohl es noch weit weg ist, ist es natürlich eine Möglichkeit, wieder ins internationale Geschäft zu kommen", sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Europa League heißt das Ziel nach frühzeitig verspielter Champions-League-Qualifikation. Der DFB-Pokal ist mit drei Siegen - inklusive Endspiel am 30. Mai - der kürzeste Weg dorthin.

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Dafür muss jedoch zunächst ein Erfolg gegen die auswärtsschwachen Kraichgauer her. Doch der ist nach dem 0:0 gegen Köln, 0:3 in der Königsklasse gegen Juventus Turin und der Niederlage gegen die Bayern längst kein Selbstgänger mehr. Den letzten Heimtreffer erzielte Marco Reus im Revierderby gegen Schalke 04 (28. Februar) in der 86. Minute zum 3:0-Endstand.

"Gegen Hoffenheim können wir uns mit einer guten Leistung und einem guten Ergebnis einen Schub für den Rest der Saison holen", meinte Defensivstratege Sven Bender, der jedoch auch die Probleme der Borussia gegen massiv verteidigende Gästeteams ausgemacht hat.

Benders Teamkollege Mats Hummels beklagte nach der Niederlage gegen die Bayern wieder einmal die "mangelnde Effektivität", Verteidiger Marcel Schmelzer "zu wenig Torabschlüsse" und Nationalspieler Marco Reus die fehlenden "großen Chancen". Trainer Jürgen Klopp vermisste "die Klarheit in vielen Momenten".

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Die Analysen klingen seit Wochen ähnlich. Dass den Ballgewinnen der Borussen zumeist auch prompte Ballverluste folgen, spielt dem Gegner in die Karten. Taktisch ist der BVB zu leicht ausrechenbar, es fehlt an einem Plan-B gegen defensiv orientierte Gäste. Am Ende steht einmal mehr die Erkenntnis von Ilkay Gündogan: "Es war mehr drin. Es fehlte der letzte Wille, die letzte Durchschlagskraft."

Das soll sich gegen Hoffenheim ändern, denn es winkt der Einzug ins Pokal-Halbfinale als Balsam für die geschundene Borussen-Seele. Dass 1899 mit der Hypothek einer 1:4-Heimklatsche gegen Borussia Mönchengladbach anreist, macht die Aufgabe für den dreimalige Cupsieger nicht leichter. Allerdings bekleckerten sich die Gäste auswärts mit nur zwei Ligasiegen in dieser Saison nicht gerade mit Ruhm.

Erinnerungen an den 26. Februar 2008 werden wach, als der BVB gegen den damaligen Zweitligisten wenige Monate vor dessen Bundesliga-Aufstieg das Viertelfinal-Heimspiel mit 3:1 gewann und am Ende sogar ins Finale in Berlin (1:2 n.V. gegen Bayern München) einzog.

Die Erwartungen der Dortmunder Anhänger sind hoch. Innerhalb von zwei Stunden war die Arena mit 80.607 Zuschauern ausverkauft und sorgt für die zweitgrößte Kulisse der Pokal-Geschichte. Die größte wurde auch in Dortmund, im Halbfinale 2007/08 gegen Carl Zeiss Jena (3:0) registriert.

An eine weitere Heimniederlage am Dienstag will in Dortmund niemand denken. Auch nicht Weltmeister Hummels, der sich mit seinen Äußerungen über einen möglichen Wechsel ins Ausland alle Türen offen ließ. "Damals, 2007, stand ich vor der Wahl Hoffenheim oder Dortmund. Es war eine Bauchentscheidung, die mich nach Dortmund geführt hat. So mache ich das immer", sagte der 26-Jährige.

(sid)
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