Randale in Dortmund BVB-Ultras wollten Leipziger Mannschaftsbus attackieren

Dortmund · Nach den Krawallen beim Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig am vergangenen Wochenende kommen immer mehr Details ans Licht. Die BVB-Ultras planten offenbar einen Angriff auf den Leipziger Mannschaftsbus. Im Pokalspiel gegen die Hertha am Mittwoch stehen die Fans unter besonderer Beobachtung.

Pressestimmen zum Hass von BVB-Fans auf RB-Leipzig-Anhänger
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Hass und Gewalt gegen RB Leipzig: Pressestimmen

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Für Borussia Dortmund geht es am Mittwoch um mehr als den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Für den deutschen Vizemeister, die Führungscrew um Klub-Chef Hans-Joachim Watzke und die zahlreichen BVB-Fans steht mehr denn je das Ansehen auf dem Spiel, denn nach den skandalösen Krawallen im Rahmen des Bundesliga-Duells am vergangenen Samstag gegen RB Leipzig hagelte es zu Recht Kritik von allen Seiten.

Einen erneuten Eklat beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) können sich Westfalen nicht leisten. Und die Frage, die sich viele Betrachter stellen: Wird es nach den schändlichen Angriffen gegen die Leipziger zu einem "Aufstand der Anständigen" im Signal Iduna Park mit entsprechenden Transparenten, Bannern und Stellungnahmen geben?

Trainer Thomas Tuchel forderte indes zu einer differenzierten Betrachtung der Ereignisse vom vergangenen Samstag auf. "Ich habe die Wand nicht als Wand des Hasses wahrgenommen. Die Spruchbänder habe ich in der Vielzahl gesehen, aber nicht einzeln gelesen", sagte der Coach.

Natürlich distanziere man sich von den Inhalten, so Tuchel. "Ich kenne aber Menschen, die in der Wand stehen und in keinster Weise gewalttätig sind. Bei aller Aufklärung sollte es keine Pauschalverurteilung geben", äußerte der BVB-Trainer.

Er selbst und die Mannschaft hätten erst nach Ende des Spiels gegen Leipzig von den Vorkommnissen außerhalb des Stadions, als sogar Familien mit Kindern von BVB-Hooligans mit Flaschen und Steinen attackiert wurden, erfahren: "Es muss möglich sein, mit Kindern und Familie ins Stadion zu gehen. Wir distanzieren uns von Gewalt, das ist eine Selbstverständlichkeit." Es sei eine Grenze überschritten worden, davon werde man natürlich niemanden freisprechen, so Tuchel.

Hertha erwartet "friedliche Atmosphäre"

Rund 4000 Berliner Fans reisen am Mittwoch nach Dortmund. Einen Vorfall wie am Samstag, als BVB-Anhänger zehn Personen attackiert und verletzt hatten, ist zwar unwahrscheinlich, dennoch sind die Verantwortlichen sensibilisiert. "Wir erwarten eine friedliche Atmosphäre. Wir appellieren an alle, dass es so ruhig läuft wie in den Jahren davor", sagte Hertha-Sportdirektor Michael Preetz.

Neben der Fahndung nach den Tätern vom Wochenende steht die Schuldfrage im Zentrum des öffentlichen Interesses. Äußerungen wie Watzkes Behauptung, RB würde Fußball lediglich nutzen, "um eine Getränkedose zu performen", wird eine Mitschuld an den jüngsten Eskalationen zugeschrieben. "Hans-Joachim Watzke hat mit manchen Aussagen Öl ins Feuer gegossen. Er sollte mal in sich gehen und seine Aussagen überprüfen. Das würde wenn schon nicht zu einer Beruhigung, so wenigstens zur Verhinderung der Eskalation der Lage beitragen", sagte Fanforscher Gunter A. Pilz dem SID.

Das von Watzke per Videobotschaft angekündigte harte Durchgreifen gegen die Übeltäter trug nun wohl erste Früchte. Zwei der BVB-Anhänger, die eines der über 60 feindseligen Transparente gegen die Leipziger aufgehängt hatten, wurden laut Bild offenbar identifiziert. Die Angriffe vor dem Stadion werden indes weiter von der Polizei verfolgt.

Watzke forderte Geduld ("Genauigkeit vor Schnelligkeit"), will aber rigoros vorgehen: "Sie können wirklich sicher sein, dass wir alles, aber auch wirklich alles in unserer Kraft stehende tun werden, um diesen Dingen ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben."

Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung planten die Angreifer ursprünglich den Mannschaftsbus der Leipziger ins Visier zu nehmen. Dies habe die Polizei jedoch durch eine Umleitung verhindert. "Den Frust über diesen vereitelten Angriff auf den Leipziger Mannschaftsbus haben die Leute dann völlig unkontrolliert an den Leipziger Gästefans und den Polizeibeamten ausgelassen", sagte ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Dortmunder Krisenstabs der SZ.

Dem BVB droht auf jeden Fall eine Strafe durch das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bund (DFB) - möglicherweise sogar ein Teilausschluss der Zuschauer. Nach Krawallen beim letztjährigen DFB-Pokalfinale gegen Bayern München wurde Dortmund zu 75.000 Euro Geldstrafe verurteilt und mit einer noch bis zum 31. Mai laufenden Bewährung belegt.

(sid)
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