Frust und Ärger in Hamburg Dortmunder Siegeszug vorerst gestoppt

Hamburg · Die Aufholjagd von Borussia Dortmund ist erst einmal gestoppt. Nach dem 0:0 beim abstiegsbedrohten Hamburger ärgerten sich die BVB-Verantwortlichen über das Ende der Siegesserie - und über den Schiedsrichter.

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Trainer Jürgen Klopp wurmte das vorläufige Ende der Dortmunder Aufholjagd, Manager Michael Zorc wetterte gegen den Schiedsrichter: Nach dem trostlosen Remis beim abstiegsbedrohten Hamburger SV schlug die Hochstimmung der vergangenen Wochen bei den BVB-Verantwortlichen in Windeseile in Ernüchterung um.

"Es fühlt sich nicht an wie ein gewonnener Punkt für uns", sagte Klopp nach dem Ende der Siegesserie, zog sich die gelbe Baseball-Kappe tief ins Gesicht und versuchte, den aufgestauten Ärger mit einem kräftigen Schluck Limonade runterzuspülen. Es misslang.

Zu tief saß der Frust über den verpassten Sprung in die obere Tabellenhälfte. Und so konstatierte Klopp mit einem gequälten Lächeln: "Wir haben immerhin einen Punkt mehr als vorher und den HSV auf Distanz gehalten. Das ist auch nicht unwichtig."

In den Katakomben entlud sich derweil die Dortmunder Wut über die harte Gangart der Hamburger. "Ich hätte mir gewünscht, dass heute härter durchgegriffen wird. Diese Ellenbogenschläge sind eine Unart - das muss bestraft werden, wurde es aber nicht", sagte Borussia-Sportdirektor Zorc in Richtung Schiedsrichter Peter Gagelmann.

Der 52-Jährige echauffierte sich besonders über die Aktionen von HSV-Abräumer Valon Behrami, der Henrich Mchitarjan schon nach drei Minuten mit dem Ellbogen niederstreckte - und dafür nicht die einmal Gelb sah. "Er hätte vom Platz fliegen müssen, oder zehn Minuten später, oder wieder zehn Minuten später. Statt vier Gelben Karten durfte er aber weiterspielen." Auch Klopp brachte das rustikale Einsteigen des Schweizers auf die Palme: "Er hat Mchitarjan ins Gesicht geschlagen. Das war eine Rote Karte."

Kaum Offensiv-Power

Die Gründe für das Ende der Dortmunder Erfolgsserie von zuletzt vier Liga-Siegen in Folge waren freilich andere. So war von der zuletzt hoch gelobten Offensiv-Power der Borussia vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena im Hamburger Volkspark kaum etwas zu sehen. Die Gäste hatten von Beginn an zwar deutlich mehr Ballbesitz, doch im letzten Drittel fehlte ihnen trotz der Rückkehr von Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang und dem Mitwirken von Nationalspieler Marco Reus gegen bissige Hamburger die Durchschlagskraft.

"Wir haben heute nicht unsere Topleistung abgerufen", monierte Zorc und sprach von "zwei verlorenen Punkten. Wir waren nicht giftig genug, um die Tore zu schießen. Das müssen wir uns selbst ankreiden". Und auch BVB-Verteidiger Mats Hummels bilanzierte enttäuscht: "Vor fünf Wochen hätten wir den Punkt in Hamburg sofort genommen. Heute ist es schade."

Beim HSV gab es unterdessen nur zufriedene Gesichter. Zwar wartet der Bundesliga-Dino inzwischen seit vier Spielen auf einen Sieg, doch der Zähler gegen Dortmund könnte am Ende Gold wert sein. "Unterm Strich ist es für uns ein wichtiger Punkt im Abstiegskampf", sagte HSV-Coach Joe Zinnbauer: "Wir brauchen nicht drüber reden, dass Dortmund in allen Belangen eigentlich überlegen war. Aber wir haben defensiv richtig gut gespielt."

Die Gastgeber, die zuvor vier von fünf Duellen mit dem BVB gewonnen hatten, legten ihr Hauptaugenmerk voll auf die Defensive - mit Erfolg. Angeführt von Rückkehrer Behrami (Knie-Operation) gingen die Hamburger aggressiv in die Zweikämpfe und ließen in den 90 Minuten keine Großchance des Gegners zu. "Wir haben wieder einen Schritt nach vorne gemacht", sagte Verteidiger Heiko Westermann: "Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause."

(sid)
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