Umbruch in Dortmund BVB geht den jungen und riskanten Weg

Dortmund · Der Vizemeister Borussia Dortmund vollzieht in diesem Sommer einen Umbruch. Große Spieler gehen, große Talente kommen. Das birgt naturgemäß auch Risiken.

Thomas Tuchel im Portät: Ex-Trainer von BVB, Chelsea und Paris Saint-Germain
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Das ist Thomas Tuchel

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Foto: AP/Andy Rain

Thomas Tuchel hat ein Lieblingswort. Es heißt "neu". Borussia Dortmunds Trainer spricht in diesen Tagen oft von einem "Neuanfang", er sagt: "Wir müssen offen für neue Lösungen sein." Oder er stellt fest: "Wir müssen uns nicht daran festhalten, was wir hatten, sondern etwas Neues erschaffen."

Schon in seinem zweiten Jahr beim großen BVB steckt Tuchel in der Lage, die er vom kleinen FSV Mainz 05 kennt. Er muss den Abgang namhafter Spieler ausgleichen, indem er eine neue Mannschaft mit Talenten aufbaut.

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Foto: afp

In Dortmund darf er es allerdings auf einem ganz anderen Niveau tun. Die Wechsel von Mats Hummels (Bayern München), Henrik Mkhitaryan (Manchester United) und Ilkay Gündogan (Manchester City) spülen 107 Millionen Euro in die Kasse. Verpflichtet wurden Ousmane Dembele (19/Stade Rennes), Sebastian Rode (25/Bayern), Raphael Guerrero (22/FC Lorient), Marc Bartra (25/FC Barcelona), Emre Mor (18/Nordsjaelland) und Mikel Merino (20/Osasuna). Kurz vor der Verpflichtung steht Mario Götze (24/Bayern), möglicherweise kommt auch noch André Schürrle (25/Wolfsburg).

Spieler mit Perspektive

Das sind allesamt Spieler mit großer Perspektive, zwei (Götze und Schürrle) sind Fußballer, die zu Tuchels neuem Lieblingswort besonders gut passen. Die deutschen Nationalspieler suchen ihren persönlichen Neuanfang.

Das birgt Risiken. Tuchel weiß das, und er mahnt: "Wichtig ist, dass wir den Verlust und den Neuanfang anerkennen." Der Abgang prägender Gestalten wird vielleicht den Dortmunder Stil verändern. Das meint der Coach, wenn er von "neuen Lösungen" spricht. Eine dieser Lösungen besteht in der gemeinsamen Begeisterung für die Sache. "Wir haben uns für ihre Persönlichkeit, ihre Lust, ihre Kreativität und das Leuchten in ihren Augen entschieden", sagt Tuchel über die Neuen. Und er fällt dann selbst in den Tonfall der Begeisterung. Er will das so.

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Die Ansprüche des Vereins werden von den personellen Wechseln nicht berührt. Dortmund sieht sich weiterhin zumindest als erster Anwärter auf den Platz hinter den Bayern. Deren Vormachtstellung sieht der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke regelrecht zementiert. Die Bayern seien nun "unantastbar", findet er. Das ist zunächst einmal korrekt. Auf lange Sicht wird sich Dortmund aber nicht damit abfinden - ganz gleich, was die Funktionäre dazu erklären.

Mit Sicherheit dürfen sie sich stark genug fühlen, die kleine interne Meisterschaft der Bayern-Verfolger erneut für sich entscheiden zu können. Mindestens ebenso sehr wie in der zurückliegenden Saison wird das davon abhängen, ob Tuchel die Leistungsfähigkeit seiner deutlich verjüngten Mannschaft auf den Platz bringt. Er hat seit dem vergangenen Sommer immerhin gezeigt, dass er einen Fußballverein regelrecht überarbeiten kann. Er hat das laufintensive Gegenpressing aus der Ära seines Vorgängers Jürgen Klopp mit vielen fußballerischen Feinheiten bereichert. Der BVB hat sich spielerisch unter Tuchels Leitung enorm entwickelt.

Chance und Risiko

Das taktische Händchen des Trainers und seine Gabe, aus der Gruppe mehr herauszuholen, als in jedem Einzelnen steckt, sind so wichtig wie die fußballerischen Qualitäten seiner jungen Europa-Auswahl. "Unser Weg ist jung und riskant, aber Risiko wird auch belohnt", erklärt Tuchel. Er sagt gar nicht erst: "Risiko kann belohnt werden." Für ihn ist das keine Frage. Auf wesentlich bescheidenerem Niveau ist ihm in Mainz der Nachweis dafür bereits gelungen. Deswegen muss er nun keine schlaflosen Nächte haben.

Der neue BVB wird vermutlich an Angriffslust noch einmal zulegen. Dafür sprechen die Jugend und die Spielrichtung der Neuen. Selbst Abwehrspieler wie Marc Bartra und Raphael Guerrero beteiligen sich sehr gern am Aufbau. Das liegt in ihrer fußballerischen Natur. Und von Götze erwarten sie in Dortmund, dass er an alter Wirkungsstätte das Versprechen auf eine Weltkarriere einlöst, das er dort vor mehr als drei Jahren ablegte. Das ist eine große Chance für Borussia Dortmund, aber natürlich auch ein Risiko. "Es ist die richtige Option", findet Bayerns Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge. Er muss es ja wissen.

(pet)
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