Stürmer provoziert wohl seinen Abgang BVB-Bosse haben die Nase voll von Aubameyang

Pierre-Emerick Aubameyang provoziert mit neuerlichen Eskapaden anscheinend seinen Abgang von Borussia Dortmund - und die ratlosen BVB-Bosse haben die Nase voll. Vieles deutet auf eine Trennung hin.

 Pierre-Emerick Aubameyang.

Pierre-Emerick Aubameyang.

Foto: dpa, gfh hpl

"Ich erkenne ihn nicht wieder. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht", sagte Sportdirektor Michael Zorc nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg, bei dem der Gabuner im Angriff schmerzlich vermisst wurde: "Das, was jetzt abgeht, ist von unserer Seite nicht zu tolerieren."

Am Sky-Mikrofon kündigte Zorc dem Torjäger, der am Samstag eine Mannschaftssitzung geschwänzt hatte, eine saftige Geldstrafe an - und weitere Konsequenzen. "Wir brauchen jetzt keine Transferspekulationen anzustellen, aber klar ist auch, dass es so nicht weitergehen kann. Da werden ganz wichtige Abläufe gefährdet, und es kommt Unruhe in die Mannschaft."

Bei den Spielern hat Aubameyang trotz seiner dritten Suspendierung innerhalb von 14 Monaten anscheinend noch immer Kredit. "Natürlich werden wir ihn wieder mit offenen Armen empfangen, denn es ist schade, wenn er uns wegen solch dämlicher Aktionen fehlt", sagte Borussia Dortmunds Torwart Roman Bürki nach der Nullnummer gegen die "Wölfe" bei Sky. Unter dem Strich begrüßte er aber die Sanktionierung. "Grundsätzlich muss sich jeder an die Regeln halten, egal, wie viele Tore er geschossen oder verhindert hat."

Dortmunds Trainer Peter Stöger nannte seinen Torjäger im Sky-Gespräch vor dem Spiel sogar indirekt einen Lügner. "Das ist eine relativ wichtige Sitzung, und er ist ferngeblieben", berichtete Stöger: "Da haben wir die Konsequenz gezogen. Er hat kurz angedeutet, dass er es vergessen hätte - aber wir wissen alle, dass das nicht der Fall ist."

Keinen Einfluss auf die Strafe hatte laut Verein hingegen ein Vorfall vom Vormittag: Aubameyang hatte via Instagram geklagt, er fühle sich von einem Journalisten rassistisch beleidigt. Dieser hatte für die ständigen Eskapaden des Torjägers das Wort "Affenzirkus" benutzt, was Aubameyang als Angriff auffasste.

Das dritte BVB-Ligaspiel unter Stögers Leitung geriet angesichts des Wirbels in den Hintergrund. Es war auch nicht sonderlich gut anzusehen. Der BVB kombinierte vor 80.600 Zuschauern gefällig, doch es fehlte die Konsequenz im Abschluss. Aubameyangs Ersatz Alexander Isak (43.) und Jadon Sancho (53.) trafen aus kurzer Distanz den Pfosten, Andrej Jarmolenko verfehlte das Tor freistehend (48.) - der BVB verpasste folgerichtig den Sprung auf den zweiten Platz.

Die Fans hätten sich in diesen Szenen Aubameyang gewünscht, dessen Extravaganzen die Dortmunder seit Jahren auf Trab halten. Mal flog er unerlaubt nach Mailand zum Einkaufen, mal drehte er trotz Verbots ein Image-Video auf dem Trainingsplatz. Zudem gab es immer wieder Spekulationen über einen Abschied aus Dortmund, die Aubameyang teilweise selbst befeuerte. Zuletzt hatte er im Spanien-Trainingslager entgegen der Gepflogenheiten seine Familie im Mannschaftshotel einquartiert. Kapitän Marcel Schmelzer rief ihn zur Ordnung.

Stöger hielt dem sportlich nach wie vor fast unverzichtbaren Stürmer nun dennoch die Türe offen. "Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nachtragend bin", sagte der Österreicher: "Er kann sich nächste Woche ganz normal wieder für die Mannschaft qualifizieren, er erhält eine neue Chance." Darüber, ob Aubameyang seinen Abgang provoziere, wollte Stöger nicht spekulieren. Bis zum 31. Januar ist das Transferfenster geöffnet.

Auch bei den Wolfsburgern war die Sturm-Besetzung das beherrschende Thema: Es war das erste Spiel nach dem Abschied von Mario Gomez zum VfB Stuttgart. Divock Origi entwickelte mit Daniel Didavi, der alleine vor BVB-Torhüter Roman Bürki scheiterte (37.), dennoch einige Gefahr. Auf der Gegenseite ließen der agile Isak (20.) und Jarmolenko (22.) früh beste Gelegenheiten zur Dortmunder Führung aus.

(sid)
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