Comeback im September Gündogan — ein Profi muss das Laufen lernen

Dortmund/Kitzbühel · Fast ein Jahr lang hat der Dortmunder Mittelfeldspieler kein Spiel mehr bestritten. Jetzt darf er damit rechnen, Mitte September wieder ins Mannschaftstraining zu kommen.

 Ilkay Gündogan hat ein Seuchenjahr hinter sich, im Trainingslager ist er zumindest in der Nähe der Kollegen.

Ilkay Gündogan hat ein Seuchenjahr hinter sich, im Trainingslager ist er zumindest in der Nähe der Kollegen.

Foto: dpa, mtf mr

In zwei Wochen muss Ilkay Gündogan einen bemerkenswerten Jahrestag begehen. Dann ist es genau zwölf Monate her, dass er zum letzten Mal ein Spiel bestritten hat. In Kaiserslautern erzielte er im Testländerspiel gegen Paraguay (Endstand 3:3) noch schnell ein Tor, ließ sich dann aber wegen anhaltender Rückenbeschwerden auswechseln und hat seither einen Stammplatz im Rehatraining und bei Ärzten. Doch es gibt Hoffnung. Nach ausgiebigem Rätselraten um die Diagnose und die richtige Therapie hat sich der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund Mitte Juni operieren lassen. Seither geht es bergauf. Im Trainingslager seiner Mannschaft macht Gündogan ein spezielles Aufbauprogramm. Und er genießt es, "endlich mal wieder bei den Kollegen zu sein".

Die Dortmunder Teamleitung glaubt, dass sie den immer noch erst 23-Jährigen Mitte September wieder in gemeinsame Übungen mit den Mitspielern schicken kann. Vorerst findet es Gündogan schon mal ziemlich gut, in der Nähe der Mannschaft zu sein.

Noch besser findet er, dass die schlimmsten Zeiten offenbar vorbei sind. "Am Anfang fühlte ich mich wie ein 90-jähriger Opa", sagte er Anfang Juni dem "Kicker". Er habe weder schmerzfrei liegen noch schmerzfrei sitzen können. Und von Laufen oder gar Fußball spielen konnte überhaupt keine Rede sein. Währenddessen berieten seine Ärzte erfolglos, welche Verletzung das größte Mittelfeldtalent seit Bastian Schweinsteiger nun erlitten hatte. Zunächst hieß es, dass er unter einer Stauchung der Wirbelsäule leide, dann soll es eine Überlastung der Lendenwirbel gewesen sein. Schließlich behandelten die Mediziner eine Nervenwurzelentzündung.

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Große Erfolge zeitigte die Therapie nicht, und Comeback-Pläne mussten von Monat zu Monat verschoben werden. Das war für Gündogan besonders bitter, weil er dadurch einen sicheren Platz im WM-Aufgebot verlor. Er galt spätestens nach Borussia Dortmunds glänzender Champions-League-Saison 2012/13, die erst mit einer Finalniederlage gegen Bayern München (1:2) im Londoner Wembleystadion endete, als einer der Großen im Geschäft. Lautstarke Abwerbeversuche durch die vor allem in finanziellen Fragen führenden europäischen Klubs FC Barcelona, Real Madrid, Arsenal London und Manchester City waren die Folge. Die langwierige Verletzung und öffentliche Zweifel an einer Fortsetzung seiner Karriere haben das Interesse im befreundeten Ausland allerdings erkalten lassen.

Dortmund freilich ließ seinen Spielgestalter nicht im Regen stehen. Noch im Frühjahr wurde der Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert. Nicht völlig uneigennützig. Denn die Vertragsverlängerung bringt den Verein in eine gute Verhandlungsposition, wenn Gündogan wieder fit wird. Mitbewerber um seine Dienste müssten dann sehr tief in die Tasche greifen, um ihn aus einem laufenden Kontrakt herauszukaufen.

Noch wird die Diskussion um eine mögliche Rückkehr des Spielers auf die Bundesliga-Bühne nicht vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Interessen geführt - jedenfalls nicht vorrangig. Zunächst mal kann Borussia Dortmund durch Gündogans Comeback vor allem fußballerisch noch mal deutlich stärker werden.

Der Fußballer Gündogan hat deutlich bescheidenere Ziele. Er will zunächst mal wieder schmerzfrei trainieren. Diese Bescheidenheit gibt im eine Leidenszeit von zwölf Monaten ein.

(RP)
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