Borussia Dortmund Klopp zieht die richtigen Konsequenzen

Meinung | Dortmund · Borussia Dortmund und Trainer Jürgen Klopp gehen ab Sommer getrennte Wege. Der 47-jährige hatte den BVB zuvor um eine Auflösung seines bis 2018 laufenden Vertrages gebeten. Gut möglich, dass er nun nach England wechselt.

Klopp verlässt den BVB: Twitter-Reaktionen
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Foto: dpa, fg nic

Jüngere Menschen können sich das wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Borussia Dortmund ohne Jürgen Klopp - das ist ungefähr so wie die Republik ohne Kanzlerin Angela Merkel.

Jürgen Klopp hört auf – Hans-Joachim Watzke bedankt sich mit Umarmung
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Watzke umarmt Klopp bei der Pressekonferenz

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Sieben Jahre war Klopp Trainer beim BVB, in den Maßstäben des Profifußballs ist das eine Ewigkeit. Geplant war, diese Ewigkeit noch um ein paar Jährchen zu verlängern. Aber auch scheinbar unantastbare Fußballlehrer müssen anerkennen, dass nur der Erfolg den Posten erhält.

Klopp und der BVB — das war sechs Jahre lang eine große Erfolgsgeschichte. Der emotionale Trainer, der begabte Taktiker, der überragende Öffentlichkeitsarbeiter führte ein vergleichsweise unbedeutendes Team in drei Jahren zur deutschen Meisterschaft, in vier Jahren zum Double aus Titel und Pokalsieg und in fünf Jahren ins Finale der Champions League. Ganz Europa staunte über die perfekte Dortmunder Pressingmaschine und diesen charismatischen Trainer.

Es ging zunächst nur sehr langsam abwärts, doch schon der gigantische Abstand, mit dem Branchenführer Bayern München in der vergangenen Saison seinem vermeintlichen Konkurrenten Dortmund enteilte, war ein kleines Alarmzeichen. Der Absturz in diesem Spieljahr war nicht vorhersehbar. Er belegte jedoch grobe Fehler auf dem Transfermarkt und eine zunehmende Entfremdung zwischen Klopp und seinem Team. Sechs Jahre war er der unangefochtene Häuptling einer verschworenen Gemeinschaft, die aus dem inneren Zusammenhalt, aus ihrer Wagenburg eine besondere Stärke schöpfte. Böse Menschen nannten die BVB-Profiabteilung eine Sekte.

Doch der Häuptling hat an Kraft verloren. Das haben die Spieler gemerkt, und das hat er selbst gemerkt. Deshalb hat er um die Auflösung seines Vertrags gebeten. Das ist konsequent und ehrenwert zugleich.

Um Klopp muss sich niemand Sorgen machen. Er geht gut alimentiert in eine Pause. Und wenn er wieder Kraft geschöpft hat, wird er wieder irgendwo Trainer. Niemand sollte sich wundern, wenn das in England sein wird. Dort hat der erklärte Anhänger des Tempofußballs international seine größten Fans.

(RP)
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