Fan-Frust bei brisanten Transfers Hummels und seine Vorgänger — wenn Profis die Seite wechseln

Dortmund · Nicht nur Mats Hummels musste erleben, wie Fußballfans mit Fahnenflüchtigen umgehen. Denn nichts erregt die Gemüter so sehr wie der Wechsel des Stars zum Erzrivalen.

Transfers mit Brisanz: Diese Stars gingen zum Rivalen
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Das abrupte Ende einer großen Liebe schürt mitunter enormen Hass, das gilt in Barcelona ebenso wie in Mailand oder Dortmund. Mats Hummels bekam das unlängst zu spüren, doch vor ihm traf es auch andere Weltstars wie Luis Figo oder Lothar Matthäus. Denn wer wie Hummels als Fanliebling zum Erzrivalen wechselt, bringt die Emotionen zum Kochen - und manchmal sogar einen Schweinekopf zum fliegen.

Genau das erlebte der ehemalige portugiesische Superstar Luis Figo. Von 1995 bis 2000 spielte der Ballzauberer für den katalanischen Traditionsverein FC Barcelona, gewann dort den Europapokal der Pokalsieger, zweimal die Copa del Rey und zweimal den Meistertitel. Und doch wechselte er 2000 allen Treuebekundungen zum Trotz zum "Todfeind" Real Madrid.

Rund 60 Millionen Euro machten die Königlichen damals locker für ihren Wunschspieler. "Je besser man spielt, desto teurer wird man eben", sagte Figo. Zu viel für die Fans des FC Barcelona. Bei seiner Rückkehr ins Camp Nou im Jahre 2002 flogen dem Portugiesen bei einem Eckball Whiskyflaschen und faules Obst entgegen - und eben jene schweinischen Grüße in Form eines Spanferkelkopfes.

Der Kapitän geht von Bord

Auch die Bundesliga bietet einige legendäre Erzählungen über fahnenflüchtige Helden - wenn auch in weniger martialischem Ausmaß. Der Ur-Schalker Manuel Neuer musste vor seinem Wechsel 2011 zu Bayern München Plakate mit der Aufschrift "Koan Neuer" im Bayern-Block lesen. Und nun eben Hummels: "Der Kapitän geht als erster von Bord, am besten sofort", war auf der Dortmunder Südtribüne angesichts der Abgangs nach München zu lesen.

Die Mutter aller dramatischen Seitenwechsler-Geschichten lieferte aber Lothar Matthäus im Jahr 1984. Das Fernsehen verschob extra "Donald Ducks Geburstagsparty", als der damalige Mönchengladbacher im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München im Elfmeterschießen scheiterte. Gladbach verlor das Endspiel, Matthäus Wechsel zu den Bayern stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest.

Spekulationen um einen absichtlichen Fehlschuss des Weltmeisters von 1990 zugunsten des neuen Arbeitgebers halten sich bis heute. "Das war einer der Momente, die ich gerne aus meiner Karriere löschen möchte", sagte Matthäus 2015. Für das Gladbacher Publikum wurde er in den folgenden Jahren bei seinen Auftritten am Bökelberg nur noch der "Judas".

Ein Lied von derartigen Schmähungen kann auch Andreas Möller singen. Der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer traute sich im Jahre 2000 beinahe nicht, den Wechsel des Mittelfeldspielers von Dortmund nach Gelsenkirchen zu verkünden. Er mag den Widerhall geahnt haben. Alteingesessene Schalker kündigten ihre Mitgliedschaften, Fanklubs schickten Dauerkarten zurück.

Auf Plakaten wurde Möller als "Zecke" verhöhnt und "in der Hölle" willkommen geheißen. Doch Möller setzte sich auf Schalke durch. "Ich war im letzten Drittel meiner Karriere noch sehr, sehr erfolgshungrig, und davon konnte Schalke natürlich profitieren", sagte er rückblickend im Jahre 2013. Mit elf Vorlagen hatte er in der großen Anteil an der Vizemeisterschaft 2001 und verdiente sich Respekt. Genau darauf hofft nun auch Mats Hummels.

(areh/sid)
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