Neuer Coach kommt an Stöger weckt beim BVB Erinnerungen an Klopp

Marbella · Schwächelnde Stars, fehlender Teamgeist - Peter Stöger hat beim BVB eine knifflige Aufgabe übernommen. Gleichwohl verspürt der nur bis Saisonende verpflichtete Coach große Vorfreude auf die Rückrunde. Die Spieler sind voll des Lobes.

Peter Stöger: Wiener, BVB-Coach, Karnevals-Fan
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Das ist Peter Stöger

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Foto: dpa, geb

Bei den zuletzt leidgeprüften Profis von Borussia Dortmund ist der Spaß am Fußball zurück. Dazu trägt nicht nur das sonnige Wetter im Trainingslager von Marbella bei. Die Arbeit mit dem neuen Trainer Peter Stöger scheint die Zweifel an der eigenen Leistungsstärke zu vertreiben. In vielen Einzelgesprächen mit den Profis versucht der Österreicher, den rätselhaften und markanten Formeinbruch des Teams in der Hinrunde zu ergründen. "Nach vorn zu schauen bedeutet auch, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen", kommentierte der Bosz-Nachfolger den erhöhten Redebedarf.

Die schwarz-gelbe Trainingskleidung wirkt bei Stöger nach viereinhalb Jahren in Köln noch immer ungewohnt. Und doch scheint es, als sei er beim BVB schon lange dabei. Die Dortmunder Führungskräfte Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc schloss der Coach zur Begrüßung nach der Winterpause freundschaftlich in die Arme. Und auch mit den Profis pflegt er bei aller Professionalität einen unverkrampften Umgang. Anders als in seiner kurzen Zeit vor der Winterpause mit großer Terminhatz bietet sich ihm in Spanien die Chance, sein neues Team besser kennenzulernen.

Stögers Wiener Schmäh, sein authentisches Auftreten und seine Fußball-Philosophie kommen beim Revierklub gut an. Außenverteidiger Lukasz Piszczek verwies gar auf Parallelen zu einem in Dortmund noch immer verehrten Vorgänger: "Wir reden viel übers Verteidigen und darüber, nicht mehr so hoch anzugreifen. Ähnlich wie unter Jürgen Klopp: hinten gut stehen und schnell umschalten." Vergleichbar positiv äußerte sich Nationalspieler Julian Weigl: "Er hat an den richtigen Stellschrauben gedreht."

Was Stöger im Training zu sehen bekommt, erhöht seine Vorfreude auf die Rückrunde. Sein Glaube an die Qualität des Teams ist so groß, dass er in einer ersten Bestandsaufnahme mit Geschäftsführer Watzke und Sportdirektor Zorc auf Forderungen nach kurzfristigen Neuzugängen verzichtete. "Wenn die verletzten Spieler jetzt zurückkommen, ist das ein ausgezeichneter Kader. Ich brauche im Grunde nichts dazu", sagte der 51-Jährige. Gleichwohl halten sich Gerüchte vom Interesse der Borussia an Abwehrspieler Manuel Akanji (Basel) und dem einstigen Dortmunder Henrich Mchitarjan (Manchester United).

Das nahe Comeback der Stammkräfte Marco Reus, Mario Götze, Lukasz Piszczek und Gonzalo Castro könnte Stöger dabei helfen, die knifflige Aufgabe zu meistern. "Dass alle Jungs dabei sind, macht es für mich richtig spannend", kommentierte er mit Verweis auf die im Vergleich zur Hinrunde verbesserte Personalsituation. Die größere Auswahl an Leistungsträgern soll dem mit einer Rekordbilanz in die Saison gestarteten, aber danach in acht Spielen sieglosen BVB wieder zu mehr Konstanz verhelfen. "Wir wollen schauen, dass wir mehr von dieser ersten Phase der Meisterschaft mitnehmen können. Das, was später passierte, soll ein bisschen weniger werden", sagte Stöger.

Ein vom Coach aus Köln mitgebrachter Neuzugang soll dazu beitragen, das beim BVB zuletzt mitunter verloren gegangene Wir-Gefühl zu fördern. Der Soziologe Werner Zöchling nimmt in Marbella Tag für Tag das Team gewissenhaft in Augenschein. Stöger umschrieb die Aufgaben seines jahrelangen Wegbegleiters: "Es geht darum, den Truppengeist zu erkennen und zu verbessern, Ziele zu formulieren, was wir in dieser Saison noch erreichen wollen." Schmunzelnd fügte Stöger an: "Aber er ist kein Zauberer. Sonst würde er in einer anderen Branche arbeiten und mehr Geld verdienen."

(dpa)
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