Zukunft des Stürmers völlig offen Aubameyang treibt Provokationen auf die Spitze

Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang bringt die BVB-Bosse mit seiner jüngsten Provokation an den Rand der Verzweiflung. Borussia Dortmund steht den regelmäßigen Eskapaden zunehmend ratlos gegenüber. Wie es mit dem Gabuner weitergeht, scheint derzeit völlig offen.

Pierre-Emerick Aubameyang nahm am Montag wieder am Training teil.

Pierre-Emerick Aubameyang nahm am Montag wieder am Training teil.

Foto: dpa, gki kno

Pierre-Emerick Aubameyang ließ es krachen. Lange bevor der bockige Starstürmer mit seinem funkelnden Aston Martin durch die letzte Rechtskurve auf das Trainingsgelände von Borussia Dortmund brauste, dröhnten die Motorengeräusche durch die Straßen des Stadtteils Brackel. Unüberseh- und unüberhörbar erschien Aubameyang am Tag nach seiner Suspendierung pünktlich zum Auslaufen - eine weitere Eskalation blieb aus. Die Zukunft des Torschützenkönigs ist dennoch fraglicher denn je.

Denn das Maß ist voll. Daran ließ die BVB-Spitze nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg keinen Zweifel. "Was jetzt abgeht, ist nicht zu tolerieren. So kann es nicht weitergehen", sagte der ebenso zornige wie ratlose Sportdirektor Michael Zorc. Aubameyang sei stets ein "bunter Vogel" gewesen, "doch immer diszipliniert und professionell. Das kann ich derzeit nicht erkennen."

Es scheint, als provoziere Aubameyang seinen Abschied. Er schwänzte die Abschlussbesprechung am Samstag, in der es auch um einen "gemeinsamen Verhaltenskodex" (Zorc) ging, um interne Disziplin. Den widerborstigen Stürmer hätte nach seinem Verhalten im Trainingslager womöglich eine klare Ansage erwartet. Er blieb der Sitzung fern - Trainer Peter Stöger suspendierte ihn verärgert für das Spiel, wie es bereits seine Vorgänger Peter Bosz und Thomas Tuchel für andere Verfehlungen getan hatten. Es war Aubameyangs dritter Rauswurf aus dem Kader innerhalb von 14 Monaten.

Der Verein muss wieder einmal zwischen wichtigen Toren und der ständigen Unruhe abwägen. "Es ist für uns nicht einfach", gab Zorc zu. "Die Frage ist: Wann ziehst du die Konsequenzen? Er steht schließlich für ungefähr 50 Prozent unserer Tore und Torbeteiligungen." Die Wiederaufnahme ins Training könnte ein Hinweis auf eine letzte goldene Brücke sein, Stöger bezeichnete Aubameyang nach dem Auslaufen als "Teil der Planung für das Wochenende". In England hingegen mehren sich Gerüchte über einen Wechsel zum FC Arsenal noch vor Ablauf der Transferperiode Ende Januar.

Eine weitere, später abstrus anmutende Diskussion hatte Aubameyang am Spieltag angestoßen. Via Instagram klagte er, er fühle sich von einem Journalisten rassistisch beleidigt, der für die Eskapaden das Wort "Affenzirkus" gewählt hatte. Aubameyangs Vater nahm dies zum Anlass, sich in einem Instagram-Post in Verschwörungstheorien zu ergehen, gipfelnd in einem Hitler-Vergleich und dem Satz: "Dann müssen der kleine Affe und seine Familie eben gehen." Am Montag war der Beitrag gelöscht.

Laut Verein hatte diese Episode keinen Einfluss auf die Strafe. Dennoch: Irgendwann, sagt Zorc, seien "gewisse Verhaltensweisen" intolerabel. Aubameyang habe zudem gelogen: "Die Begründung, es wäre vergessen worden, zählt für mich nicht." Fast wortgleich äußerte sich Stöger. Das Verhalten des sportlich allerdings fast unverzichtbaren Stürmers wird laut Zorc auch "monetär sanktioniert" werden.

Der BVB fühlt sich an frühere, schmerzhafte Konflikte erinnert. Dass Ousmane Dembele sich den Transfer zum FC Barcelona erstreikte, ist nicht lange her, auch Henrich Mchitarjan ging nach großem Getöse. Nun Aubameyang? "Er bringt die Mannschaft durcheinander, wir müssen ein Zeichen setzen", sagte Stöger.

Die Teamkollegen reagieren genervt. Kapitän Marcel Schmelzer hatte seinen Mitspieler bereits zum Ende des Spanien-Trainingslagers zur Ordnung gerufen. Aubameyang hatte seine Familie im Mannschaftshotel einquartiert. Torhüter Roman Bürki sprach nun aus, was viele dachten: "Jedes Team hat Regeln. Die gelten für alle, egal, wie viele Tore man schießt." Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte dem SID: "Ich stimme dem zu 100 Prozent zu."

(sid)
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