Borussia Mönchengladbach Als Borussias Fans die Ewige Stadt eroberten

Fussball · 21. Februar: 10.000 Gladbacher reisen zum Europa-League-Spiel nach Rom. Die Träume enden, die Sehnsucht beginnt.

 Partyzone Spanische Treppe: 10.000 Borussen reisten zum Europa-League-Rückspiel nach Rom.

Partyzone Spanische Treppe: 10.000 Borussen reisten zum Europa-League-Rückspiel nach Rom.

Foto: Ian Breidenbach

Die Römer, die am 21. Februar an der Spanischen Treppe im Herzen der Ewigen Stadt vorbeiflanierten, mögen sich gedacht haben: Die spinnen, die Deutschen. Überall waren Borussia-Fans, 10 000 insgesamt waren da, um ihr Team zum Wunder von Rom zu brüllen. 3:3 endete eine Woche zuvor das Hinspiel im Borussia-Park gegen Lazio, ein undankbares Ergebnis für Lucien Favres Team.

Es war ein schöner, warmer Tag. Ein Tag, gemacht für Heldentaten. Markus Schotten aus Erkelenz vollbrachte tatsächlich eine. "Stundenlang haben Fans versucht, einen gelben Ball durch ein Fenster im dritten Stock eines Hotels zu schießen — ohne Erfolg. Dann schnappt sich Schotten den Ball", schreibt Jannik Sorgatz in seinem Buch "In Kopenhagen schellt das Telefon" (Verlag Books on Demand, 15,90 Euro), einem Reisebericht über Borussias erste europäische Saison seit 16 Jahren. "Der Mann mit dem Marcelo Pletsch-Trikot versenkt den Ball tatsächlich im Fenster. Die Spanische Treppe "döpt" — die Borussia hat ihr erstes Auswärtstor erzielt", notiert Sorgatz.

Es war der letzte Gladbacher Volltreffer. Im gigantischen Olympiastadion "entscheidet Borussia das reiche Kurvenduell für sich", so Sorgatz, doch unten auf dem Rasen gibt es keinen, der den Mut zum Helden hat. Erst patzt Alvaro Dominguez — Antonio Candrea erzielt das 1:0 für Lazio. Dann lässt Marc-André ter Stegen den Ball abprallen und Alvaro Gonzales sorgt mit seinem 2:0 für die frühe Entscheidung. Borussias Europa-Tour ist vorbei.

Doch nicht die gute Laune der Fans. Sie feierten den "geilsten Klub der Welt" und wollen lange nach dem Ende des Spiels immer wieder "die Mannschaft seh'n". Fast eine Stunde nach dem finalen Pfiff des Schiedsrichters kamen viele Spieler, bereits geduscht, noch einmal heraus. Sie waren sichtlich nicht in Feierlaune, doch sie erwiesen ihren Fans die Ehre, die ihnen gebührte. Ungläubig filmten die Fußballer die Szenerie — selten bekam ein Team, das gerade ausgeschieden ist, so viel Beifall. Bevor dieser traurige, aber eindrucksvolle Abend endete, ließ sich sogar Lucien Favre vor der "Curva Sud", die an diesem Tag Borussias Nordkurve war, blicken und machte mit den Fans die Welle.

Jannik Sorgatz ließ schon während des Spiels "das Best-of meiner ersten Europacup-Saison" Revue passieren: "Tränen bei der Chsmpions-League-Hymne, Fanmarsch durch die Straßen von Kiew, mein Handtuch über dem Treppengeländer im Stadion von Nicosia, die Abende im Pub, die Zugfahrt nach Marseille, Ekstase nach Arangos Ausgleich, Erlösung durch Igor de Camargos Tore gegen Limassol, Genuss in Istanbul, ein Hinspiel-Krimi gegen Lazio — und nun eben eine schwarz-grün-weiße Invasion in Rom, die Vereinsgeschichte schreiben wird."

Rom steht seit dem 21. Februar 2013 für das Ende der Träume aller Borussen, wie schon 1977, als dort Borussias einziges Finale im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool verloren ging. Aber Rom steht seit diesem 21. Februar auch für den Anfang der Sehnsucht. Der Sehnsucht nach mehr magischen Europapokal-Nächten, die ganz bald kommen sollen. "Wir werden unsere Fans nicht mehr 16 Jahre warten lassen", sagte Marc-André ter Stegen in der Mixed-Zone des Olympiastadions.

Borussia geht als Dritter der Bundesliga-Tabelle ins neue Jahr. 2014 kann es also wieder etwas werden mit Europa. Die Bilder des Tages, an dem ganz Rom über Borussia gestaunt hat, die sich tief ins kollektive Gedächtnis der Borussen eingebrannt haben, sind Anreiz genug, alles dafür zu tun, wieder international zu spielen.

(RP)
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