Borussia Mönchengladbach Schubert wandelt auf Weisweilers Spuren

Mönchengladbach · Der 44-Jährige ist nicht mehr nur ein Mann für den Übergang, sondern einer, der Borussia in die Zukunft führen soll. Sein Vertrag ist bis 2017 datiert. Die Gladbacher sind "total überzeugt" von der Entscheidung.

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Foto: dpa/Marius Becker

André Schubert ist nicht mehr nur ein Mann für den Übergang, sondern einer, der Borussia in die Zukunft führen soll. Er reiht sich seit Freitag in eine namhafte Galerie ein: Hennes Weisweiler, Udo Lattek, Jupp Heynckes, Bernd Krauss, Rainer Bonhof, Hans Meyer und Lucien Favre sind nur einige seiner Vorgänger als Cheftrainer Borussias. Schubert ist der 20. Name in der Liste, in der Heynckes und Meyer zweimal auftauchen. Schubert ist Cheftrainer nicht nur für diese Saison, sondern auch für die nächste, bis 2017 also. "Als erster Step ist es in meinen Augen eine angemessene Vertragslaufzeit. Aber unsere Intention ist, langfristig zu arbeiten", sagte Eberl. Schubert hat sich die Beförderung verdient. Mit sehr guter Arbeit. Damit hat er überzeugt — und auch überrascht. Denn dass der Mann, der in der Bundesliga ein Novize ist, derart durchstartet, das hatte wohl auch Borussias Sportdirektor Max Eberl nicht erwartet.

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Der Masterplan des Managers war ein anderer, das gab er am Freitag noch einmal zu. Schubert wurde als "exzellente Lösung" für den Übergang nominiert, nachdem Lucien Favre Knall auf Fall entschwunden war. Eberl wollte keinen Schnellschuss, darum war einer der üblichen Verdächtigen, die auf dem Markt waren und somit schnell zu haben gewesen wären, kein Thema. Eberl wollte einen "neuen perfekten Trainer für Borussia". Dass er ihn im Sommer schon geholt hatte, konnte er nicht ahnen. "Man muss sich auch Entwicklungen stellen. André hat sich immer besser in Position gebracht. Das haben wir wohlwollend zur Kenntnis genommen. Jetzt haben wir eine gute Entscheidung gefällt", sagte Eberl.

Schuberts Verpflichtung für die U23 hatte indes durchaus den Hintergrund, für den Notfall einen Trainer in der Hinterhand zu haben, der einspringen könnte. Doch war dieser Zeitpunkt für viel später angedacht. Schubert sollte sich in der Borussen-Welt entwickeln, um an mögliche große Aufgaben heranzuwachsen. Borussia versteht sich als Ausbildungsklub, der seine Talente selbst macht — warum sollte das nur für Spieler gelten und nicht auch für Trainer? "Als Verein macht man sich Gedanken, wie man sich aufstellt. André sollte die Jugendarbeit auf eine neue Stufe bringen, schließlich war er schon in Paderborn Jugendchef. Wir haben ihn verpflichtet mit der Intention, einen sehr guten Jugendtrainer zu haben. Dass dann alles so schnell geht im Fußball, ist nicht so planbar, wie ich es mir wünschen würde. Aber wenn man solche Trainer im Haus hat, tut es dem Verein gut", sagte Eberl.

Schubert gab stets an, die Beförderung auf Zeit nicht als Chance zu sehen, sondern allein als Herausforderung. Es war natürlich beides. Denn viel größer als bei Borussia konnte die Bühne für den Neuen nicht sein: ein Traditionsklub, ein Champions-League-Teilnehmer.

Schubert ging die Geschichte locker an. Eben diese Lockerheit vermittelte er seinen Spielern, indes gepaart mit voller Konzentration. Es war genau das, was sie brauchten. Schubert fand die richtigen Worte, änderte nur Details, aber die richtigen. Er gab dem Team alles zurück, was es in den ersten Spielen verloren hatte: Spielfreude, Selbstvertrauen, Erfolg.

Eberl blieb jedoch zunächst dabei: Schubert ist ein Mann für den Übergang. Doch mehr und mehr kristallisierte sich heraus, dass die Beziehung zwischen dem Klub und dem 44-Jährigen mehr Potenzial haben könnte. Schubert revitalisierte Borussia — und mischte schnell seine eigenen Ansätze in das von Favre kreierte Borussen-Spiel hinein: höheres Pressing, eine aktivere Verteidigung, schnelleren Drang zum Tor. Die Art des Spiels passt genau zu dem Ansatz, den Eberl für Gladbach entworfen hat: frisch, fröhlich, flott und erfolgreich. Dass er auch die Profil-Anforderung Entwickler erfüllen kann, ist anzunehmen, schließlich hat er beim DFB im Nachwuchs gearbeitet und auch bei Borussia. "Ich habe ja schon gesagt: Unsere Philosophie steht über allem. Es ist wichtig, dass in Gesprächen noch mal zu thematisieren, damit da keine Missverständnisse entstehen", stellte Eberl klar. Er hat abgeklopft, ob Schubert dies bewusst ist.

Schubert hat Eberl einfach überzeugt

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Foto: afp

Max Eberl ist kein Umfaller in der Trainerfrage. Dass die guten Ergebnisse natürlich einen gewissen Druck aufgebaut haben, ist klar. Doch ist Eberls Umdenken keineswegs dem Populismus geschuldet. Und er nimmt Schubert auch nicht, weil er keine bessere Alternative hat. Schuberts Arbeit hat ihn ganz einfach überzeugt, sagt Eberl.

In den Gesprächen dieser Woche hat er sich das Konzept Schuberts noch einmal genau angehört: und sich dann entschieden, ihm einen Chef-Vertrag zu geben. "Es waren gute Gespräche, die wir geführt haben, es war gut, mal über strategische und perspektivische Dinge zu sprechen", sagte Eberl am Freitag.

Er hat in der bei der Entscheidungsfindung auch die Stimmen aus dem Team gehört, vor allem aber beobachtet, wie die Chemie in der Kabine ist. "Die Spieler haben den Trainer verstanden. Er hat den Spielern Impulse vor dem Spiel gegeben und die Mannschaft hat das auf dem Platz umgesetzt. Das war für mich das größte Argument", sagte Max Eberl.

Dass er einem Neuling in der Bundesliga das Vertrauen gibt, einem, der noch nicht gezeigt hat, wie er Krisen bewältigen kann, weiß der Manager. Doch er sieht in der Personalie kein Risiko. "Natürlich ist Erfahrung ein Faktor. Aber die kann man nur bekommen, wenn man die Chance bekommt. Wir haben einen Fußball-Lehrer, von dem wir als Verein total überzeugt sind", sagte Eberl.

(RP)
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