Borussia Mönchengladbach Arango führt den Spitzenreiter

Mönchengladbach · Als Roman Neustädter dem Kollegen Juan Arango den Ball in den Fuß gespielt hatte in jener 67. Minute, die der ästhetische Höhepunkt des Spiels seiner Borussen gegen Wolfsburg war, dachte sich der Mittelfeldspieler: "Was macht er wohl damit?" Und staunte Bauklötze. "Wie er mit dem Außenrist geflankt hat – unglaublich", sagt Neustädter. 23 Jahre ist er alt, und somit acht Jahre jünger als Arango. "Ein junger Spieler kann viel von Juan lernen. Er hat eine überragende Technik und überrascht uns immer wieder, was er mit dem Ball macht", sagt Neustädter.

Gladbach - Wolfsburg: Einzelkritik
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Als Roman Neustädter dem Kollegen Juan Arango den Ball in den Fuß gespielt hatte in jener 67. Minute, die der ästhetische Höhepunkt des Spiels seiner Borussen gegen Wolfsburg war, dachte sich der Mittelfeldspieler: "Was macht er wohl damit?" Und staunte Bauklötze. "Wie er mit dem Außenrist geflankt hat — unglaublich", sagt Neustädter. 23 Jahre ist er alt, und somit acht Jahre jünger als Arango. "Ein junger Spieler kann viel von Juan lernen. Er hat eine überragende Technik und überrascht uns immer wieder, was er mit dem Ball macht", sagt Neustädter.

Allerdings ist es mühevoll, sich Arango als Dozenten auf dem Trainingsplatz vorzustellen. Denn der Mann tut am liebsten eines: schweigen. Als es nicht lief in der vergangenen Saison, wurde dies dem Venezolaner als Schwäche ausgelegt, als Desinteresse. Doch es hat sich was getan, ab und an, so ist zu hören, kommt sogar mal ein trockener Spruch aus seinem Mund.

Vor allem aber hat sich der Fußballer Juan Arango neu erfunden: Er ist nun Künstler und Arbeiter zugleich. Wegen seines starken linken Fußes hatten ihn Sportdirektor Max Eberl und Ex-Trainer Michael Frontzeck 2009 für 3,5 Millionen Euro von Real Mallorca eingekauft. Doch Arango tat sich schwer. Zwar hatte er als Initiator von torgefährlichen Aktionen immer Spitzenwerte, seine Körpersprache ist jedoch schwierig. Phlegmatisch wirkt Arango zuweilen, emotionslos. Nur wer genau hinschaut, mag die leichten Regungen in seinen Mundwinkeln auszumachen.

Doch haben die Borussen ihn nicht als Entertainer geholt, sondern, um das Spiel der Gladbacher zu bereichern. Wegen seiner fußballerischen Klasse ist er im Team als Führungsspieler akzeptiert. Seit Lucien Favre Trainer ist, tut Arango das mit mehr Freude. Vor allem arbeitet er auch fleißig nach hinten, was wiederum Linksverteidiger Filip Daems das Leben leichter macht. Beim 1:0 in München und beim 1:1 gegen Stuttgart war der "Hurrikan der Karibik", wie sie ihn in seiner Heimat nennen, in der Rückwärtsbewegung auffälliger als im Offensivspiel; gegen Wolfsburg rochierte er mit Marco Reus, beide besetzten die Flügel. Das war der Weg an die Tabellenspitze.

Ein Kunststück hat Arango, der "total fit" (Favre) von der Copa Amercia zurückgekehrt ist, immer auf Lager. Gegen Stuttgart war es ein flattriger Distanzschuss, der knapp am Ziel vorbei flog. Und nun, beim 4:1 gegen Wolfsburg, da produzierte Arango jenen Pass, der Roman Neustädter erstaunte: Mit dem linken Außenrist, ansatzlos aus dem Lauf, zu Marco Reus, der aus der Luft einschoss. Es war Arangos 16. Assist in Gladbach, sechs Tore hat er zudem geschossen. Da er für die Freistöße zuständig ist und einen präzisen Schuss hat, könnten es mehr Treffer sein, durchaus. Doch Lucien Favre weiß, was er an Arango hat. "Er ist effizient und taktisch gut. Er hat sofort verstanden, was ich wollte", sagt der Schweizer.

Arango fühlt sich nun wohl am Niederrhein. Auch, weil "ihm unser aktives Spiel mit viel Ballbesitz, das nicht mehr nur auf Konter ausgelegt ist, besser liegt", sagt Neustädter. Arangos neue Spielfreude ist symbolisch für die neue Borussia: Er hat Spaß, und Gladbach macht Spaß. Ab und an, heißt es, spricht Arango sogar ein wenig deutsch, wenn er seine Kinder zur Schule bringt. Seine Sprache ist eher der Fußball. Sein Pass am Freitag war auch schöner als tausend Worte.

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