Borussia Mönchengladbach Aus dem Leben eines Königs
Kleve · Der Präsident von Borussia Mönchengladbach, Rolf A. Königs (72), referierte bereits zum zweiten Mal an der Hochschule Rhein-Waal. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer sprach er auch über die Entwicklung des Traditionsklubs.
Gut gelaunt betrat Rolf A. Königs den Hörsaal. Ob es an der sensationellen Hinrunde seiner Gladbacher lag (Platz drei) oder weil ihm die Hochschule Rhein-Waal so gut gefiel, darüber kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall sah er sich einem restlos "ausverkauften Haus" mit zahlreichen Interessenten gegenüber. Durchaus eine Analogie zur Fohlenelf, die man ziehen kann - wenn auch nicht in der gleichen Größenordnung. Doch bevor der 72-Jährige anfing, über sein Engagement bei der Elf vom Niederrhein zu berichten, plauderte er mit den anwesenden Zuhörern erstmal über seine beiden Unternehmen AUNDE und Isringhausen, die über den ganzen Globus verteilt produzieren und unzählige Mitarbeiter beschäftigen. Rund 1,7 Millionen Euro Umsatz machen seine Firmen. Ein Indiz dafür, dass ein Mann hinter AUNDE und Isringhausen stehen muss, der die wirtschaftlichen Vorgänge und deren Charakteristika beherrscht.
Er verließ nach dem ersten Teil des Vortrags schnurstracks den Hörsaal, um seine rosa Krawatte zu einer schwarz-grünen zu wechseln - den Vereinsfarben der Gladbacher. Dann kam der Ball so richtig ins Rollen. Dass er eines Tages mit seinem ökonomischen Know-How auch der Borussia zu einem unerwarteten Aufschwung verhelfen würde, damit hat wohl kaum jemand gerechnet - am wenigsten Königs selber. 1999 sei er beim Bundesligisten reingerutscht. Seit 2004 ist er Präsident. "Der Laden war damals daneben", gesteht er ehrlich und erzählt weiter: "Außenstehende baten mich immer wieder Teil des Präsidiums zu werden. Doch ich wies ab. Der Klub hatte Schulden, keine Struktur und keine Kultur."
Nach gut drei Monaten ließ er sich von den Aufforderungen aber weichklopfen und besichtigte den Bökelberg. Aus zunächst einem eingeplanten Stündchen wurde ein halber Tag. Und obwohl das Stadion die besten Jahre schon hinter sich hatte, entfachte das Feuer in Rolf Königs. Er fragte: "Was für Voraussetzungen muss ich denn erfüllen, um Teil des Präsidiums zu werden?" - Keine. Man müsse nur drei Monate Mitglied sein, entgegnete man ihm. Doch noch ehe der Unternehmer erwidern konnte, dass dieser Fall bei ihm nicht vorliege, hielt man ihm schon einen Antrag unter die Nase.
Die Erfolgsgeschichte begann. Denn nicht nur in seinen Unternehmen, auch bei Borussia Mönchengladbach hatte Königs einen klar definierten Plan: Restrukturierung, Sanierung, Konsolidierung. Diese drei Begriffe prägten den Wiederaufbau des Vereins. Bis 1999 standen die Fohlen ohne Fußballinternat und ohne richtige Trainingsplätze da. Insgesamt rund 95 Millionen Euro wurden dann in den neuen Fußballtempel - den Borussia-Park - sowie zehntausend Park- und elf Trainingsplätze investiert. Vor Kurzem wurde das Internat zu einer der Eliteschulen Deutschlands gekürt. Königs setzt voll auf die Jugend. Man könne keine Spieler für 40 Millionen Euro kaufen. Man müsse sich selber helfen und eigene Spieler heranziehen, so der Borussen-Boss. Die Mischung aus gut überlegten Transfers und Talenten macht's. "Für die Jugend tun wir alles. Das sind keine Kosten, das sind Investitionen in die Zukunft. Zudem sind wir bewiesen der familienfreundlichste Verein Deutschlands", erzählt ein sichtlich stolzer Präsident.
Es ist unverkennbar, wie der Höhenflug Gladbachs mit der Personalie Rolf A. Königs verknüpft ist. 1,1 Millionen Zuschauer in der Saison lockt Borussia Mönchengladbach in die Stadt, bei einem Zuschauerschnitt von 52.000 Fans pro Spiel. 60.500 Menschen sind zudem Mitglied beim Klub. Es sieht rosig aus bei den Niederrheinern. Doch das ist für Königs noch lang kein Grund, sich mit Lorbeeren zu schmücken. Auch in der Zukunft wird der Verein weiter ausgebaut. "Womöglich in diesem Jahr noch erfolgt der Spartenstich für unser Borussia-Museum auf zirka 600-800 Quadratmetern. Geplant sind auch ein Reha-Zentrum und ein Hotel", sagt Königs. Und wenn alle Stricke reißen, gibt es ja noch den ungeliebten Nachbarn, der die Borussia finanziert: "Wissen Sie, wo wir nach Gladbach den zweitgrößten Umsatz mit Fanartikeln und Merchandising machen? In Köln!"