Borussia Mönchengladbach Bei Borussia herrscht ein gutes Klima

Fussball · Borussias Teammanager Steffen Korell erklärt, warum die Gladbacher Mannschaft so gut funktioniert.

Borussia Mönchengladbach: Granit Xhaka ist wieder im Training
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Xhaka wieder im Training, Stranzl bricht ab

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Steffen Korell weiß, wie eine Fußballmannschaft tickt. Er kennt ihre Soziologie aus langer, gelebter Erfahrung. 15 Jahre war er Berufsfußballer, in Homburg, in Freiburg und in Mönchengladbach. Über 200 Spiele hat er gemacht in der Ersten und Zweiten Liga, er war Mannschaftskapitän und Führungsspieler. Nach seiner Karriere ist er immer nah dran geblieben an dem, was auf dem Rasen passiert. Heute ist der 43-Jährige Borussias Teammanager. Darum weiß er, warum das Gladbacher Gebilde derzeit so gut funktioniert: Von 19 Pflichtspielen ging nur eines verloren, Borussia ist Bundesliga-Dritter, schaffte es in die dritte Pokalrunde und hat in der Europa League gute Chancen, in die nächste Runde einzuziehen.

Die Borussen schwärmen vom guten Klima, das in der Kabine herrscht. "Die Stimmung im Team ist super. Wenn man Erfolg hat, ist es natürlich leichter, ein Team zu sein. Aber wir stehen auch im Misserfolg zusammen", sagte Granit Xhaka zuletzt. Korell bestätigt das: Die Gladbacher Spieler können gut miteinander. Sie sind sicher nicht "elf Freunde", aber eben auch nicht nur eine Zweckgemeinschaft. "Das ist wichtig, wenn eine Mannschaft funktionieren soll", sagt Korell.

Trainer Lucien Favre spielt eine wesentliche Rolle, wenn es um das Miteinander geht. "Ihn zeichnet aus, dass er sich immer wieder entwickelt. Das setzt immer neue Reize für die Mannschaft", sagt Korell. In dieser Saison hat sich der Schweizer wieder einmal neu erfunden. Vorher hatte er einen festen Stamm an Spielern und wechselte eher spät. Jetzt rotiert er von Spiel zu Spiel. Das zeigt: Favre vertraut dem gesamten Kader - und zeigt es jedem Spieler.

Dass Favre zudem einen engen Kontakt zu den Fußballern habe und viele Einzelgespräche führe, sei ein weiterer Faktor, der den Fußballern Sicherheit gebe. Darum kommen Favres Ideen an. Er arbeitet auf dem Trainingsplatz detailliert, lässt unterschiedliche Formationen und personelle Konstellationen einstudieren - so ist jeder Profi voll drin im System. Das Prinzip der Rotation sorgt für eine Wohlfühlatmosphäre.

"So hat jeder im Team das Gefühl, dass er in jedem Spiel von Beginn an dabei sein kann. Das sorgt für Motivation und Zufriedenheit, weil jeder seinen Wert für das Ganze spürt", erklärt Korell das psychologische Moment der Wechselei. "Wichtig war natürlich, dass wir die Europa-League-Play-offs gegen Sarajevo überstehen und somit entsprechend viele Spiele haben. Dafür haben wir den Kader ausgelegt", sagt Korell.

Bei der Zusammenstellung des Kaders achten die Gladbacher nicht nur auf fußballerische Qualitäten, sondern auch auf die menschlichen. "Darum ist das Scouting bei uns ein großes Thema, wir wollen Spieler, die zu uns passen - in allen Belangen", sagt Korell. Nicht nur die sportlichen Talente müssen in einer Mannschaft besetzt sein, sondern auch die verschiedenen Rollen, die ein Team ausmachen. "Wir achten darauf, dass es ein homogenes Gefüge gibt", sagt Korell.

Auch die Altersstruktur im Team muss passen. Es gibt viele junge Spieler, einige Routiniers, inzwischen aber auch genug im "besten Fußballalter". Entsprechend ist der Mannschaftsrat besetzt. Filip Daems, Martin Stranzl, Christofer Heimeroth, Tony Jantschke und Alvaro Dominguez gehören dazu. "Sie sind gerade für die jungen Spieler immer ein Ansprechpartner in der Kabine", sagt Korell. So führte Marx zuletzt den 18-jährigen Debütanten Joshua Holtby im Testspiel gegen Kaiserslautern.

Immer wieder werden Nachwuchskräfte in den Testspielen an das Profiteam herangeführt. Die enge Verzahnung der Profimannschaft mit der Jugendabteilung ist für Korell ebenfalls ein wesentlicher Faktor im Erfolgsmodell Borussia. "Zu meiner Zeit war das Profiteam weit weg vom Nachwuchs, das ist heute ganz anders. Die Fohlenphilosophie ist bei uns nicht nur ein Arbeitstitel, sondern wird gelebt", sagt Korell.

Ein weiterer Aspekt ist, dass das Team hinter dem Team funktioniert. "Das Trainerteam und das Funktionsteam sowie die medizinische Abteilung arbeiten eng zusammen. Das hilft den Spielern, wenn sie verletzt sind. Und es ist gut für die Integration", sagt Korell. Er selbst ist das Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft. Orientierungshilfen sind auch die personelle Konstanz auf der sportlichen Führungsebene und die Tatsache, dass es ein eindeutiges Konzept gibt. "Es ist klar definiert, wie Borussia sein soll. So weiß jeder, woran er ist und worum es geht", sagt Korell.

Am Samstag gegen Frankfurt geht es darum, nach der ersten Niederlage wieder in den Erfolgsmodus umzuschalten. "Ich denke, die Mannschaft ist gefestigt genug, auch mit einem Negativerlebnis umzugehen", versichert Korell. Man ist geneigt, ihm das zu glauben. Er kennt Borussia ganz genau.

(RP)
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