Borussia Mönchengladbach Bei Borussia stimmt diesmal das Gesamtpaket

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach besiegt den VfB Stuttgart mit 4:0 (1:0). Dabei überzeugte das Team von André Schubert durch alte Tugenden.

Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart: Einzelkritik
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Gladbach - Stuttgart: Einzelkritik

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Foto: afp, PST

Viel wurde und wird in diesen Wochen im Borussen-Land darüber gesprochen, was denn eigentlich mit der Defensivleistung passiert ist. Das kann kaum verwundern rund um einen Klub, dem der Schweizer Lucien Favre viereinhalb Jahre lang das Primat der Sicherheitspolitik verordnet hatte. Das ging zuweilen zwar auf Kosten des Unterhaltungswerts, aber letzten Endes eben nicht auf Kosten des Erfolgs — im Gegenteil. Nachfolger André Schubert lässt seine Borussen seit September erfolgreich Spektakelfußball spielen.

Und so lange es nicht auf Kosten der Ergebnisse ging, war das Volk die steigende Zahl der Gegentore egal. Doch seitdem die Gegentore immer öfter Siege verhindern, spricht man in Gladbach halt darüber, was denn eigentlich mit der Defensivleistung passiert ist. Diese Diskussion bot dann auch den Nährboden für das Spiel gegen den VfB. Und Gladbachs Trainer André Schubert, der bisweilen Rufen nach weniger Risiko mit trotzigem Festhalten an seinem Risikofußball zu begegnen schien, verordnete den Seinen nun gegen die offensivstarken Schwaben mehr Vorsicht. Mehr Kontrolle. Mehr Geduld. Mehr Konterfußball. Mehr Favre-Elemente irgendwie. Nur, dass das System ein 3-4-3 war.

Stuttgarter laut Xhaka überrascht

Ergebnis und Leistung gaben Schubert am Mittwochabend Recht: Borussia gewann völlig überlegen 4:0. "Wir haben schon großen Respekt gehabt vor dem Gegner, weil der VfB seit einiger Zeit sehr gut spielt, vor allem offensiv. Wir wussten, dass wir von Beginn an sehr konzentriert sein mussten und das waren wir auch", sagte Schubert. "Ich bin kein Freund von totaler Euphorie und versuche da immer, den Mittelweg zu finden. Schon zu Beginn meiner Zeit haben wir sehr gute Spiele gemacht, in denen wir aus dem Spiel wenige zugelassen. Heute war der Schlüssel, dass wir sehr gut zusammen gearbeitet und auch viel gesprochen haben." Kapitän Granit Xhaka erklärte: "Die Stuttgarter waren etwas überrascht, wie wir gespielt haben, und kamen nie so richtig ins Spiel. Wir haben heute die Balance gefunden zwischen Offensive und Defensive."

Der Gladbacher Plan ging von Beginn an prächtig auf. Gegen hoch verteidigende Stuttgarter kombinierten die Gastgeber so lange, bis einer ihrer schnellen Offensivspieler mit Tempo in den freien Raum starten konnte, statt wie sonst als Kollektiv quasi dauerhaft vorwärts zu verteidigen. Wie das mustergültig aussehen kann, skizzierte die Entstehung des 1:0: Fabian Johnson nahm recht vorne einen langen Ball im vollen Lauf am Gegenspieler vorbei mit und spielte von der Torlinie zurück in den Fünfmeterraum, wo der diesmal wie aufgedreht spielende Thorgan Hazard nach 15 Monaten ohne Mühe sein zweites Bundesligator erzielte.

Der Führungstreffer geriet danach zur Blaupause für alle zielstrebigen Angriffe der Hausherren, bei denen der schwedische Dauerbrenner Oscar Wendt mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld musste.

Ob in der Mitte oder auf außen, es ging nach einem Umschaltmoment schnell an den hüftsteifen VfB-Defensivspielern vorbei. Doch konnte weder Lars Stindl aus kurzer Distanz eine Raffael-Vorlage im Tor unterbringen, noch gelang Hazard sein zweiter Treffer — der Belgier traf nur die Latte. Überhaupt: Das offensive Borussen-Quartett Raffael, Stindl, Johnson und Hazard kombinierte sich immer wieder sehenswürdig in Richtung gegnerisches Tor, während biedere Schwaben dem nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hatten. Und so war es dann genauso folgerichtig wie hochverdient, dass Gladbachs Toptorschütze Raffael auf 2:0 stellte. Der Brasilianer erweckte eine eigentlich schon vergebene Torchance wieder zum Leben, klaute Stuttgarts Torhüter den Ball und "arbeitete" diesen ins Tor.

An einem Abend, an dem alles klappt, war es dann dem eingewechselten und zuvor mit einem Kreuzbandriss lange ausgefallenen Patrick Herrmann vorbehalten, das 3:0 zu markieren. Kevin Großkreutz setzte mit einem Eigentor den Schlusspunkt Am Ende dieses Abends war die Defensivleistung dann auch mal kein Thema im Borussen-Land. Ganz einfach, weil sie Teil eines überaus stimmigen Gesamtpakets war.

(klü)
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