Borussia Mönchengladbach Bei Borussia werden Ü30er zur Rarität

Mönchengladbach · In Gladbach könnten ab Sommer nur drei Über-30-Jährige im Kader stehen. Weniger waren es zuletzt 1991. Eine Ursache für diesen Trend ist in der generellen Entwicklung des Fußballs zu finden, andere sind dagegen Borussen-spezifisch.

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Foto: Dieter Wiechmann

Thorben Marx (33) hört auf. Filip Daems (36) auch - zumindest bei Borussia. Wenn auch Roel Brouwers (33) keinen neuen Vertrag bekommt, bekommen Borussias Ü 30-Profis in der kommenden Saison mit Müh' und Not eine Skatrunde zusammen. Oder ein Team beim Fußballtennis. Geht man davon aus, dass Max Eberl keinen Spieler jenseits der 30 verpflichtet, haben ab Sommer (Stichtag: 1. Juli) nur Martin Stranzl (34), Raffael (wird am 28. März 30) und Christofer Heimeroth (33) eine "3" vorne stehen. Weniger, nämlich zwei (Frantisek Straka und Norbert Meier) waren es in einem Gladbacher Kader zuletzt in der Spielzeit 1990/91. Doch worin liegen die Ursachen, dass Ü 30er bei Borussia immer mehr zur Rarität werden? Es sind vor allem drei Gründe, die eine Rolle spielen:

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1. Die immer frühere Reife heutiger Talente Dank der Arbeit in den Leistungszentren der Vereine, dank der Professionalisierung der Jugendarbeit kommen heutige Talente immer früher auf Bundesliganiveau an. Das ist keine Borussia-interne Erkenntnis, sondern eine, die den Profifußball generell verändert hat. "Vor zehn Jahren spielte ja kaum ein 18-Jähriger in der Bundesliga. Heute ist das anders. Spieler werden immer früher immer besser ausgebildet. Die fußballerische Entwicklung verlagert sich nach vorn. Also sagen wir: Wir investieren mehr in die Ausbildung der 13-, 14-, 15-Jährigen", sagt beispielsweise Leverkusens Nachwuchs-Chefcoach Sascha Lewandowski. Die Folge: Die gesamte Karriere eines Profifußballers verschiebt sich nach vorne. Ein Simon Rolfes beendet bei Bayer 04 im Sommer mit 33 die Karriere. Von den fünf aktuellen Ü 30ern bei Borussia ist ja auch nur Stranzl Stammspieler. Die meisten jenseits der 30 sind in der Liga inzwischen Ersatz- oder Ergänzungsspieler.

2. Borussias Leistungsaufschwung der vergangenen Jahre In den Spielzeiten zwischen 1998/99 und 2005/2006 lag die Anzahl der Ü 30er im Borussen-Kader immer zwischen sechs und neun. Doch seit die Jahre vorbei sind, in denen man in Gladbach mit Wintereinkäufen wie Jörg Böhme, Craig Moore, Tomás Galásek und Kasey Keller eine verkorkste Hinrunde korrigieren musste oder als Erstligaaufsteiger mit Erfahrung die Klasse halten oder alternde Stars wie Giovane Elber präsentieren wollte, sind Einkäufe von Ü 30ern selten geworden. Stranzl war im Prinzip der letzte, der von der "Soforthilfe" zur längerfristigen Säule wurde. Heute gilt vor dem Hintergrund einer mittel- bis langfristigen Kaderplanung Eberls Aussage, man hole entweder Führungsspieler oder Talente.

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3. Borussias Philosophie in Sachen Kaderplanung Ein maßgeblicher Baustein in der Kaderplanung bei Borussia sieht weiterhin vor, junge Spieler für wenig Geld zu holen, sie bei sich weiterzuentwickeln, und wenn dann ein großer Klub anfragt, sie dann für entsprechend großes Geld ziehen zu lassen. Genau diese Prämisse lässt es nun aber nicht zu, öfter als in Ausnahmefällen einen Spieler in gehobenem Alter zu verpflichten, weil man eben die Gewissheit hat, im Normalfall keine relevante Ablösesumme mehr für ihn erzielen zu können. Juan Arango war so eine Ausnahme. Raffael auch. "Wir müssen immer auch die Altersstruktur im Auge haben", sagt Eberl. Borussia will nicht der Verein sein, bei dem ein Profi "seinen letzten großen Vertrag" unterschreibt. Lieber den davor.

(RP)
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