Kamps Bei Yann stimmt das Gesamtpaket. Von hinten heraus die Spieleröffnung, das Mitspielen, seine große Präsenz bei hohen Bällen, außerdem ist er sehr stark auf der Linie und in Eins-gegen-eins-Situationen. Wir wussten das, wir haben vorher ja auch ein bisschen was gesehen, vor allem natürlich mit dem Fokus auf die Europapokalspiele, die er mit dem FC Basel gemacht hat. Da hat er natürlich schon viel Erfahrung, weil er über Jahre international gespielt hat. Das merkt man ihm auch an. Er ist mit Mitte 20 ja auch schon ein bisschen älter - und nun die Nummer eins in der Schweiz. Das macht auch viel aus. Für uns war es wichtig, nach dem Abgang von Marc-André ter Stegen einen Torhüter zu finden, bei dem sich die Mannschaft nicht so extrem umstellen muss, den sie weiter ins Aufbauspiel einbinden kann. Da haben wir uns fast gar nicht verändern müssen.

Sommer hat viel von ter Stegen, aber er ist Yann Sommer.

Kamps Das muss man sagen. Beide sind sehr gute Torhüter und werden ihren Weg gehen. Mich freut es, dass Yann so schnell hier angekommen ist. Er ist natürlich auch in sich sehr gefestigt und sehr klar aufgestellt. Er bereitet sich sehr gut auf die Spiele vor und ist sehr fokussiert darauf. Auch, wie er die Anzahl von Spielen wegsteckt mit Bundesliga, Europa League, DFB-Pokal und Nationalmannschaft - das ist auch für ihn eine große Menge. Das macht er sehr gut, das muss man sagen.

Anfangs hatte Sommer Schwierigkeiten, gerade bei hohen Bällen. Woran lag das?

Kamps Man darf nicht vergessen, dass er da gerade zwei Wochen im Training war nach einer Weltmeisterschaft und zuvor einer anstrengenden Saison in Basel. Eine neue Mannschaft, neue Mitspieler, vorher nicht groß zusammengespielt - da durfte man am Anfang die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Man musste Yann ein wenig Zeit geben, anzukommen. Und am langen Ende hat es aber rasend schnell geklappt. Yann hat nur einen Fehler in Pflichtspielen gemacht, die anderen waren in Testspielen.

War das Spiel in Dortmund seine beste Leistung als Borussen-Torwart?

Kamps Ich muss sagen, wir haben schon ein paar sehr gute Leistungen von ihm gesehen. Das Spiel gegen Schalke war für mich das Spiel, nach dem man sagen konnte: so, jetzt ist er hier richtig angekommen. Das Spiel hat ihm richtig gut getan, ich fand, da hat er noch mehr Bälle zu halten bekommen, als jetzt in Dortmund und ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber natürlich war er auch in Dortmund sehr gut.

Was auffällt ist Sommers enorme Sprungkraft. Er ist ja "nur" 1,82 Meter groß, macht den Größennachteil damit aber wett.

Kamps Yann hat, was das angeht, vieles mitgebracht, es ist generell ein sprunggewaltiger Typ. Er ist insgesamt sehr gut ausgebildet. Wir hatten nie Panik, dass er nicht lang genug ist. Die Weltmeisterschaft in Brasilien hat ja auch gezeigt, dass die Tendenz wieder zu kleineren Torhütern hingeht, fast die Hälfte war dort unter 1,85 Meter groß. Das sagt etwas aus.

Was für ein Typ Mensch ist Sommer? Sie arbeiten täglich mit ihm und kennen ihn vielleicht am besten in Gladbach.

Kamps Er ist ein offener, ein witziger Typ. Ich denke, so kommt er auch rüber. Auch in Dortmund die Aktion nach dem unglücklichen Tor, das wir gekriegt haben, als er sofort zu Christoph Kramer gegangen ist, um ihn zu trösten. Das sagt viel über ihn und seinen Charakter aus.

Wenn man so ein tolles Spiel macht und dann so ein Tor kriegt - was denkt man da?

Kamps (lacht) Ich stand ja nie so weit vorn, das war zu meiner Zeit anders. Aber seine Position war okay, und natürlich merkt man, was passiert. Yann hat noch versucht, anzutreten, aber da war nichts zu machen. Schade. Ich sage den Jungs immer, man muss mit allem rechnen. Aber damit kann man wohl nicht rechnen.

Haben Sie mal so ein Tor bekommen?

Kamps Ja, von Joachim Stadler, der den Ball aus 16 Metern mit der Hacke über mich gelenkt hat.

Was kann man von Yann Sommer noch erwarten?

Kamps Er ist ja jetzt schon ein Führungsspieler und untermauert das auch mit Leistungen. Ich hoffe, er bleibt uns noch lange erhalten. Aber er hat ja einen langfristigen Vertrag.