Borussia Mönchengladbach Vogts: Gold-Cup ein Vorteil für Johnson

Mönchengladbach · Im Vorjahr war der Amerikaner neu bei Borussia. Nach einer starken WM kam er spät und hatte Startschwierigkeiten. Nun verpasst er wieder einen Teil der Vorbereitung. Manager Max Eberl und Ur-Borusse Berti Vogts sehen das nicht als Problem an.

Borussia Mönchengladbach: Das ist Fabian Johnson
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Das ist Fabian Johnson

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Foto: afp, dg

Der Anruf kam beim Abendessen. "Guten Abend", sagte die Stimme am anderen Ende der Verbindung, "Ich wollte nur fragen: Kannst du dir vorstellen für die USA zu spielen?" Fabian Johnson, seit vergangenem Sommer Borusse, konnte es kaum glauben. Jürgen Klinsmann, der deutsche Trainer des US-Teams, war dran. "Er ist eine Legende. Ich war aufgeregt und sagte: Ja, natürlich."

Trainingsauftakt bei der Borussia
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Bis dahin hatte der in München geborene Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen für Deutschland gespielt, in den Jugendteams. Zwischen 2003 und 2009 machte er 35 Länderspiele für den DFB, vor sechs Jahren war er mit Deutschland sogar U21-Europameister.

Kurz nach Klinsmanns Anruf war er für eine Woche in Los Angeles beim amerikanischen Team. Das war 2011. "Die Chemie stimmte, alles war perfekt. Ich habe mich für den Wechsel entschieden", sagte Johnson der Zeitung "The Guardian". Es war eine Herzensentscheidung: "Ich habe mich immer als Amerikaner gefühlt, ich bin einfach nur in Deutschland aufgewachsen".

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Klinsmann hat inzwischen viele in Europa aufgewachsene Amerikaner rekrutiert. "Die Spieler aus Europa sind dort durch die Leistungszentren gegangen, ob in der Bundesliga oder in England, und haben darum eine tolle Grundausbildung. Sie sind taktisch hervorragend geschult und wissen, worauf es ankommt, um erfolgreich zu sein. Darum müssen wir die Ressourcen nutzen, die sich durch Familien mit amerikanischem Hintergrund ergeben. Ich finde es klasse, dass sich viele Spieler, die einen doppelten Pass haben, entscheiden, für die USA zu spielen", sagte Klinsmann zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die "Europäer" bringen das USA-Team voran. Das bekamen zuletzt auch Weltmeister Deutschland und die Niederlande zu spüren. Beide unterlagen in Testspielen den Amerikanern. Klinsmann wird für seine Linie indes auch kritisiert. "Aber wenn die Leute dann sehen, wie beispielsweise ein Timothy Chandler die Linie entlang rennt, dann verstummen die Kritiker schnell. Die Messlatte in den USA wird der Gold-Cup sein. Wenn die Jungs mit dem doppelten Pass da gut sind, wird Ruhe sein", sagte er.

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EM auf amerikanischem Boden

Beim Gold-Cup spielen die Teams aus Nord- und Mittelamerika und der Karibik seit 1991 im Zwei-Jahres-Rhythmus ihren Meister aus. 2013 siegten die USA, die nun ab dem 7. Juli mit Kanada Gold-Cup-Gastgeber sind. "Der Gold-Cup ist vergleichbar mit einer EM, er hat also einen hohen Stellenwert für die Teams, gerade für die USA. Nach den Siegen in Holland und Deutschland erwarten die Amerikaner den Sieg bei dem Turnier. Aber es wird kein Selbstläufer", sagt Berti Vogts. Der Ur-Borusse ist Berater des US-Teams, er weilt derzeit in Nashville.

Der Anspruch der Klinsmann-Mannschaft ist ur-amerikanisch: Sie will nach dem Finale am 26. Juli ganz vorn stehen. "Wir wollen den Gold-Cup verteidigen", sagt Fabian Johnson. Er gehört zu Klinsmanns Aufgebot. Das macht ihn stolz. Gleichwohl wog er die Vor- und Nachteile ab. "Der Zeitpunkt des Turniers ist nicht optimal", sagt er. Seit Montag läuft die Saisonvorbereitung der Borussen und er wird einen guten Teil davon verpassen. In Johnsons Abwesenheit wird Borussias Trainer Lucien Favre wesentliche taktische Dinge einstudieren lassen. So war es auch in der vergangenen Saison. Johnson spielte bei der WM für die USA, er tat das richtig gut, doch kam er erst kurz vor dem Ende der Vorbereitung in Gladbach an. Und tat sich schwer, ins Team zu kommen. So richtig gelang das erst in der Rückrunde. In der Schlussphase der Saison war er Stammspieler. "Seine Stärken sind jetzt in Gladbach bekannt", sagt Berti Vogts. Das ist der große Unterschied zum Vorjahr.

Sportdirektor Max Eberl wertet Johnsons Gold-Cup-Situation daher zwar als "nicht optimal", glaubt aber nicht, dass der Außenbahnspieler Probleme bekommen wird. "Er kommt fit und hoffentlich gesund zurück. Und wenn im September die Englischen Wochen anfangen, steht er zur Verfügung", sagt Eberl. Berti Vogts sieht Johnson sogar im Vorteil gegenüber seinen Gladbacher Kollegen. "Selbst wenn die USA ins Finale kommen, ist er 19 Tage vor dem Start gegen Dortmund wieder da. Dann hat er noch genug Zeit, sich ins Team zu integrieren. Und er kommt mit Wettkampfpraxis zurück, das ist mehr wert als jeder Trainingslauf ohne Ball", sagt Vogts.

Und wenn der Gladbacher "Ger-merican" (so "The Guardian") als Gold-Cup-Sieger zurückkehrt wie 2005 der damalige Torwart Kasey Keller, ist er nebenbei ein amerikanischer Soccer-Held. Das wäre gut fürs Gefühl.

(RP)
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