Borussia Mönchengladbach Borussia - Balance ist alles

Mönchengladbach · Balance im Spiel, Balance in der Außenwirkung, Balance in der Belastungsverteilung - wie Gladbach Gleichgewicht gelernt hat und lernt.

Wie mit der Wasserwaage austariert: Borussia legt auf und neben dem Platz Wert auf ein gesundes Gleichgewicht.

Wie mit der Wasserwaage austariert: Borussia legt auf und neben dem Platz Wert auf ein gesundes Gleichgewicht.

Foto: F.H.M./pixelio.de

Borussia Mönchengladbach im Sommer 2015 ist ein Verein, in dem vieles ums Gleichgewicht kreist. Die Balance zwischen Offensive und Defensive wird auch in der kommenden Saison ein entscheidendes Qualitätskriterium der Mannschaft von Trainer Lucien Favre sein. Eine gesunde Mischung in der Artikulation nach außen, weder überhebliche Verbal-Eigentore, noch unpassendes Understatement, beschreibt Borussias Auftreten in der Öffentlichkeit, und wie wichtig ein intelligentes Austarieren der Belastung auf drei anstehende Wettbewerbe ist, wissen die Borussen seit der vergangenen Saison nur allzu gut.

"Die Automatismen - offensiv wie defensiv - sind nötig für unsere Mannschaft. Wenn wir das nicht schaffen, bekommen wir Schwierigkeiten. Funktionieren die Automatismen aber, funktioniert die kollektive Bewegung der Spieler, dann sind wir gut", sagt Favre. Automatismen und das Gefühl für die Balance, für den richtigen Umschaltmoment, das ist im Favre-Fußball kein Widerspruch. Beides sind Bestandteile eines taktischen Konstrukts, das seit Jahren in Gladbach gelernt ist und nachweislich funktioniert. "Es klappt einfach sehr erfolgreich, insofern glaubt da auch jeder dran, und Glaube ist im Fußball eine ganz wichtige Sache", sagt Tony Jantschke. Doch auch ein so positiv-automatisiertes System wird quasi jeden Sommer modifiziert und auf die Probe gestellt. Dann, wenn Eckpfeiler gehen und neue Spieler neue Eckpfeiler werden müssen. "Wir hatten mit Max Kruse und Christoph Kramer zwei Spieler, die das System perfekt verinnerlicht hatten. Natürlich dauert das immer ein bisschen, bis die Neuen das verinnerlicht haben, aber es ist auch kein Hexenwerk. Das ist einfach ein Konstrukt, was steht. Da sind Namen dann auch austauschbar. Wir haben es jedenfalls jahrelang geschafft, Abgänge zu kompensieren, und ich denke, das ist eine große Stärke", sagt Jantschke.

Spielintelligente Neuzugänge in die Geheimnisse und Details des System Favre einzuweihen, das erfolgt erwartungsgemäß über Trainingsarbeit und Spielpraxis, aber ohne die Spielintelligenz eines jeden Spielers ginge das Ganze eben nicht, weil die letzten Prozentpunkte in Richtung der perfekten Balance eben von Handlungsschnelligkeit und Gefühl für die Situation abhängen. Dass all das nicht von heute auf morgen passiert, ist jedem klar. "Es wäre ja komisch, wenn die Neuen ab dem ersten Tag schon alles wüssten, wie es bei uns läuft. Aber sie machen das sehr gut", sagt Granit Xhaka. So gut, dass Kollege Jantschke in eine Art ungläubiges Schmunzeln verfällt, wenn er sich in Erinnerung ruft, wie gut zum Beispiel gegen Porto das Sturmduo Raffael/Stindl bei dessen Premiere harmonierte.

Harmonisch klingt im Gesamtbild auch das, was von den Borussen-Protagonisten in diesen Wochen vor der Champions-League-Premiere nach außen dringt. Keine unpassenden Kampfansagen, aber auch kein "Kleiner Machen, als man ist". Balance ist auch hier die Maxime. Das Selbstbewusstsein in Gladbach ist in den vergangenen Jahren gewachsen, der Blick für die Realität aber nach wie vor da. Letztere sieht indes vor, dass die Belastungsverteilung in einer Saison mit Auftritten in der Königsklasse noch einmal eine neue Herausforderung darstellt - mental wie physisch.

Balance ist also Borussias Basis des Erfolgs. Nicht erst seit gestern, aber künftig vielleicht noch mehr.

(RP)
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