Borussia Mönchengladbach Borussia hat im Sommer gut eingekauft

Mönchengladbach · Yann Sommer, André Hahn, Thorgan Hazard und Ibrahima Traoré sind die erhofften Verstärkungen, Fabian Johnson fällt ein wenig ab.

Das Hinrunden-Zeugnis der Borussia
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Borussia wollte mehr qualitative Breite. Und das Spiel über die Flügel sollte verstärkt werden. Das waren die wesentlichen Parameter für die Transferpolitik des Sommers. Zudem musste Torwart Marc-André ter Stegen ersetzt werden, der zum FC Barcelona ging. Ein Gros der 11,25 Millionen, die vor der Saison in das Team investiert wurden, gab Borussia für den neuen Mann zwischen den Pfosten aus: Acht Millionen Euro überwiesen sie für Yann Sommer an den FC Basel. Die anderen Neuen wurden geholt, um Trainer Lucien Favre für das Offensivspiel neue und mehr Optionen zu bescheren. André Hahn (24) kam für 2,25 Millionen Euro aus Augsburg, Thorgan Hazard (21) wurde für 1,5 Millionen vom FC Chelsea ausgeliehen, Ibrahima Traoré (26, Stuttgart) und Fabian Johnson (27, Hoffenheim) waren ablösefrei.

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Foto: Dieter Wiechmann

Nach einem Bericht der "Bild" wird Hazard den Borussen über die Ausleihe hinaus erhalten bleiben. Der Klub will den Belgier demnach für rund acht Millionen Euro kaufen. Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht. Sportdirektor Max Eberl hatte gegenüber unserer Redaktion allerdings schon nach Ablauf der Hinrunde erklärt, dass die Borussia den Belgier langfristig binden will.

Yann Sommer Anfangs hatte der Schweizer (2430 Einsatzminuten) Abstimmungsprobleme mit den neuen Kollegen in der Defensive. In der Vorbereitung und im Europa-League-Play-off in Sarajevo patzte er. "Aber für mich gab es nie einen Zweifel, dass er zum Rückhalt wird, ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl", sagte Sportdirektor Max Eberl. Tatsächlich kam Sommer dann schnell an und wurde zum erhofften Rückhalt. Teilweise zeigte er Weltklasseleistungen. Er hat große fußballerische Qualitäten und ist so der wichtige "erste" Aufbauspieler. Auch in den klassischen Torwart-Disziplinen passt es: Sommer hat großartige Reflexe, ist stark in Eins-gegen-Eins-Situationen und hat eine enorme Sprungkraft, mit der er seinen Größen-Nachteil wettmacht - so hat er seinen Strafraum gut im Griff. Bei den Fans kommt der Sommer bestens an, er ist auf dem Weg, Publikumsliebling zu werden.

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André Hahn Der Flügelstürmer (1442 Einsatzminuten) legte einen Blitzstart hin. Sechs Tore erzielte er insgesamt: Drei in der Bundesliga, zwei in der Europa League und eins im Pokal. Hinzu kommen fünf Assists. Vor allem war Hahn der Mann für wichtige Tore: Fünfmal erzielte er das 1:0 und wurde somit zum "Dosenöffner" - nach seinen Führungstreffern gab es lauter Siege. Hahn ist ein Spieler mit außerordentlicher Körperlichkeit, er ist schnell und entschlossen vor dem Tor. Lucien Favre hat Hahn bisher nur als Außenspieler eingesetzt, vor allem rechts, aber auch links. Hahn könnte auch Zentralstürmer sein, wie in der Frühphase seiner Karriere. Das ist vielleicht eine Option für die Zukunft. Hahn indes ließ im zweiten Teil der Hinrunde etwas nach, weil er sein Spiel nicht mehr so recht durchbringen konnte. Zuletzt traf er am 2. November beim 3:1 gegen Hoffenheim. Hahn muss sein Repertoire etwas erweitern, um weniger ausrechenbar zu sein.

Thorgan Hazard Der junge Belgier (1022 Einsatzminuten) brauchte etwas, um in der Bundesliga (15 Einsätze, vier von Beginn an) anzukommen. Lucien Favre gab ihm zunächst vor allem international (7) und im Pokal (2) Spielzeiten - auf dem Flügel und als hängende Spitze. Hazard deutete bei den ersten Kurzeinsätzen sein großes Potenzial an: Gegen Sarajevo schaffte er einen Doppelpack inklusive eines tollen Freistoßtreffers. Hazard traf zweimal in der Europa League, einmal im Pokal und im vorletzten Heimspiel gegen Berlin auch in der Bundesliga. Zudem bereitete er insgesamt sieben Tore vor. Hazard ist hochbegabt. Er ist technisch versiert, schnell mit dem Ball, hat ein gutes Gefühl für das Spiel und den entscheidenden Pass und ist torgefährlich, wenn auch nicht immer cool genug vor dem Ziel. Er hat eine gute Übersicht, zuweilen will er aber noch zu sehr mit dem Kopf durch die Wand. Borussia will Hazard über die Saison hinaus halten und verhandelt bereits mit Chelsea. Es wäre eine richtig gute Investition.

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Gesichter und Szenen der Hinrunde

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Ibrahima Traoré Der 26-Jährige (1020 Einsatzminuten) ist ein klassischer Flügelstürmer: klein, wendig und wieselflink. Traoré will immer etwas bewegen. Der kleinste Borusse (1,72 Meter) versucht es öfter mal aus der Distanz, ist auch ein guter Freistoßschütze und hat einige Tricks im Eins-gegen-Eins auf Lager. Damit reißt er Löcher in die Abwehrreihen der Gegner. Er ist sehr engagiert, manchmal aber zu wild, seine Laufwege kann er im Favre-System noch optimieren. Was die Defensivarbeit angeht, muss er sich noch etwas umstellen, da der Aufgabenkatalog im Vergleich zu dem in Stuttgart umfangreicher ist. Zu Beginn der Saison war er Stammkraft, nach seinen Länderspielreisen kam er etwas aus dem Tritt und wurde dann vor allem in der Europa League (2 Tore, 1 Assist) und im Pokal (1) eingesetzt. In der Liga ist er noch torlos, bereitete aber zwei Treffer vor. Er wird in den ersten Wochen der Rückrunde fehlen, denn er hat sich mit Guinea für den Afrika-Cup qualifiziert. Er wird Favre als Option für das Besondere fehlen.

Fabian Johnson Der US-Amerikaner kam mit der Empfehlung einer großartigen WM nach Gladbach. Doch wegen der WM stieg er erst spät in die Vorbereitung ein und hat den Rückstand noch nicht so recht aufgeholt. In Hoffenheim hatte ihn Markus Gisdol zum Rechtsverteidiger umgeschult, doch Lucien Favre sieht Johnson vor allem als linken Offensiven. Der Zweikampf mit Julian Korb, den viele erwartet hatten, fand somit nicht statt. Johnsons Vielseitigkeit - er kann auf Außen alle vier Jobs übernehmen - geriert ihm bei Borussia bislang eher zum Nachteil: Er ist Backup für viele Kollegen, aber kaum einmal erste Wahl (wettbewerbsübergreifend sieben Startelf-Einsätze). Zudem war Johnson zwischenzeitlich verletzt. 699 Einsatzminuten hat er beisammen, 350 in der Liga (10 Einsätze), 344 in der Europa League (5) und fünf im Pokal (1). Johnson ist noch torlos, hat aber insgesamt drei Treffer vorbereitet. Von ihm darf man aber noch deutlich mehr erwarten.

Fazit Die Durchschnittswertnote der Neulinge ist eine 2-. Ergo hat Borussia im Sommer gut eingekauft. Entsprechend fällt Max Eberls Fazit aus. "Ich denke, die Neuzugänge hatten alle ihren Anteil an dieser erfolgreichen Hinrunde. Alle fünf haben sich schnell in die Mannschaft integriert. Die starke Konkurrenzsituation in unserem Kader hat dazu geführt, dass jeder Spieler in jedem Spiel, in dem er die Chance hatte, sich zu zeigen, eine Top-Leistung bringen musste. Wir sind froh, dass wir diese Breite, Qualitätsdichte und unterschiedlichen Spielertypen im Kader haben. Jeder spürt, dass er wichtig ist. Diese Gesamtsituation ergibt ein rundes Bild", sagte der Manager.

(RP)
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