Borussia Mönchengladbach Alpha-Tier Yann Sommer

Mönchengladbach · Borussias Torwart steht am Anfang des Spielaufbaus seiner Mannschaft und ist zugleich der erste Achsenspieler.

Yann Sommer: So tickt der neue Keeper des FC Bayern München
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Das ist Yann Sommer

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

In Mönchengladbach hat sich eine gewisse Art des Fußballs etabliert. Es geht um schönen Fußball, um hochwertigen Kombinationsfußball, der mehr flach als hoch gespielt wird. Diese Art des Spiels, darauf hat Sportdirektor Max Eberl zuletzt noch einmal hingewiesen, sei die Grundlage für die Entwicklung des Klubs. Doch sie hat auch Konsequenzen.

Eine ist, dass ein klassischer Strafraumstürmer nicht wirklich reinpasst ins Borussen-Spiel. Dass derzeit die Nummer 9 bei Borussia nicht besetzt ist, kann entsprechend interpretiert werden. Der eigentliche Grund ist, dass der bisherige Besitzer Josip Drmic die Zahl nicht mehr haben wollte, weil sie ihm kein Glück brachte. Der noch immer angeschlagene Offensivmann hat nun die 18. Borussia hat also keine 9 im Kader - und ihre "Neuner", die zentralen Stürmer, sind eher "Neuneinhalber", Mischwesen aus Stürmer und offensivem Mittelfeldspieler: Raffael, Thorgan Hazard, Lars Stindl.

Eine andere Folge des Gladbacher Systems ist, dass es bestimmte Anforderungen an die Torhüter gibt: "Er ist ein kleiner Spielmacher", sagt Yann Sommer, die Nummer 1. Ein Spielmacher aus der tiefsten Tiefe möchte man hinzufügen, von da, wo früher ein gewisser Franz Beckenbauer die Position des Liberos erfand, den Spielmacher hinter der Abwehr. Genau genommen könnte Sommer, gemäß der klassischen Nummernfolge des Fußballs, auch die 5 auf dem Rücken tragen.

Sommer ist derzeit im Trainingslager am Tegernsee im Stress, denn die Übungseinheiten sind lang, auch für die "Arbeitsgruppe Ballfänger", die meist separat auf dem Nebenplatz trainiert. Torwarttrainer Uwe Kamps hat wieder ballorientierte Ausdauerübungen erdacht, die zugleich das Torhüterspiel schulen. Dazu gehört in Gladbach der Fuß. "Das ist nicht in allen Klubs so, woanders werden vor allem lange Bälle nach vorn gespielt vom Torwart", sagt Sommer. Weil er nicht nur das Torwartspiel sehr gut beherrscht, sondern auch den Ball, hat man ihn 2014 aus Basel geholt als Nachfolger des fußballerisch ebenfalls sehr begabten Marc-André ter Stegen.

Sommer ist Ballfänger und Ballverteiler, der erste Aufbauspieler. Zugleich ist er der Anfang der Borussen-Achse. Die ist das Rückgrat des Teams und wird fortgeführt über, künftig wohl, Matthias Ginter, dann Christoph Kramer und Lars Stindl bis zu Raffael.

Dass Ginter erst am 24. Juli einsteigt, sieht Trainer Dieter Hecking nicht als Hinderungsgrund für die Führungsansprüche des Ex-Dortmunders. "Er hat dann noch fast einen Monat Zeit, sich zu integrieren", sagt Hecking über den 23-Jährigen. Auch Yann Sommer traut Ginter zu, schnell einer der Bosse zu werden. "Er hat Routine und viel Erfahrung, er wird uns sehr helfen", vermutet Sommer.

Für Hecking ist ein weitgehend fixes Zentrum die Grundlage mannschaftlicher Stabilität. Drumherum kann er freier gestalten. Eine funktionierende Achse macht es dem Rest leicht, stabil zu sein, sie gibt Halt und trägt zum Wohlgefühl bei. In der Rückrunde der vergangenen Saison hat Hecking seine Achse schnell aufgestellt, das trug zum rasanten Aufschwung bei. Als Kramer und Raffael wegbrachen, wirkte sich das deutlich auf das Gesamtgefüge aus. Darum ist es wichtig, dass es B-Achsenspieler gibt. Verteidiger Jannik Vestergaard und Raffaels Kronprinz Thorgan Hazard zum Beispiel. Beide sollten den Anspruch haben, sich in der kommenden Saison noch mehr als bisher als Führungsspieler aufzustellen.

Wie schnell Zukauf Denis Zakaria auf der Sechserposition in so eine Rolle schlüpfen kann, wird sich zeigen. Vincenzo Grifo könnte die Achse bis auf den Flügel ausweiten. Dann wäre es fast ein festes Gerüst. Doch auch da wäre Sommer der Anfang von allem. Borussias Torwart ist in vieler Hinsicht ein Alphatier.

(RP)
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